Gütesiegel-Dschungel

Willkommen im Gütesiegel-Dschungel!

Gütesiegel sind Wegweiser. Sie geben uns bei der Produktauswahl Orientierung und erleichtern Kaufentscheidungen. Sollten sie zumindest. Doch ihre Vielzahl verwirrt oft eher, als sie hilft. Wir befinden uns also in einem wahren Gütesiegel-Dschungel!

Wer sich um unsere Umwelt sorgt, kauft nachhaltig. Das sollte mithilfe verschiedener Gütesiegel gar nicht so schwierig sein. Die Produktkennzeichen helfen uns beim nachhaltigen, umweltfreundlichen und natürlich qualitätsbewussten Einkaufen. Was kommt woher? Wo ist was drinnen? Siegel wollen uns schnelle Antwort auf diese Fragen liefern. Und von diesen gibt es inzwischen richtig viele.

Jedenfalls scheint der riesige Gütesiegelmarkt zu bestätigen, dass immer mehr Produkte nachhaltig und umweltfreundlich hergestellt werden. Schließlich gilt doch: Ist ein Siegel drauf, dann ist auch was Gutes drin. Doch diese Unmenge an Labels macht KonsumentInnen das Leben nicht gerade einfach. Den Durchblick zu behalten, ist nahezu unmöglich geworden. Stellt sich die berechtigte Frage: Sind Gütesiegel überhaupt noch sinnvoll?

Gütesiegel überfluten den österreichischen Markt

Gütesiegel gibt es schon lange. Die Diskussion über ihre Glaubwürdigkeit auch. Birgit Beck, Ernährungswissenschafterin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), arbeitet bereits seit 25 Jahren mit dieser Materie. Sie bestätigt: „Die aktuelle Situation ist für die KonsumentInnen unbefriedigend und undurchschaubar.“ 

Gütesiegel-Dschungel Birgit Beck
Birgit Beck arbeitet seit fünfundzwanzig Jahren beim Verein für Konsumenteninformation. Genauso lange beschäftigt sich die Ernährungswissenschafterin mit der komplexen Welt der Qualitätssiegel. Sie weiß also, welcher Weg uns wirklich aus dem Gütesiegel-Dschungel führen kann.Foto: Verein für Konsumentenschutz

Stellt sich für uns vor allem die Frage: Warum sind diese Siegel, Zertifikate und Labels wie die Schwammerl aus dem Boden geschossen? Fangen wir einmal bei der Definition einer solchen Plakette an. Wikipedia verrät: „Als Gütesiegel‚ Gütezeichen oder Qualitätssiegel werden grafische oder schriftliche Produktkennzeichnungen bezeichnet, die eine Aussage über die Qualität eines Produktes machen sollen.“ 

Der Haken an der Sache: Grundsätzlich kann ziemlich jeder eine Art Siegel für sich kreieren, die Bestimmungen sind nämlich eher schwammig. Deshalb sind in der EU mehr als 100 Batches unterwegs, die alle behaupten, ein Bio-Produkt zu kennzeichnen. So kommt es, dass der VKI in seinem Leitfaden allein aus der Lebensmittelbranche 105 Gütezeichen nicht nur anführt, sondern genau unter die Lupe nimmt. Das ist also nur ein Auszug aus der tatsächlichen Anzahl. Und so verwundert die Aussage von Dario Sarmadi von der Verbraucherorganisation Foodwatch keineswegs: „Der Konsument muss erst mal ein Siegeldiplom machen, bevor er einkaufen geht!“

Mit der richtigen Information durch den Gütesiegel-Dschungel

Freilich, die dazugehörige Schule existiert nicht. Wohl aber Menschen, die sich wirklich auskennen – wie eben Birgit Beck. Sie rät: „Immer auf die Kontrollstelle des Siegels achten!“ Also auf die Herkunft und den Background. Ein Siegel hat nur dann einen Wert, wenn es auch von einer unabhängigen Instanz als sinnstiftend qualifiziert wurde.

Das bedeutet: Wenn man ein Zertifikat vor sich hat, erst einmal einen Blick auf die Organisation, die sich hinter dem Label verbirgt, werfen. Manchmal kann der Inhaber eines Siegels schon einen Hinweis auf dessen Glaubwürdigkeit liefern. So ist etwa bei Siegeln Vorsicht geboten, bei denen sich der Hersteller und die Zertifizierungsorganisation nicht unterscheiden. In so einem Fall liegt der Verdacht nahe, dass hierbei jemand „Greenwashing“ betreibt – also dass versucht wird, durch Marketing und PR-Aktionen einem Produkt ein „grünes Mascherl“ umzubinden, das keines verdient. Um in Wahrheit KonsumentInnen zu täuschen.

Das Gütesiegel-Starterpack

Transparenz ist also ein Muss. Ein gutes Gütesiegel muss auf nachgeprüften und nachvollziehbaren Kriterien beruhen. Und diese müssen für jedermann zugänglich sein. Aber: Diese Labelrecherche nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Daher macht es Sinn, sich einfach die für jede Produktgruppe gängigen Siegel einzuprägen und eben nach Produkten Ausschau zu halten, die diese speziellen und offensichtlich besten Zertifikate tragen. So bahnt man sich langsam aber doch einen Weg durch den Gütesiegel-Dschungel. Hier schon einmal ein erster schneller, aber auf jeden Fall schon qualifizierter Überblick:

Bio Austria

Gütesiegel-Dschungel Bio Austria
Herkunft und Tierwohl werden bei Bio Austria ganz groß geschrieben.Foto: Bio Austria

Österreich kann mit qualitativ hochwertigen Produkten auf ganzer Linie überzeugen. Für KonsumentInnen stehen Qualität und Herkunft ganz oben auf der Prioritätenliste. Gleiches gilt auch beim Label „Bio Austria“. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss österreichischer Bäuerinnen und Bauern – natürlich alles bio. Produkte, die mit dem Bio Austria Siegel gekennzeichnet sind, erfüllen Anforderungen der EU-Bio-Verordnungen – und darüber hinaus. In einigen Bereichen, wie etwa dem Düngen, gelten über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehende Anforderungen. Ganz besonders steht aber die artgerechte Haltung aller Tiere im Vordergrund.

DLG-Qualitätssiegel

Gütesiegel-Dschungel DLG-Siegel
Für die flauschigen Lieblinge nur das Beste: Das DLG-Siegel kennzeichnet qualitativ hochwertiges Tierfutter.Foto: DLG-Qualitätssiegel

Nicht nur Lebensmittel für Menschen können ein Gütesiegel tragen. Auch für Tierfutter gibt es verschiedene Labels. Besonders erwähnenswert ist dabei das DLG-Qualitätssiegel. Die im Tierfutter verwendeten Rohstoffe werden streng kontrolliert. Genauso die Fütterungsweise der Tiere. Tierwohl sollte stets im Vordergrund stehen. Mit diesem Siegel werden die tierischen Lieblinge sicherlich mit dem besten Futter versorgt.

Hand in Hand 

Hand in Hand
Das Hand in Hand-Siegel garantiert faire Produktions-Bedingungen für alle. Für Mensch, Umwelt und Tier.Foto: Hand in Hand

Das Öko-Siegel „Hand in Hand“ gilt als wahrer Vorreiter beim Labelcheck. Die damit versehenen Produkte bestehen definitiv aus biologisch produzierten Rohstoffen. Ehrliches Credo hinter dem Mascherl: Mensch, Tier und Umwelt sollen in keiner Weise in Konkurrenz zueinander stehen. Das Siegel beinhaltet neben der Verpflichtung zum kontrolliert biologischen Anbau auch noch eine Reihe von anderen Mindestkriterien, wie etwa eine faire Entlohnung sowie die Einhaltung der Arbeits- und Menschenrechte. Wer das Siegel erhalten will, muss sich an das Verbot von Brandrodung sowie Rodung von Primärwald halten. Produkte mit Rohstoffen aus dem globalen Süden, wie etwa Kakao oder Kaffee, können mit diesem Siegel gekennzeichnet werden.  Zu finden sind die gekennzeichneten Produkte meistens in ausgewählten Bio-Läden.

Österreichisches Umweltzeichen

Gütesiegel-Dschungel Österreichisches Umweltzeichen
Das österreichische Umweltzeichen ist ein wahres Siegel-Urgestein.Foto: Österreichisches Umweltzeichen

Das Österreichische Umweltzeichen fällt vor allem mit dem kreativen Logo auf. Dieses wurde von keinem Geringeren als Friedensreich Hundertwasser entworfen. Bereits 1990 wurde das Siegel vom Umweltministerium ins Leben gerufen. Es setzte schon damals den Grundstein für eine nachhaltige Wirtschaft. Derzeit deckt es mit 62 Richtlinien eine Vielzahl von ökologisch besonders relevanten Bereichen ab. Mehr als 4.300 Produkte und auch Dienstleistungen von über 376 Betrieben erfüllen diese Richtlinien. Die Richtlinien gelten für Umweltauswirkungen beim Gebrauch, bei der Herstellung und der Entsorgung der Produkte. Außerdem wird auch die Sicherheit, Langlebigkeit und Reperaturmöglichkeit bis ins kleinste Detail geprüft.

ASC-Zertifikat

Gütesiegel-Dschungel ASC
Wirklich frischer Fisch trägt das ASC-Siegel. Mit dem Siegel soll eine verantwortungsvolle Fischzucht möglich sein.Foto: ASC

Die Aquaculture Stewardship Council (ASC) ist eine unter Beteiligung der WWF gegründete Organisation. Mit dem Fisch-Gütesiegel soll für eine weltweite verantwortungsvolle Fischzucht gesorgt werden. Dazu werden regelmäßig die Wasserqualität, das Fischfutter und die Antibiotikagaben kontrolliert, ebenso die herrschenden Arbeitsbedingungen. So sollen Kinder- und Zwangsarbeit ausgeschlossen werden. 

Cruelty-Free-Siegel

Cruelty-Free-Siegel
Das Cruelty-Free-Siegel tragen Make-Up-Produkte, die völlig ohne Tierversuche hergestellt worden sind.Foto: Cruelty-Free-Siegel

Beauty-LiebhaberInnen aufgepasst: Das Cruelty-Free-Siegel ist für euch besonders wichtig. Das von der Tierschutzorganisation PETA vergebene Zertifikat zeichnet Kosmetiklabels aus, die bei der Herstellung ihrer Produkte völlig auf Tierversuche verzichten. Denn leider: Tierversuche sind bei manchen Firmen wirklich noch völlig normal. Gerade deshalb eines der wichtigsten Qualitätszeichen in der Beautybranche.

GOTS-Siegel

GOTS - Siegel
Wer auf nachhaltige Kleidung setzt, achtet auf das GOTS-Siegel.Foto: GOTS-Siegel

Produkte, die das Global Organic Textile Standard-Siegel tragen, müssen zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, mit dem Zusatz „bio“ und „kbA/kbT“ mindestens zu 95 Prozent. Bio soll sich also nicht nur in unseren Supermarktregalen wiederfinden, sondern eben auch auf dem Kleiderbügel. Wer also wirklich hochwertige biologische Textilware kaufen möchte, muss auf dieses Siegel achten.

Credits Artikelbild: Adobe Stock | Gorodenkoff

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