ADLER Lacke

ADLER – Dieser Lack ist noch lange nicht ab

Lange bevor Nachhaltigkeit zum Trend wurde, errichtete das Tiroler Unternehmen ADLER Lacke ein eigenes Umweltschutz- und Recyclingzentrum. Heute ist das Werk zu 100 % klimaneutral und Vorreiter bei der Entwicklung umweltfreundlicher Wasserlacke.

Die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens ADLER beginnt im Frühherbst 1934 mit einer Zeitungsanzeige. Darin ist von einem kleinen Farbengeschäft, das in Schwaz zum Verkauf steht, die Rede. Johann Berghofer steigt daraufhin mit dem Ausschnitt in der Jackentasche in Wels in den Zug, um in Tirol sein Glück zu versuchen. Anfangs arbeiten nur ein Lehrling und eine Verkäuferin für ihn. Er selbst beginnt schon bald in den Magazinräumen des Geschäftes an eigenen Farben und Polituren zu tüfteln und legt damit den Grundstein für ADLER – Österreichs führenden Hersteller von Farben, Lacken und Holzschutzmitteln.

In Berghofers Adern fließt tatsächlich Farbe

Aus dem kleinen Farbengeschäft in der Altstadt ist längst ein hochmodernes Werk mit mehr als 630 MitarbeiterInnen und Tochtergesellschaften in ganz Europa geworden. Seit rund 20 Jahren ist das Familienunternehmen fest in Frauenhand – Johann Berghofers Enkelin Andrea Berghofer leitet den Betrieb, ihre Schwester Claudia kümmert sich um die gesamte Unternehmenskommunikation. Doch nicht nur, was Frauen in Führungspositionen angeht, zählt ADLER zu den Vorreitern, sondern auch in Sachen Umweltschutz.

Wir haben Andrea Berghofer zum Interview gebeten und mit ihr über umweltfreundliche Lacke, starke Frauen und Kindheitserinnerungen gesprochen.

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Seit über 20 Jahren ist ADLER Lacke mit Andrea Berghofer als Geschäftsführerin fest in Frauenhand.Foto: ADLER Lacke

ADLER Lacke war bestimmt schon immer ein großes Thema in Ihrer Familie. Wie haben Sie das als Kind empfunden?

Andrea Berghofer: Eine meiner ersten Erinnerungen sind die Pinsel, die in unserem Farbengeschäft von der Decke baumelten. Ich war noch so klein, dass ich nicht einmal über die Ladentheke blicken konnte. ADLER war bei uns natürlich immer ein Thema – beim Frühstück, Mittag- und Abendessen. Das Betriebsgelände war anfangs für uns ein großer Abenteuerspielplatz. Später habe ich selbstverständlich im Geschäft mitgeholfen und die verschiedensten Bereiche im Werk kennengelernt.

Die meisten Menschen würden Chemie-Unternehmen und Lacke nicht unbedingt mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit in Verbindung bringen. Und doch ist Ihr Unternehmen eines der ersten in der Chemiebranche, das zu 100 % klimaneutral ist. Wie haben Sie das geschafft?

Andrea Berghofer: Durch vielfältige Maßnahmen zur Energieeinsparung und Emissionsverminderung ist es uns gelungen, unseren CO2-Fußabdruck auf ungegfähr 3.000 Tonnen zu senken – ein außergewöhnlich niedriger Wert für einen Industriebetrieb. Diese Restemissionen kompensieren wir durch Klimaschutz-Zertifikate.

ADLER Lacke ist auch Vorreiter in Sachen Wasserlacktechnologie. Was sind die Vorteile von Wasserlacken?

Andrea Berghofer: Unternehmen, die auf Wasserlacke umstellen, reduzieren die Menge der verwendeten Lösemittel bzw. deren Emissionen um beinahe 90 % und leisten damit einen wichtigen Beitrag für saubere Luft, gesunde Böden, verringerte Ozonbelastung und den Klimaschutz. Mehr als zwei Drittel unserer Produkte entstehen auf Wasserbasis – in modernsten Anlagen, die sich durch Photovoltaikanlagen selbst mit erneuerbarer Energie versorgen. Wir versuchen außerdem, immer mehr ökologische Farben und Lacke aus nachwachsenden Rohstoffen zu erzeugen. Einige unserer Produkte sind bereits mit dem Nachhaltigkeitszertifikat „Cradle to Cradle“ ausgezeichnet, viele tragen den Blauen Engel und das Österreichische Umweltzeichen. Für unser Umweltschutzengagement haben wir bereits zahlreiche Preise erhalten.

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Die modernen Anlagen der Wasserlackfabrik werden von Photovoltaikanlagen betrieben …Foto: ADLER Lacke
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… und für optimale Farbergebnisse vom Fachpersonal perfekt bedient.Foto: ADLER Lacke

Unter anderem haben Sie auch einen Preis für Ihre SH-Technologie gewonnen. Was ist das genau?

Andrea Berghofer: Mit der SH-Technologie ist uns eine bahnbrechende Entwicklung gelungen: ein Lack, der sich selbst heilt! Winzige Risse und Beschädigungen in der Lackoberfläche, zum Beispiel von Fensterrahmen, die einem Hagelschlag ausgesetzt waren, versiegeln sich vom Lackinneren heraus. So kann Abblättern vermieden werden. Auch das ist ein Beitrag zur Langlebigkeit und damit zum Umweltschutz.

Setzen Sie auch bei der Verpackung Ihrer Produkte auf Abfallvermeidung oder recyclingfähige Materialien?

Andrea Berghofer: Abfallvermeidung ist uns selbstverständlich ebenfalls ein großes Anliegen. Viele unserer Produkte werden in Mehrweggebinden ausgeliefert. Und sogar das Gebinde unserer auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellten Wandfarbe Aviva Terra-Naturweiß besteht zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial.

1995 hat Ihr Unternehmen ADLER Lacke ein eigenes Umweltschutz- und Recyclingzentrum eröffnet. Was kann man sich darunter vorstellen?

Andrea Berghofer: Dort befinden sich Waschanlagen für die Mehrweggebinde, Behälter und Container, eine Mülltrennungs- und Verwertungsabteilung, eine katalytische Nachverbrennung von Lösemitteldämpfen und eine Abwasserreinigungsanlage, die gerade um 250.000 Euro an das Wachstum der Firma angepasst wurde.

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Klassiker wie Aviva Terra-Naturweiß überzeugen KundInnen auch über Österreichs Grenzen hinaus.Foto: ADLER Lacke

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Doch auch diese auffälligen Farbpigmente bringen erfolgreich mehr Farbe ins Leben der Kundschaft.Foto: ADLER Lacke

Ganz ohne Chemie geht es in einem Chemieunternehmen also nicht …

Andrea Berghofer: Natürlich sind Farben und Lacke „Chemie“ – aber man darf auch nicht vergessen, dass sie zum Schutz und damit zur längeren Lebensdauer von Gebäuden, Möbeln, Fenstern usw. und somit zur Nachhaltigkeit beitragen.

Sie sind eine von wenigen Frauen in einer Führungsposition. Hatten Sie je Probleme, sich in dieser männerdominierten Domäne durchzusetzen?

Andrea Berghofer: Unsere Unternehmensgeschichte ist seit jeher von starken Frauen geprägt. Eine davon war meine Großmutter. Sie war meinem Großvater stets eine große Stütze und hat das junge Unternehmen damals sogar allein erfolgreich durch die Kriegswirren geführt. Aber wir wurden nie an unserem Geschlecht, sondern immer an unserer Leistung gemessen. Von dem her hatte ich nie das Gefühl, benachteiligt zu werden. Frauen haben sicher einen anderen Führungsstil; an Männern durchaus geschätztes Durchsetzungsvermögen wird Frauen manchmal negativ ausgelegt. Unsere Branche ist insgesamt noch immer eher männerdominiert, dabei bringen gerade Frauen wertvolle Perspektiven und Fähigkeiten ein. Deshalb haben wir uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2025 wollen wir die Zahl von Mitarbeiterinnen in Führungspositionen verdoppeln.

Sie haben zwei Kinder. Könnten Sie sich vorstellen, dass sie eines Tages ins Familienunternehmen einsteigen möchten?

Andrea Berghofer: Derzeit studieren mein Sohn und meine Tochter noch. Sie interessieren sich aber durchaus für das Firmengeschehen. Wir werden sehen, was die Zeit bringt. Wer weiß, vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen, dass meine Tochter vor einigen Jahren mitten in Schwaz ein Hufeisen gefunden hat. So wie einst mein Großvater, als er das kleine Farbengeschäft in Schwaz übernahm. Seitdem ist das Hufeisen ein Glücksbringer für unser Unternehmen.

Über ADLER:

  • Sitz: Schwaz in Tirol
  • MitarbeiterInnen: 630 (davon sind 110 im Bereich Innovation/Forschung tätig)
  • Umsatz: 115 Millionen Euro
  • Jahresproduktion:  21.000 Tonnen
  • Exportanteil: rund zwei Drittel
  • Tochterunternehmen in Deutschland, Italien, Schweiz, Polen, Niederlande, Tschechien und Slowakei
Credits Artikelbild: ADLER Lacke

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