Akku Entsorgung

Alte Akkus, leere Batterien: zwischen Risikoquelle und Recyclingchance

Was tun, wenn Akkus von Scootern, Handys oder E-Autos müde werden? Heimische Entsorgungsunternehmen entwickeln hochsensible Aufbereitungssysteme, die aus diesen Abfallprodukten der modernen Technik neue Wertstoffe machen. Aber es gibt überraschende Hürden.

Sie sind die Energiequellen unserer „elektrisierten“ Gesellschaft. Ob Elektroauto, Fahrrad, Rasenmäher, Bohrmaschine, Smartphone oder Zahnbürste: Akkus und Batterien dienen als Stromquellen abseits von Steckdosen. Ihr Vorteil: Sie ermöglichen kabellose Mobilität und autonome Versorgungssicherheit. Ihr Nachteil: Sie müssen regelmäßig ausgetauscht oder aufgeladen werden. Die Folge: Da dank technischer Innovationen immer neue Produkte auf den Markt kommen, steigt die Nachfrage nach diesen Energiequellen rasant.

Akku-Entsorgung als Sorgenkind

Allein in Österreich werden jährlich rund 4.700 Tonnen Gerätebatterien beziehungsweise Akkus verkauft. Macht pro Kopf im Schnitt 17 Batterien pro Jahr, wobei rund 40 Prozent bereits Lithium-Ionen-Batterien sind. Tendenz steigend.

Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Die Elektroschrottberge wachsen rasant. So hat laut „Global E-waste Monitor 2020“ die Menge an ausrangierten Kühlschränken, Monitoren, Handys und anderen Elektrogeräten innerhalb von fünf Jahren weltweit um 21 Prozent zugelegt. Allein 2019 fielen rund um den Globus 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott an – das entspricht hochgerechnet dem Gewicht von 350 mittelgroßen Kreuzfahrtschiffen. Für 2030 prognostiziert die UN-Studie 74 Millionen Tonnen. Das Problem: Nur rund 17 Prozent dieses Schrottbergs werden bislang eingesammelt und wiederverwertet.

Akku-Entsorgung wird in Österreich großgeschrieben

In Österreich ist die Recyclingquote deutlich höher. Perfekt ist sie aber (noch) nicht. So wurden 2019 rund 133.000 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt – um 14 Prozent mehr als im Jahr davor. Die verpflichtende und seit dem Vorjahr von 45 auf 65 Prozent erhöhte EU-Sammelquote wurde mit 62 Prozent zwar knapp verfehlt, Österreich liegt aber im europäischen Spitzenfeld. Bei den Batterien wurde die EU-Quote von 45 Prozent erfüllt. Die Zahl der gesammelten Gerätealtbatterien stieg um fünf Prozent auf 2.400 Tonnen.

Akku Entsorgung
Moderne Solar-Module halten für die Berechnungen der ExpertInnen kurioser Weise zu lange!Foto: Smartflower

In Sachen Akku-Entsorgung wird das Erfüllen der EU-Quoten aber immer schwieriger. Der Grund liegt kurioserweise im technischen Fortschritt: Die Lebensdauer von vielen Elektroaltgeräten, zu denen beispielsweise auch Photovoltaik-Module gehören, liegt mittlerweile deutlich höher als die derzeit für die Quotenberechnung herangezogene durchschnittlich in Verkehr gebrachte Masse der vorangegangenen drei Jahre. Sammelstarke Länder wie Österreich hoffen jetzt auf Änderungen bei der Berechnungsmethode.

Wertvolle Rohstoffe in nutzlosen Altstoffen

Zudem erschwert der Onlinehandel die Wiederverwertung. Denn 15 bis 20 Prozent der Elektrogeräte kommen über den Versand aus dem Ausland. Es gelte zwar auch für Onlinehändler eine Rücknahme- und Informationspflicht, die entsprechenden Informationen über Rückgabemöglichkeiten blieben aber vielfach unzureichend, wird kritisiert.

Sorgenkinder der Entsorger bleiben aber die nicht sachgerecht weggeschmissenen Lithium-Ionen-Akkus im Restmüll: Rund 1,4 Millionen dieser Akkus landen jährlich im Hausmüll. Pro zwei Tonnen ist durchschnittlich ein gefährlicher Lithium-Ionen-Akku dabei. Aufgrund der hohen Energiedichte in den Batterien und Akkus und der enthaltenen Chemikalien schlummert in ihnen bei falscher Sammlung und Lagerung (beispielsweise in Wohnzimmerschubladen), Entsorgung (beispielsweise im Restmüll) oder Behandlung nämlich ein beträchtliches Risiko.

Explosionsgefahr in Restmülltonnen

Mechanischer Druck (es reichen kleine Haarrisse in den Akkus, um giftige Gase austreten zu lassen), Stürze aus großer Höhe oder zu viel Hitze können zum Erhitzen und Explodieren der Akkus führen, warnt die Elektroaltgeräte-Koordinierungsstelle. Selbstentzündungen mit Temperaturen von bis zu 2.000 Grad können sich zu einer unkontrollierbaren Kettenreaktion ausweiten. Lithium-Batterien/-Akkus können so selbst haushaltsübliche Restmülltonnen zum Bersten bringen. Aber auch in professionellen Abfallbehandlungsanlagen in Österreich haben sie bereits zu Brandschäden in Millionenhöhe geführt. Bis zu 15-mal pro Woche kommt es allein in steirischen Abfallentsorgungsbetrieben bei der Akku-Entsorgung zu Bränden. Zu 99 Prozent sind Lithium-Ionen-Batterien der Auslöser.

Allein in Österreich werden jährlich rund 4.700 Tonnen Gerätebatterien beziehungsweise Akkus verkauft. Macht pro Kopf im Schnitt 17 Batterien pro Jahr, wobei rund 40 Prozent bereits Lithium-Ionen-Batterien sind. Tendenz steigend.

Die Entsorgungsspezialisten verweisen neben dem Sicherheitsrisiko auf ein zusätzliches Manko:  In den Geräten und ihren Batterien sind wertvolle Rohstoffe wie Nickel, Mangan, Kobalt, Kupfer und Lithium verbaut. Sie sind zu wertvoll, um nach einem Produktzyklus entsorgt zu werden. Als Sekundärrohstoffe können sie in der Industrie wiederverwendet werden. Neben dem wirtschaftlichen Nutzen wird damit auch der Abbau von natürlichen Ressourcen reduziert.

Kreislauf statt Sackgasse für alte Akkus

Heimische Entsorgungsunternehmen nehmen sich in hochsensiblen Aufbereitungsanlagen dieser Aufgabe an. Sie machen mittels moderner Akku-Entsorgung aus den Abfallprodukten der modernen Technik neue Wertstoffe. Als einer der Innovationstreiber für dieses Kreislaufwirtschaftsmodell gilt das steirische Unternehmen Saubermacher mit Sitz in Feldkirchen bei Graz. Bis 2022 wird man rund 4,5 Millionen in die Erweiterung des Standorts in Premstätten investieren. Errichtet werden unter anderem neue Hochsicherheitslager mit speziellen Brandschutzeinrichtungen für Altakkus und Batterien.

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