Luftfahrt voestalpine

CO2-armer Stahl, der fliegen kann

Neben Schienensystemen und Komponenten für die Automobilindustrie hat sich die Luftfahrt zu einem wichtigen Geschäftsfeld der Voestalpine entwickelt. Jetzt soll Künstliche Intelligenz beim CO2-Sparen helfen.

Nach Corona ist vor Corona – zumindest im Flugverkehr, wo sich das Passagieraufkommen bereits wieder dem vorpandemischen Niveau nähert. Auch die Investitionsbereitschaft der Fluggesellschaften hebt wieder ab. Zur Freude der Voestalpine.

Der weltweit führende Stahl- und Technologiekonzern gilt seit Jahren als etablierter Zulieferer der Luftfahrtindustrie. Laut werbewirksamer interner Hochrechnung fliegt mittlerweile jedes Flugzeug „mit einem Stück Voestalpine“. Tatsächlich fertigen diverse Konzerntochterunternehmen für weltweit über 200 Kunden extrem komplexe, höchstbeanspruchbare sowie sicherheitskritische Bauteile.

Voestalpine: Stahl für Flugzeugturbinen

Das konkrete Produktportfolio der Voestalpine-Tochtergesellschaften Böhler Edelstahl sowie Böhler Aerospace im steirischen Kapfenberg ist vielfältig: Es reicht von Hochleistungswerkstoffen in Form von Stäben, Profilen, Billets (Knüppel), Blechen und Platten bis hin zu nahezu einbaufertigen Teilen und Komponenten. Insbesondere hat man sich als Lieferant von hochwertigen Gesenkschmiedeteilen aus Titanlegierungen, nickelbasierten Legierungen und Spezialstählen einen Namen gemacht. 

In Mürzzuschlag werden bei Böhler Bleche – einziger europäischer Standort – Hightech-Titanbleche und -platten hergestellt, die aufgrund ihres niedrigen Gewichts als Zukunftswerkstoff gelten. Im niederösterreichischen Bruckbach produziert man Spezialprofile aus hochkomplexen Legierungen, die bei Turbinen, Ladeluken und Frachträumen verbaut werden.

Investitionen von 140 Millionen Euro

Höchste Präzision, Qualitäts- und Sicherheitsstandards sind dabei die Norm. Und notwendig. Kommt es beispielsweise bei den Schmiedeprozessen zu Abweichungen von der in der Produktentwicklung definierten technischen Planung, müssen Bauteile entweder als abweichend deklariert, nachbearbeitet oder verschrottet werden. Kosten und Zeit, die man sich nicht leisten kann. Um den enorm hohen Anforderungen in diesem anspruchsvollen Kundensegment gerecht zu werden, hat man daher allein an den österreichischen Standorten in den vergangenen fünf Jahren rund 140 Millionen Euro in den Bereich Luftfahrt investiert.

Ausgaben, die sich lohnen. So sicherte sich die High Performance Metals Division kürzlich beim amerikanischen Flugzeughersteller Boeing neben einer Vertragsverlängerung auch mehrere umfassende Neuaufträge für die Lieferung hochbelastbarer Komponenten. Zudem beauftragte das renommierte Münchner Unternehmen MTU Aero Engines die Voestalpine für die kommenden Jahren mit der Lieferung hochkritischer Schmiedeteile. Sie werden in verschiedenen Flugzeugtypen, etwa dem A320neo von Airbus, verbaut. In Summe beträgt das Auftragsvolumen bis 2030 rund 300 Millionen Euro.

Künstliche Intelligenz für Fehlersuche

Diese Großaufträge spiegeln nicht nur die spürbar erholte Nachfrage im Luftfahrtsegment wider, sondern „sind auch ein wichtiges Zeichen für das Vertrauen in unsere Technologien“, freut sich Herbert Eibensteiner, CEO der Voestalpine AG. Allein im Geschäftsjahr 2021/22 lag der Konzernumsatz im Luftfahrtbereich bei rund 255 Millionen Euro und damit wieder klar über den Vergleichszahlen aus dem Jahr davor (180 Millionen Euro). 

Dabei spielt auch die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) eine immer wichtigere Rolle. Nicht zuletzt geht es darum, die Umweltbelastung und Produktionskosten zu reduzieren. Gemeinsam mit dem Grazer Know Center forscht und entwickelt Böhler Aerospace daher gerade ein intelligentes und lernfähiges KI-Modell, das Abweichungen im Schmiedeprozess frühzeitig und selbstständig identifiziert und optimiert. In den kommenden fünf bis zehn Jahren soll damit eine Effizienzsteigerung von 20 bis 30 Prozent und jährliche Energieeinsparungen im zweistelligen Gigawattstunden-Bereich sowie von 3.000 Tonnen CO2-Äquivalenten bringen.

GUT ZU WISSEN

  • Die voestalpine ist ein weltweit führender Stahl- und Technologiekonzern mit über  500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten.
  • Im Geschäftsjahr 2021/22 erzielte der Konzern einen Umsatz von 14,9 Milliarden Euro.
  • Mit ihren Produkt- und Systemlösungen zählt die Voestalpine zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt-, Öl- und Gasindustrie und ist darüber hinaus Weltmarktführer bei Bahninfrastruktursystemen, bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen
  • Aktuell werden weltweit rund 50.200 MitarbeiterInnen beschäftigt.
Credits Artikelbild: voestalpine

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