E-Campus

Alles im grünen Bereich: Green Jobs und Free Cooling für die Energiewende

Der E-Campus der Energie Steiermark ist nicht nur ein Vorzeigeprojekt in Sachen Aus- und Weiterbildung, sondern auch im Bereich Energieeffizienz. Gekühlt und geheizt wird mit Wasser aus der Mur. Dadurch sollen künftig 460 Tonnen CO2 eingespart werden.

Man bräuchte eine Zeitmaschine, um in die 90er-Jahre zurückzureisen und den Menschen dort klarzumachen, dass sie handeln und den Klimawandel verhindern müssen. Stattdessen versuchen wir heute auszubügeln, was damals verabsäumt wurde, und wollen im Eiltempo die grüne Wende schaffen. Dafür fehlen uns jedoch die Zeit und die qualifizierten Fachkräfte. 

Das hat man auch bei der Energie Steiermark, einem der größten Energie- und Dienstleistungsunternehmen Österreichs, erkannt. Allein in den nächsten sieben Jahren werden mehr als ein Drittel der Mitarbeiter:innen des Energieversorgungsunternehmens in Pension gehen. Mit dem Bau des E-Campus um rund zehn Millionen Euro schuf man daher ein hochmodernes Ausbildungszentrum für „Green Energy“ und die Möglichkeit, jährlich rund 40 Prozent mehr Lehrlinge als bisher aufzunehmen.

E-Campus
Mit dem Bau des E-Campus um rund zehn Millionen Euro schuf man daher ein hochmodernes Ausbildungszentrum für „Green Energy“. Derzeit ist der dritte Bauabschnitt des E-Campus, das sogenannte „Erschließungsgebäude“, in Arbeit. Foto: Energie Steiermark

Pilotprojekt aus der Steiermark

Neue Maßstäbe setzt man aber nicht nur in der Ausbildung, sondern auch mit einer alternativen Energieschiene. Das Highlight der neu installierten Energiezentralen am Standort in der Neuholdaugasse in Graz sind die Wärmepumpen, die Wasser aus der vorbeiführenden Mur nutzen und damit die Gebäude – sowohl die neuen als auch die bereits bestehenden – mit Wärme und Kälte versorgen. „Die intelligente und nachhaltige Nutzung von Wasser aus der Mur zur Energiegewinnung macht den Standort nahezu unabhängig von Fernwärme, die bisher genutzt wurde, um die Gebäude mit Wärme zu versorgen“, erklärt das Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf. Fernwärme soll in Zukunft nur noch für die hygienische Warmwasseraufbereitung verwendet beziehungsweise als Notversorgung aufrechterhalten werden. Insgesamt hat das Pilotprojekt rund 2,5 Millionen Euro gekostet. Künftig sollen dadurch jedes Jahr rund 460 Tonnen CO2 eingespart werden.

Aktiv im Winter, passiv im Sommer

Doch wie funktionieren die neuen Energiezentralen? Vom Entnahmebauwerk, das an beziehungsweise in der Mur errichtet wurde, wird das Murwasser zu den Wärmepumpen im Technikraum des E-Campus gepumpt. Dort fließt das Wasser durch die Filteranlagen und letztlich durch zwei Wärmetauscher zur Systemtrennung, bevor das aufgewärmte oder abgekühlte Murwasser wieder in die Mur zurückgeleitet wird. Die Temperaturunterschiede beim Rückeintritt, sowohl bei der Erhöhung als auch bei der Abkühlung, finden im Zehntelbereich statt und haben daher keinen negativen Einfluss auf die Umwelt. Die Fußbodenheizungen und Deckenheizsysteme sowie die aktive Kühlung der Server- und LAN-Räume des Technikzentrums erfolgen über Wärmepumpen. Im Sommer sollen die Büros hingegen mittels Wasser aus der Mur passiv, also auf natürliche Art – auch Free Cooling genannt – gekühlt werden.

Was ist Free Cooling?

Unter „Free Cooling“ versteht man zum Beispiel die Kühlung von Gebäuden ohne großen Energie- und Kostenaufwand. Dafür nutzt man die Kälte aus der Umgebung – etwa aus der Luft oder aus Wasser aus einem Fluss. Dadurch ist der Energieverbrauch deutlich niedriger, als wenn man ein Gebäude mechanisch kühlen würde, selbst wenn man eine Pumpe oder einen Ventilator benötigt, um etwas elektrische Energie zu erzeugen.

Derzeit decken die neuen Energiezentralen den gesamten Energiebedarf auf rund 25.000 Quadratmetern ab. Die Anlage könnte aber durch zwei zusätzliche Wärmepumpen erweitert werden und somit auch die benachbarten Gebäude mit bis zu 40.000 Quadratmetern Fläche mit Kälte und Wärme versorgen.

Die intelligente und nachhaltige Nutzung von Wasser aus der Mur zur Energiegewinnung macht den Standort nahezu unabhängig von Fernwärme, die bisher genutzt wurde, um die Gebäude mit Wärme zu versorgen.

Christian Purrer und Martin Graf, Vorstandsduo Energie Steiermark

Green Energy-Profis

Und was genau spielt sich nun innerhalb der Mauern des E-Campus ab? Das hochmoderne Ausbildungszentrum soll junge Menschen auf die Herausforderungen der Energiewende vorbereiten und Fachkräfte für entsprechende Schlüsseltechnologien in den Bereichen Photovoltaik, Speicher, Smart Home, E-Mobility oder Smart Meter (intelligente Messsysteme) hervorbringen.

Insgesamt können die 1.950 Mitarbeiter:innen jedes Jahr aus mehr als 700 Kursen, Seminaren und Fortbildungsprogrammen wählen. Seit 2011 stehen im Spezialmodul „Erneuerbare Energien“ Themen wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft im Mittelpunkt. Seit Herbst werden unter anderem auch in den Bereichen Elektrotechnik, Installations- und Gebäudetechnik sowie Betriebslogistik, Elektrotechnik und Technisches Zeichnen Lehrberufe angeboten.

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    Derzeit decken die neuen Energiezentralen den gesamten Energiebedarf auf rund 25.000 Quadratmetern ab. Foto: Energie Steiermark
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    Die Anlage könnte aber durch zwei zusätzliche Wärmepumpen erweitert werden und somit auch die benachbarten Gebäude mit bis zu 40.000 Quadratmetern Fläche mit Kälte und Wärme versorgen.Foto: Energie Steiermark

Derzeit ist der dritte Bauabschnitt des E-Campus, das sogenannte „Erschließungsgebäude“, in Arbeit. Es soll die Funktionen der technischen, logistischen und verkehrstechnischen Erschließung des gesamten Standortes Graz Süd vereinen und im Sommer 2024 fertig sein.

Über die Energie Steiermark

Die Energie Steiermark mit Sitz in Graz ist das viertgrößte Energie- und Dienstleistungsunternehmen Österreichs und hat 29 Hauptbetriebsstandorte in der Steiermark, eine Vertriebsgesellschaft in Wien sowie Tochtergesellschaften außerhalb Österreichs, etwa in der Slowakei, der Tschechischen Republik, Slowenien, Deutschland und Frankreich. Bei der Energieerzeugung setzt die Energie Steiermark ausschließlich auf erneuerbare Energie aus Wasser, Wind, Sonne und Biomasse. Mit 1.950 Mitarbeiter:innen und rund 600.000 Kund:innen erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2021 mehr als 1,8 Millionen Euro Umsatz.

Credits Artikelbild: Symobild: adobe stock | ArtSys
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