Die Rahmenbedingungen, unter denen Pädagog:innen arbeiten müssen, sind nicht leicht. Zu wenig Geld, zu viele Kinder, kaum Anerkennung. Und doch leisten manche Hervorragendes. Bei den 10. IV-Teacher’s Award würdigte die Industrie engagierte Pädagog:innen.
Natürlich gibt es sie noch, die Lehrer:innen, die den Weg des geringsten Widerstandes gehen, ihre Zeit bis zur Pension absitzen und uns noch Jahre später in unseren Albträumen verfolgen. Andere aber sehen im Lehrberuf ihre Berufung. Sie wollen etwas bewirken und bewegen, bereiten ihre Schüler:innen auf die Welt da draußen vor und vermögen es, sie für Fächer und Themen zu begeistern, die ihre Zukunft positiv verändern können.
Und doch scheint es fast so, als wolle man Pädagog:innen nach und nach den Beruf schlechtreden. Dabei sind es nicht einmal die Kinder, die die Arbeit im Klassen- oder Gruppenraum unattraktiv machen, sondern die Rahmenbedingungen. Denn während die Pensionierungswelle auch vor dem Lehrpersonal nicht Halt macht, wird es immer schwieriger, offene Posten nachzubesetzen. So kommen vermehrt Quereinsteiger:innen und Lehramtsstudierende zum Zug. Aber nicht genug, um die Lücke zu schließen. Die Folge: überarbeitete Pädagog:innen, die zu wenig Unterstützung erhalten. Und zu wenig Wertschätzung.
Auszeichnung für Pädagog:innen
Der IV-Teacher’s Award, den die Industrie heuer zum 10. Mal vergab, soll jene, die im pädagogischen Bereich – vom Kindergarten bis zur Schule – Herausragendes leisten, zumindest würdigen und vor den Vorhang holen.Denn, wie der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, betont: „Pädagoginnen und Pädagogen sind nicht nur Wissensvermittler:innen, sondern auch Gestalter:innen der Zukunft. Lehrerinnen und Lehrer spielen hierbei die Rolle von Mentorinnen und Mentoren, die Schülerinnen und Schüler dazu inspirieren, sich für soziale Gerechtigkeit und positive Veränderungen in unserer Gesellschaft einzusetzen.“ Zudem seien Lehrende auch Gestalter:innen der persönlichen und sozialen Entwicklung der Kinder.
Spaß mit Mathematik – (k)ein Widerspruch?
Einer dieser Gestalter ist Martin Glatz, der am BORG Birkfeld in der Steiermark Mathematik und Chemie unterrichtet. Mit seinem Projekt „Prof. Marvin Haar: Spaß mit Mathematik und Chemie“ belegte er den ersten Platz in der Kategorie MINT. Der Name seines fiktiven Helden, der eine Anspielung auf seinen eigenen ist, lässt schon einen gewissen Sinn für Humor erahnen. Aber wie steht’s mit dem Rest? Wie vermittelt man Spaß mit Mathematik und Chemie? Bei Martin Glatz’ Siegerprojekt handelt es sich um Erklärvideos, die er eigens in stundenlanger Arbeit für seine Schüler:innen entwickelte – inklusive Zeichnungen, Soundeffekten und lebensnahen Beispielen. Die Idee dazu entstand während der Corona-Pandemie, das dafür notwendige technische Know-how brachte er sich selbst bei. Seit Kurzem stehen die rund 500 Videos nicht nur seinen Schüler:innen, sondern allen Interessierten auf YouTube zur Verfügung.
Stromsparen lernen
Spannend waren aber auch die anderen Projekte in diesem Bereich, selbst wenn es nicht für Platz 1 gereicht hat. Christian Plank, Chemie- und Matheprofessor an der Mittelschule Kirchberg am Wechsel, hatte sich zum Beispiel gemeinsam mit seinen Schüler:innen vorgenommen, die Strom- und Heizkosten an der Schule von Dezember bis Mai um 15 Prozent zu senken. Infolgedessen wurden unter anderem digitale Thermometer für alle Klassen besorgt, eine Zeitschaltuhr für den Drucker eingebaut, Fensterdichtungen erneuert oder ausgetauscht sowie Heizungen in nicht genutzten Räumen auf ein Minimum reduziert. Dank der regelmäßigen Datenerhebung konnten die Schüler:innen erkennen, welche Fortschritte sie bereits gemacht hatten, aber auch, welche Maßnahmen notwendig waren, um noch mehr Energie einzusparen. So deckten sie zum Beispiel auf, dass die Dachrinnenheizung ständig eingeschaltet oder die Heizung während der Weihnachtsferien nicht abgesenkt worden war.
Berufsorientierung für Volksschüler:innen
In der Kategorie „Wirtschaftskompetenz“ hingegen konnten die beiden Lehrerinnen Anneliese Raab und Sonja Wagner von der Volksschule Gresten in Niederösterreich die Jury überzeugen. Sie widmeten sich dem Thema Berufe und besuchten mit ihren Schüler:innen verschiedene Betriebe in und um Gresten, wie etwa ein Bestattungsunternehmen, eine Tischlerei oder die Müllabfuhr in Purgstall. Die Klassen bekamen aber auch Besuch von einem Rettungssanitäter, einer Flugbegleiterin und einem Malermeister und hatten so die Möglichkeit, sich über die Berufsanforderungen zu informieren und einen Einblick in den Arbeitsalltag zu gewinnen.
Doch das ist nur ein kleiner Auszug aus positiven Beispielen im pädagogischen Bereich. An unseren Schulen und in unseren Kindergärten gibt es noch viel mehr Pädagog:innen, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen Hervorragendes leisten, um Kinder und Jugendliche gut auf die Zukunft vorzubereiten. Daher verdienen sie bessere Rahmenbedingungen und, wie Christoph Neumayer anmerkte: „Dank und Anerkennung, nicht nur von Seiten der österreichischen Industrie.“