Elisa De Podestá Gomes

Dieser Managerin reicht so schnell niemand das Wasser

Die Brasilianerin Elisa De Podestá Gomes spricht fünf Sprachen, betreut als Managerin für die Andritz AG Projekte auf der ganzen Welt und hat nebenbei noch Zeit, um zu reisen, den Attersee zu überqueren und Menschen zu helfen.

Eigentlich wollte Elisa De Podestá Gomes nur drei Jahre in Österreich verbringen und dann zurück nach Brasilien ziehen. Zumindest war das vor mehr als zehn Jahren ihr Plan. Heute lebt sie in Graz und arbeitet als Agile Product Managerin beim internationalen Konzern Andritz, der Produkte und Technologien für verschiedenste Industrien bietet. Darunter fallen die Bereiche Wasserkraft, die Zellstoff- und Papierindustrie, die Metall- sowie die Stahlindustrie. Das „Agile“ in ihrer Berufsbezeichnung steht vereinfacht gesagt für die Fähigkeit, sich schnell und flexibel an Veränderungen beziehungsweise Kundenwünsche anzupassen. Eine Fähigkeit, die gerade in Zeiten wie diesen besonders gefragt ist.

Elisa De Podestá Gomes ist mit ihren 36 Jahren Managerin bei der Andritz AG und leitet ein Team das ausschließlich aus Männern besteht. Ein Problem? Von wegen.

Allein unter Männern

Das Team, das die 36-Jährige leitet, besteht ausschließlich aus Männern. Probleme, sich durchzusetzen, gab es aber bis heute nicht. „Ich denke, es hat weniger damit zu tun, dass ich eine Frau bin, sondern eher damit, dass ich jünger bin als manche KundInnen. Viele sind schon seit 20, 30 oder 40 Jahren im selben Bereich tätig. Da merkt man manchmal, dass sie austesten wollen, ob ich mich auch wirklich auskenne. Doch sobald sie merken, dass ich weiß, wovon ich rede, legt sich das schnell wieder. Ich habe aber auch kein Problem damit, zuzugeben, wenn ich etwas nicht weiß. Wenn jemand sich in einem Bereich besser auskennt als ich, umso besser. Dann kann ich von ihm oder ihr etwas lernen“, erklärt Elisa De Podestá Gomes.

Das Motto von Elisa De Podestá Gomes: Lern was G’scheits

Bildung spielte in ihrem Leben schon immer eine wichtige Rolle. Geboren wurde sie in Campinas, einer Stadt im Bundesstaat São Paulo. Ihre Mutter war Professorin an der Uni, ihr Vater bei HP beschäftigt. „Wir waren nicht arm, aber auch nicht reich. Es ist schon vorgekommen, dass am Ende des Monats nicht mehr viel übrig war. Aber meine Eltern legten großen Wert darauf, meinem Bruder und mir die beste Schulbildung zu ermöglichen. Dafür haben sie sehr hart gearbeitet.“ Elisa studierte Maschinenbau und verbrachte im Rahmen des Studiums drei Monate in Oxford. Das war ihr erster Auslandsaufenthalt. Der erste von vielen.

Von Brasilien über England und Kanada nach Österreich

Schon während ihres Studiums erkannte Elisa, dass sie sich auf Erneuerbare Energien spezialisieren wollte. Sie schloss ihr Studium ab, hängte ein Praktikum bei General Electric Hydro an und wurde danach gleich übernommen. Von dort ging es nach Montreal, Kanada, zum Hauptsitz des Unternehmens. Nachdem Andritz die Wasserkraftsparte der VA Tech Hydro aufkaufte und General Electric leer ausging, zog die Brasilianerin schließlich nach Linz, um für Andritz Hydro zu arbeiten.

Elisa De Podestá Gomes ist auch abseits des Job das, was man als Teamplayerin bezeichnet. Foto: Beigestellt | Privat

2013 wurde sie aus mehr als 24.000 Andritz-MitarbeiterInnen weltweit für das „Andritz Global Talent Program“ ausgewählt, einer Art MBA mit Fokus auf Management. „Ich habe mich technisch bereits gut ausgekannt, aber ich wollte meine Führungskompetenz ausbauen, deshalb habe ich später auch auf der Wirtschaftsuniversität den Global Executive MBA und einen MBA in Agile Leadership gemacht.“ Seit 2018 ist Elisa De Podestá Gomes Product Managerin bei der Andritz AG in Graz.

Elisa De Podestá Gomes: „Ich liebe meine Freizeit“

Auch wenn die Brasilianerin viel erreicht hat, fällt sie nicht in die Kategorie „Workaholic“. „Ich arbeite intensiv und effizient, aber ich liebe meine Freizeit. Auf Freunde, Familie, Reisen – egal, ob beruflich oder privat – und Sport verzichten zu müssen, wäre für mich ein No-Go.“ Letztes Jahr nahm die Brasilianerin sogar an der Atterseeüberquerung teil und legte die 2.520 Meter von Weyregg bis Attersee als Zweitschnellste in ihrer Altersklasse zurück.

Keine einfachen Zeiten für eine, der das Reisen so wichtig ist, wie für Elisa De Podestá Gomes.Foto: Beigestellt | Privat
Die Brasilianerin war bereits in in 40 Ländern, darunter China, Kolumbien, Vietnam oder Thailand.Foto: Beigestellt | Privat

Insgesamt war die junge Managerin bereits in 40 Ländern, darunter China, Kolumbien, Vietnam oder Thailand. Und sie ist sich nicht zu schade, mitanzupacken und sich ehrenamtlich zu engagieren. In Brasilien etwa half sie Kindern an den Wochenenden mit ihren Hausaufgaben, in Linz unterstützte sie das Rote Kreuz, indem sie Kleiderspenden für Geflüchtete sammelte, sortierte und verteilte.

Großer Trumpf: eine gute Zuhörerin sein

Worauf ist sie besonders stolz? Zum ersten Mal zögert sie mit der Antwort. „Stolz? Ich würde eher sagen, ich bin zufrieden, so wie es ist. Aber was mich freut, ist, dass – seit ich klein bin – FreundInnen und später KollegInnen mich vorschlagen, wenn es darum geht, etwas zu präsentieren. Auf der WU wurde ich auch zum Class President gewählt. Man hat mir gesagt, dass ich gut zuhören, vermitteln und mit jeder und jedem reden kann. Und das finde ich schön, weil ich keinen Grund sehe, irgendjemanden anders zu behandeln. Für mich sind immer alle gleich wichtig.“

Credits Artikelbild: Beigestellt | Privat

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