Meeting-Tipps

Nett war gestern! Jetzt setzen sich Frauen durch

Höfliche Formulierungen bringen Frauen nicht weiter. Zumindest nicht in männerdominierten Meetings. Da ist es von Vorteil, den Gesprächsstil an den der Kollegen anzupassen. Und, wenn es sein muss, auch unbequem zu werden. Selbst wenn es schwerfällt! Wir haben echt starke Meeting-Tipps gesammelt.

Es wäre einfach zu sagen, die Männer seien schuld. Schuld daran, dass Frauen bei Besprechungen weniger gehört, öfter unterbrochen und anders bewertet werden. Tatsache jedoch ist, dass Frauen sich oft selbst im Weg stehen und sich obendrein vom männlichen Gehabe einschüchtern lassen. Dabei sind ihre Kollegen ihnen weder in Sachen Fähigkeiten noch hinsichtlich Führungsqualitäten voraus. Sie verkaufen sich nur besser und haben weniger Angst davor, Fehler zu machen.

Warum ist eine Frau gleich eine Zicke?

Das können Frauen sich ruhig von ihnen abschauen. Mehr aber auch nicht. Denn selbst wenn sie sich wie Männer verhalten, werden sie anders wahrgenommen. Ein Mann, der aneckt, gilt als ehrgeizig. Tut dies eine Frau, wird sie als Zicke abgestempelt. Erschwerend kommt hinzu, dass Frauen in der Regel sowohl in Meetings als auch in der Führungsetage in der Unterzahl sind und dadurch wenig Unterstützung finden. Natürlich wäre die ideale Lösung, mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen. Dann würde sich die Gesprächskultur ändern, und dieser Artikel wäre obsolet. Bis es soweit ist, können Frauen sich jedoch mit folgenden Tipps Gehör verschaffen.

Meeting-Tipp 1: Rede Klartext!

Konjunktive, Fragen sowie Weichmacher wie „vielleicht“, „eigentlich“ oder „eventuell“ klingen zwar höflich, werden aber vor allem von Männern als ein Zeichen von Unentschlossenheit und Unsicherheit wahrgenommen. Wer also von seinen männlichen Kollegen gehört und verstanden werden möchte, muss sich so ausdrücken wie sie: einfach und prägnant. Komplexe Schachtelsätze sind dabei ebenso hinderlich wie ein hohes Sprechtempo und zu wenig Pausen. Denn die meisten Männer steigen gedanklich aus, wenn zu viel Information in einen Satz gepackt wird, und schnelles Sprechen empfinden sie unbewusst als „Fluchttendenz“. Und das verschäft sich vor allem in Zoom-Meetings oder anderen Videokonferenzen.

Meeting-Tipp 2: Trau dich!

Frauen neigen dazu, kritisch zu sein und sich zu stark mit anderen zu vergleichen. Das führt zu Unsicherheiten. Die Frage „Bin ich wirklich gut genug?“ schwingt ständig mit, obwohl sie unbegründet ist. Selbst Madeleine Albright, die erste Außenministerin der USA, hatte Selbstzweifel. In einem Interview mit der FAZ beschrieb sie folgende Situation: „Du bist in einem Meeting. Du entscheidest, dass du etwas sagen willst – und dann denkst du plötzlich, nein, das klingt bestimmt dumm. Und dann sagt es ein Mann, und alle halten es für brillant!“

Im Nachhinein ist der Frust darüber, sich nicht getraut zu haben, größer als der Schaden, den man mit einer „dummen“ Aussage anrichten hätte können. Denn wie Untersuchungen gezeigt haben, vergessen Kollegen und Vorgesetzte falsche Anmerkungen rasch. Was hingegen hängenbleibt, ist der positive Eindruck, dass man etwas zu sagen hat. 

Meeting-Tipp 3: Gib deine Ideen nicht her!

Noch frustrierender, als etwas nicht gesagt zu haben, ist es, wenn die eigene Idee zunächst ignoriert wird, nur um wenig später von einem Kollegen als seine verkauft zu werden. Ein beleidigtes „Aber das habe ich doch schon gesagt!“ kommt in diesem Fall weniger gut an. Besser ist es, sich beim Wiederholer dafür zu bedanken, dass er den Vorschlag aufgegriffen hat. Wer noch eines draufsetzen möchte, bietet an, die Idee selbst weiter auszuführen.

Meeting-Tipp 4: Haltet zusammen!

Auch ehemalige Mitarbeiterinnen Barack Obamas hatten Probleme damit, zu wichtigen Meetings eingeladen zu werden und dort auch noch Gehör zu finden. Also begannen sie, einander bei Besprechungen gezielt zu unterstützen. Wenn eine Beraterin etwas Wichtiges sagte, wiederholte es eine der anwesenden Kolleginnen, nicht ohne zu betonen, von wem die Idee ursprünglich stammte. So stellten sie sicher, dass ihre Positionen wahrgenommen wurden und verhinderten gleichzeitig, dass ein anderer die Idee als seine verbuchen konnte. Die Taktik zeigte Wirkung. Während zu Beginn von Obamas erster Amtszeit vor allem Männer den Ton angaben, war sein Beraterstab in seiner zweiten Amtszeit zur Hälfte weiblich – und auch die Hälfte der Abteilungen im Weißen Haus wurde von Frauen geleitet.  

Meeting-Tipp 5: Hab keine Angst davor, zu viel zu reden!

 Frauen reden viel. Heißt es zumindest. Das mag in der Freizeit vielleicht so sein, im Büro und bei Besprechungen sieht die Sache aber ganz anders aus. Schon Madeline Albright stellte während ihrer Zeit bei der UN fest, dass Männer länger als Frauen sprechen, und ausländische Männer noch länger sprechen als amerikanische. Die Soziolinguistin Deborah Tannen bestätigt in ihrem Buch „Talking from 9 to 5 – Women and Men at Work“ diese These. Ihre Untersuchungen zeigten, dass Männer bei Meetings nicht nur häufiger das Wort ergreifen, sie reden auch lauter, länger und unterbrechen öfter. Der Eindruck, der dadurch entsteht, ist, dass Männer die besten Ideen haben.

Selbst Deborah Tannen tappte in diese Falle, als sie ein Meeting einer großen Firma beobachtete. Erst als sie am nächsten Tag ihre Notizen abtippte, wurde ihr klar, dass sie sich getäuscht hatte. Die Männer hatten zwar mehr geredet, fast alle wichtigen Punkte waren aber von Frauen gekommen.

Meeting-Tipp 6: Lass dich nicht unterbrechen!

Was sollen Frauen also dagegen tun? Sie können Männer nicht daran hindern, das Wort zu ergreifen, aber sie können dafür sorgen, dass man sie nicht unterbricht. Etwa indem sie einfach weiterreden, wenn jemand ihnen ins Wort fällt. Oder sie sprechen die Situation an und führen ihren Gedanken dann zu Ende aus. Wichtig ist, dass sie es nicht persönlich nehmen und gekränkt sind, denn die meisten Männer meinen es nicht böse. Sie kennen es nur nicht anders, und solange Frauen im Büro oder in Meetings unterrepräsentiert sind, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich anzupassen. Nicht nur um gehört, sondern auch, um verstanden zu werden.

Tipp

All diese Tipps gelten natürlich auch für Zoom-Meetings und alle Arte von Videokonferenzen!

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