Heute schon einen Text markiert? Der Stift dafür stammt sehr wahrscheinlich aus Engelhartszell. Faber-Castell fertigt hier 43 Millionen Textmarker pro Jahr. Nachhaltigkeit steht dabei im Fokus und ist ein wichtiger Teil der Firmengeschichte.
Draußen fließt die Donau in erhabener Gelassenheit vorbei. Drinnen dominieren die zackigen Greif-, Dreh-, Stempel- und Druckbewegungen von Greif- und Montagearmen, die an langen Produktionslinien und in einer fein abgestimmten Choreografie kleine Kunststoffteile bearbeiten.
Hier in der Innviertler Gemeinde Engelhartszell betreibt das deutsche Traditionsunternehmen Faber-Castell seit 60 Jahren einen Standort. 1963 wurde es durch Roland Graf von Faber-Castell in Betrieb genommen und war anfangs für die Montage verschiedener Schreibgeräte konzipiert. Heute stellen 50 Beschäftigte jedes Jahr 43 Millionen Textmarker und 250 bis 300 Tonnen Tinte her.
Holz aus eigenem Faber-Castell-Wald
Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei – wie im gesamten Konzern – dick markiert. Konzernweit kamen allein im Geschäftsjahr 2020/21 in der Produktion 144 Tonnen recycelter Kunststoff zum Einsatz. Das entspricht einem Anstieg um 89 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Die CO2-Emissionen an den Produktionsstandorten konnten im selben Zeitraum um insgesamt 25 Prozent reduziert werden. Bis 2029/30 soll der Anteil alternativer Kunststoffe auf 55 Prozent erhöht und der CO2-Fußabdruck im Zehnjahresvergleich um insgesamt 55 Prozent reduziert werden.
Das Holz für die rund zwei Milliarden bei Faber-Castell produzierten Blei- und Buntstifte stammt wiederum zu hundert Prozent aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das Holz kommt unter anderem aus dem firmeneigenen Wald in Brasilien, der 10.000 Hektar umfasst und 900.000 Tonnen CO2 absorbiert. Zwei Drittel davon sind Kiefernwald und decken 86 Prozent des Holzbedarfs für die Stifteproduktion. Der Rest ist naturbelassener Lebensraum für über 700 Tier- und Pflanzenarten.
200 verschiedene Tinten-Mischungen
Auch die Fabrik in Engelhartszell gilt als ein Leuchtturmprojekt in Sachen Nachhaltigkeit. Sie wird zu hundert Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben, verfügt über eine umweltfreundliche Wärmepumpe und setzt auf Wärmerückgewinnung aus der Produktion. Auch die in Oberösterreich verarbeiteten Kunststoffe für die Stifte und Verpackungen stammen ausnahmslos aus Recyclingquellen, die verwendeten Farbstoffe sind unbedenklich.
Aus feinem Granulat werden die Schäfte und Kappen für die Stifte mittels Spritzgussverfahren gefertigt. Parallel werden die Farben nach peniblen Rezepturen zusammengemischt und in großen Kesseln angerührt. Bei den Textmarkern gibt es mittlerweile knapp 40 verschiedene Farben – von den „Büroklassikern“ in schrillen Neonfarben über sanfte Pastellkollektionen für künstlerisch orientierte Nutzer:innen bis hin zu schimmernden „Metallic“-Samplern. Zudem gibt fast 200 verschiedene Rezepturen für hochpigmentierte und lichtbeständige Tinten.
Grundausstattung für Schreibtische
In vollautomatisierten Fertigungslinien werden die Hüllen und ihr flüssiger Inhalt dann zusammengeführt. Der Schaft wird bedruckt, die Tinte eingespritzt, die Stiftspitzen aus Polyester eingeführt, der Deckel samt Ansteckclips draufgedrückt. Danach geht’s zur Qualitätsprüfung und auf die Verpackungsstraße. Fertig ist der Marke vulgo Textliner, Leuchtstift oder Neuhochdeutsch: Highlighter.
Mit den so produzierten Stiften hat das 1762 gegründete Industrieunternehmen einen fixen Alltagsbegleiter geschaffen. Die Textmarker gehören auf Schreibtischen von Firmenbossen, Abteilungsleiter:innen, Studierenden und Schüler:innen zur Grundausstattung. Kilometerlang werden mit ihnen wichtige Stellen in Konzernbilanzen, Produktionsplänen, Lernskripten und Schulbüchern markiert. Oder einfach nur gemalt und geschrieben.
Und bevor unliebsame Überraschungen passieren: Alle Marker bei Faber-Castell folgen einem einheitlichen Farbcode: Ein schwarzer Schaft steht für permanentes Markieren, mit weißer Schaftfarbe werden Whiteboardmarker gekennzeichnet und alle Textmarker erkennt man an ihrer leuchtenden Stiftfarbe oder Kappe. Sollte man sich markieren!
GUT ZU WISSEN
- Das 1761 gegründete Industrieunternehmen Faber-Castell ist eines der ältesten der Welt und seit neun Generationen in Familienbesitz.
- Den österreichischen Standort in Engelhartszell betreibt man seit 1963.
- Im gesamten Konzern sind weltweit 6.500 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Das Unternehmen verfügt über eigene Produktionsstätten in zehn sowie Vertriebsgesellschaften in 22 Ländern. Mit den Produkten ist man in über 120 Ländern vertreten.
- Die Faber-Castell-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2022/23 mit 649 Millionen Euro und einem Plus von 24 Prozent den zweithöchsten Umsatz der Firmengeschichte erwirtschaftet.