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Homeoffice: Bürosessel ist nicht gleich Bürosessel

Das Homeoffice ist – gestützt durch ein Maßnahmenpaket der Regierung – gekommen, um zu bleiben. Mit ihm in die eigenen vier Wänden eingezogen sind nicht selten Rückenschmerzen. Wie man die verhindern kann? Heidi Adelwöhrer, Geschäftsführerin von Neudoerfler, erklärt, wie ein ergonomischer Arbeitsplatz aussieht.

Vielleicht kennen Sie ja dieses Bild: Gekrümmt wie eine Tiefkühlgarnele sitzt man am Esstisch – dem improvisierten Homeoffice – und wundert sich, warum man in letzter Zeit so verspannt ist. Auf dem gepolsterten Esstischsessel versinkt man nur noch tiefer in seine buckelige Sitzhaltung. Vielleicht hat es sich auch noch die Wohnungskatze auf dem Schoß gemütlich gemacht, sodass regelmäßiger Positionswechsel unmöglich ist.

Sie merken schon, worauf wir hinauswollen: Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, in etwas ergonomischere Homeoffice-Einrichtung zu investieren. Ist man in der glücklichen Lage, einen Winkel des Zuhauses passend einrichten zu können, gilt die Priorität meist einem vernünftigen Bürosessel. Wie dieser am besten auszusehen hat und was er mindestens können sollte, haben wir bei den ExpertInnen von Neudoerfler erfragt. Der burgenländische Büromöbelhersteller existiert bereits seit Mitte der 1940er-Jahre, bringt also eine Menge Expertise in Sachen Arbeitsplatzeinrichtung mit. Und Geschäftsführerin Heidi Adelwöhrer klärt dementsprechend kompetent über die Grundpfeiler eines optimalen Heimarbeitsplatzes auf. Stichwort: Insiderwissen.

Mit viel Schwung ins Homeoffice

Aber fangen wir von vorne an. Denn nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie ist Bewegung in der Bürosesselbranche: „In den letzten Jahrzehnten hat das Sitzen die Oberhand gewonnen. Doch wir sehen einen Gegentrend: Immer mehr Personen wollen Dynamik in ihren Arbeitstag bringen und setzen auf einen höhenverstellbaren Arbeitstisch und auf das oftmalige Wechseln der Haltung während des Arbeitens.“ Denn prinzipiell ist der menschliche Körper darauf ausgerichtet, ständig in Bewegung zu sein. Daher sollte man auch im Arbeitsalltag auf regelmäßige Pausen setzen. Ein guter Trick ist es, sich selbst zu überlisten, sagt die Geschäftsführerin: „Viele Dinge lassen sich auch im Gehen erledigen, wie zum Beispiel ein Telefonat.“

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Heidi Adelwöhrer weiß als Geschäftsführerin von Neudoerfler ganz genau wie und wo man am besten sitzt. Foto: Paul Bauer

Aber: Was muss ein Bürosessel können?

Wie viele in den letzten Monaten feststellen mussten, ist ein Küchensessel definitiv nicht der richtige Stuhl für einen langen Arbeitstag. „Da machen sich schnell Rückenschmerzen und Verspannungen bemerkbar“, sagt Adelwöhrer. Der Arbeitsstuhl soll zum Bewegen animieren und individuell anpassbar sein, daher ist es wichtig, einen Stuhl mit folgenden Merkmalen zu wählen:

  • Es ist wichtig, dass es sich um einen Arbeitsstuhl handelt, der für die Nutzung von acht Stunden und mehr ausgelegt ist. Ein Drehstuhl mit Rollen kann die Bewegung während des Sitzens zusätzlich fördern.
  • Die Synchronmechanik eines ergonomischen Bürosessels sorgt dafür, dass einem die Sitzfläche folgt, wenn mag den Rücken anlehnt. Der Winkel zwischen Rückenlehne und Sitzfläche bleibt so immer konstant. Damit wird Fehlhaltungen vorgebeugt, die Wirbelsäule wird entlastet und der Rücken wird optimal gestützt.
  • Sitzhöhenverstellung ist essenziell, sodass man angepasst auf die Körpergröße den optimalen 90- bis 100-Grad-Winkel zwischen Oberschenkel und Unterschenkel finden kann.
  • Wenn der Bürostuhl auch eine Sitztiefenverstellung hat, fördert deren individuelle Einstellung die Blutzirkulation in den Beinen.
  • Eine Rückenlehne, die sich sowohl fix arretieren als auch beweglich einstellen lässt, fördert Bewegungen während des Arbeitstages und sorgt damit für eine bessere Durchblutung und eine gestärkte Rückenmuskulatur. Der Gegendruck der Rückenlehne sollte sich individuell an das Körpergewicht anpassen lassen.
  • Armlehnen stützen die Arm- und Schultermuskulatur und verhindern so starke Anspannung. Wenn sich die Armlehnen in Höhe, Breite oder Tiefe einstellen lassen, unterstützt das nochmals. Optimalerweise sollte ein Winkel von 90 Grad zwischen Unterarm und Oberarm entstehen.

Ob der Sessel bequem ist und zu den eigenen Bedürfnissen passt, kann am besten beim/bei der BüromöbelhändlerIn vor Ort getestet werden. Im idealen Fall bekommt man vom/von der FachhändlerIn auch noch Tipps, wie der Stuhl am besten eingestellt wird.

Die richtige Sitzposition – so klappt’s

Für eine Sitzposition, die dem Körper nicht schadet, ist es wichtig, den ergonomischen Drehstuhl auch richtig einzustellen. Anpassungen muss man bei Sitzhöhe, Sitztiefe und Sitzneigung vornehmen, je nach eigener Größe, Gewicht und Komfort. Die Fußsohlen sollten den Boden berühren, und zwischen Unter- und Oberschenkel sollte ein 90- bis 100-Grad-Winkel entstehen. Auch Unter- und Oberarme sind am entspanntesten, wenn sie im 90-Grad-Winkel am Tisch abgelegt sind. Wer ausschließlich am Laptop arbeitet, sollte ihn entweder erhöhen oder auf einen zusätzlichen Desktop umsteigen. Der Bildschirm sollte nämlich mindestens eine Armlänge vom Körper entfernt und so platziert sein, sodass die Sehachse waagrecht nur ganz leicht nach unten geneigt ist.

Ausstattung im Homeoffice – ein ergonomischer Bürostuhl allein ist nicht alles

2018 führte Neudoerfler gemeinsam mit Marketagent eine österreichweite Studie zum Thema „Zu Hause am Arbeitsplatz“ durch. „Eine Frage war unter anderem, wie der Wunsch-Arbeitsplatz der MitarbeiterInnen aussieht. Für 42 Prozent der ÖsterreicherInnen ist er mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch ausgestattet, und drei Viertel wünschen sich einen bequemeren Bürostuhl“, sagt Neudoerfler-Geschäftsführerin Heidi Adelwöhrer.

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Tipp fürs Homeoffice: Einfach mal im Stehen arbeiten. Der elektrisch höhenverstellbare Sitz-Steh-Arbeitstisch von Neudoerfler macht’s möglich. Foto: Daniel Gebhart De Koekkoek

Arbeitstisch, Beleuchtung und Akustik spielen aber ebenfalls eine große Rolle. Ein klarer Trend geht in Richtung höhenverstellbarem Arbeitstisch, an dem sowohl im Sitzen als auch im Stehen gearbeitet werden kann. „Das Arbeiten im Stehen setzt sich gerade immer mehr durch. Der Verkaufsanteil an höhenverstellbaren Tischen im Vergleich zu fixen Tischen hat sich bei Neudoerfler in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Bereits ein Drittel der verkauften Arbeitstische ist höhenverstellbar, Tendenz steigend.“ Arbeitsplätze, an denen im Stehen und im Sitzen gearbeitet werden kann, haben also einen klaren Vorteil. Durch die Abwechslung zwischen Sitzen und Stehen hat man nicht nur weniger Rücken- und Nackenschmerzen, die Leistung wird dadurch auch merklich gesteigert.

Nicht unterschätzt werden darf aber eben auch die richtige Beleuchtung. Schließlich hat Licht eine starke Auswirkung darauf, wie wir uns fühlen und wie produktiv wir sind. Für den Arbeitsplatz ist die Kombination aus indirektem Licht (von Deckenleuchten oder Tageslicht) und direktem Licht (wie es eine Schreibtischleuchte abgibt) die beste Kombination.

Kompakt auf einen Blick

Heidi Adelwöhrers sechs Top-Tipps, um den (Home-)Office-Alltag entspannt und schmerzfrei zu meistern:

  1. Einen eigenen Bereich schaffen. Schaffen Sie sich nach Möglichkeit einen eigenen Arbeitsbereich mit ergonomischem Drehstuhl, einem Arbeitstisch in angepasster Höhe und einer Schreibtischleuchte.
  2. Die beste Position ist immer die nächste. Ändern Sie alle zwei Stunden Ihre Arbeitshaltung. Damit sorgen Sie für gute Durchblutung, entlasten die Bandscheiben und pumpen ausreichend Sauerstoff ins Gehirn – für einen klaren Kopf. Eine Pause an der frischen Luft bringt frische Ideen.
  3. Zwischen Sitzen, Stehen und Gehen abwechseln. Arbeiten Sie im Sitzen, Stehen und Gehen – ein höhenverstellbarer Arbeitstisch animiert zu mehr Bewegung und Dynamik. Er wechselt mit einem Knopfdruck die Arbeitshöhe und der Körper freut sich über den Wechsel der Position.
  4. Einen ruhigen Platz finden. Lärm ist ein Störfaktor für konzentriertes Arbeiten. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich zu Hause daher den Arbeitsplatz in einem ruhigen Bereich einrichten. Falls dies räumlich nicht möglich ist, können akustisch wirksame Pinnwände oder Stellwände helfen, auch in belebteren Bereichen für Ruhe zu sorgen.
  5. Für ausreichend Beleuchtung sorgen. Licht wird oft unterschätzt. Eine geeignete Arbeitsplatzbeleuchtung, zum Beispiel mit einer zusätzlichen Tischleuchte, entlastet die Augen und fördert die Konzentration.
  6. Die neue Homeoffice-Förderung in Österreich bietet eine gute Möglichkeit, sich mit ergonomischen Möbeln auszustatten, damit Gesundheit und Wohlbefinden im Vordergrund stehen. Hier können bis zu 300 Euro pro Jahr als Werbungskosten abgesetzt werden. Es lohnt sich also besonders jetzt, in ergonomische Homeoffice-Möbel zu investieren.
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Foto: Bleed
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Über Neudoerfler:

  • 1946 entdeckte Firmengründer Karl Markon eine leerstehende Fabrik im burgenländischen Neudörfl und legte den Grundstein für das Unternehmen.
  • 3.000 Scheibtruhen für den Wiederaufbau nach dem Krieg waren der erste Großauftrag.
  • Heute umfasst Neudoerfler ca. 300 MitarbeiterInnen in der 18.000 m2 großen Produktion – von der Sonderfertigung und Furnierwerkstätte über Tapeziererei, Lackierstraße und Zuschnitt bis hin zum Planungs- und Beratungsteam.
  • Gerade einmal drei Monate dauerte die Einrichtung der 3.000 Arbeitsplätze und 1.000 Büros in der WU Wien, die zum Teil von Neudoerfler übernommen wurde.

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