Recyclingquote

Wer sammelt mehr? Wie eine App die Recyclingquote erhöhen soll

Die gute Nachricht zuerst: In rund neun von zehn österreichischen Haushalten gehört Abfalltrennung mittlerweile zur Routine. Die schlechte: Die restlichen elf Prozent sind nur schwer zu erreichen. Vereinfachte Sammelsysteme und eine neue App sollen dabei helfen, die Recyclingquote zu erhöhen.

Rund 90 Prozent der Österreicher:innen trennen ihren Müll, besonders Altpapier und Glas. Hier liegen wir sogar deutlich über dem EU-Schnitt. Bei Kunststoff müssen wir uns hingegen anstrengen und die Quote bis 2025 verdoppeln, um die Recyclingziele der EU zu erfüllen. Dafür ist es notwendig, das volle Potenzial auszuschöpfen, also auch jene Menschen zu sensibilisieren, bei denen in Sachen Recycling Verbesserungsbedarf besteht. Und das trifft auf rund 11 Prozent der Österreicher:innen zu, wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht, die von der Altstoff Recycling Austria (ARA) in Auftrag gegeben und von INTEGRAL durchgeführt wurde. Dazu wurden mehr als 1.800 Österreicher:innen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren zu ihrem Trennverhalten befragt.

Recyclingquote
Die neue App „Digi-Cycle“ liefert mittels Barcode spezifische Trennanleitungen. So soll die Recyclingquote in Zukunft erhöht werden.Foto: Digi-Cycle App

Wertvoller Abfall                                                            

Doch wie erreicht man diese 11 Prozent? Um passende Strategien zu entwickeln, muss man zunächst wissen, mit wem man es überhaupt zu tun hat. Der Fokus der Studie liegt daher auf den sogenannten Sinus-Milieus®, also Gruppen von Menschen mit ähnlichen Werten und einer vergleichbaren sozialen Lage. Obwohl die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen unterschiedliche Anschauungen und Lebensstile haben, lässt sich zumindest ein gemeinsamer Nenner erkennen, und der ist erfreulich: Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz hat sich quer durch alle Milieus verstärkt, Abfalltrennung gehört in vielen Haushalten zur täglichen Routine.

Größter Treiber: Klimaschutz

Insgesamt 30 Prozent der Befragten gaben an, sogar mehr Abfall als noch vor vier Jahren zu trennen. Allen voran die Burgenländer:innen (43 Prozent), gefolgt von den Oberösterreicher:innen, den Kärnter:innen und den Vorarlberger:innen. Der wichtigste Grund ist die veränderte Einstellung zum Klimaschutz (52 Prozent). Doch auch die einfacheren Sammelsysteme, bessere Informationen sowie mehr Platz im Haushalt wirken sich positiv auf das Trennverhalten aus. „Wir sehen, dass sich das Bewusstsein für Abfall als Wertstoff verändert hat. Diese neue Einstellung zum Klimaschutz müssen wir nutzen, um noch mehr Menschen zu motivieren, durch ihren Beitrag zu Abfalltrennung und Recycling Österreich und unsere Wirtschaft zukunfts- und klimafit zu machen“, sagt ARA-Vorstand Harald Hauke.

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Mit dem digitalen Recycling-Guide der App wird Mülltrennung zum Kinderspiel.Foto: Digi-Cycle App

Bequem und nützlich

Bei zwei Gruppen ist, wie aus der Studie hervorgeht, in Sachen Mülltrennung noch Luft nach oben: bei den „Hedonist:innen“ und der „Adaptiv-Pragmatischen-Mitte“. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Die „Adaptiv-Pragmatische-Mitte“ ist laut Studie von Nutzdenken und Bequemlichkeit geprägt. Um diese Gruppe zu erreichen, muss man Recycling nicht nur als Beitrag zum Klimaschutz darstellen, der allen etwas bringt, sondern auch vereinfachen, damit es zur Routine wird. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wurde bereits mit der Vereinheitlichung der Sammlung von Kunststoffverpackungen in ganz Österreich gesetzt. Denn bisher gab es innerhalb der einzelnen Bundesländer unterschiedliche Richtlinien. Seit 1. Jänner 2023 werden jedoch alle Verpackungen – außer Glas und Papier – in der Gelben Tonne oder im Gelben Sack gesammelt. Dazu zählen etwa Joghurtbecher, Plastikflaschen, Tuben sowie Getränkekartons, in manchen Bundesländern (siehe Infokasten) auch Altmetall.

Was wird ab 2023 in der Gelben Tonne gesammelt?

  • Plastikflaschen (PET-Flaschen, z. B. Mineralwasserflaschen bzw. andere Kunststoffflaschen wie Wasch- und Putzmittelflaschen, Flaschen für Körperpflegemittel etc.)
  • Getränkekartons
  • Joghurt- und andere Becher
  • Schalen und Trays für Obst, Gemüse, Takeaway etc.
  • Folien
  • Verpackungen von Schnittkäse oder Wurstscheiben
  • Folienverpackungen von Mineralwasserflaschen
  • In Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, Wien und Teilen Oberösterreichs: Verpackungen aus Metall und Aluminium (Getränke- und Konservendosen, Kronkorken, Tierfutterdosen etc.)

Hedonist:innen überzeugen? (K)ein Kinderspiel

Schwieriger ist es, die Hedonisti:innen zu motivieren. Denn diese Gruppe ist spaß- und erlebnisorientiert und genießt lieber den Moment, als über die Zukunft nachzudenken. Hier setzt die ARA gemeinsam mit der Saubermacher AG auf Gamification und Belohnung„Digi-Cycle“, so der Name einer neuen App, die seit Kurzem allen kostenlos zu Verfügung steht, liefert nicht nur mittels Barcode spezifische Trennanleitungen,sondern zeigt auch an, wo sich die nächste Sammelstelle befindet und vergibt Prämien fürs Mülltrennen. „Klimaschutz und Recycling sind zur gemeinsamen Aufgabe unserer Generation geworden“, fasst ARA-Vorstand Harald Hauke zusammen, „deshalb ist es so wichtig, Abfalltrennung in allen sozialen Lagen und Lebensstilen zu verankern.“ 

Über ARA:

  • Die Altstoff Recycling Austria organisiert die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen flächendeckend in ganz Österreich.
  • Für die Sammlung von Verpackungsabfällen aus Papier, Kunststoff, Metall und Glas stellt die ARA den Konsument:innen rund 1,86 Millionen Sammelbehälter zur Verfügung.
  • Zusätzlich sind 1,7 Millionen Haushalte an die Sammlung mit dem Gelben Sack angeschlossen
  • 2019 sammelten die österreichischen Haushalte rund 1.090.000 Tonnen Verpackungen und Altpapier.
Credits Artikelbild: Digi-Cycle I Philipp Zach

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