Rosenbauer

Rosenbauer entwickelt Löschsystem für E-Autobatterien

Der oberösterreichische Feuerwehrausrüster Rosenbauer hat nicht nur das weltweit erste E-Löschfahrzeug entwickelt, sondern bringt jetzt auch ein Löschsystem für brennende Autobatteriezellen auf den Markt.

Ein brennendes Auto? Nicht gut. Ein brennendes Elektroauto? Gar nicht gut. Die Batteriesysteme sind zwar schwerer entzündlich als etwa Benzin, zumindest was das Brandverhalten und damit die Löscharbeiten angeht, gelten E-Autos als besondere Herausforderung für die Feuerwehren.

Das oberösterreichische Familienunternehmen Rosenbauer, international führender Hersteller von Löschfahrzeugen, hat für derartige Einsätze ein neuartiges Batteriebrandlöschsystem am Start. Nach eineinhalbjähriger Entwicklungsarbeit ist das koffergroße Tool derzeit im Feldtest. „Es kann schnell und einfach eingesetzt werden, schont die Umwelt und wird ab Herbst 2021 in Serie verfügbar sein“, kündigt CEO Dieter Siegel im Fakt & Faktor-Interview an.

Rosenbauer CEO Dieter Siegl
Rosenbauer-CEO Dieter Siegel: Rekordumsatz in Zeiten der Corona-Pandemie.Foto: Rosenbauer

Siegel, der das Unternehmen seit 2011 führt, kann trotz Corona auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Die Pandemie? War bei Rosenbauer während des Lockdowns schon auch spürbar. Einerseits. Die Verwaltung agierte zu einem großen Teil aus dem Homeoffice, Fahrzeugabnahmen bei KundInnen wurden virtuell durchgeführt, das Betriebsgelände für Besuche gesperrt. Vorübergehend wurde die Produktion aus Sorge um Lieferengpässe teilweise gedrosselt und MitarbeiterInnen für drei Monate in Kurzarbeit geschickt.

Erstes Elektro-Löschfahrzeug im Test

Andererseits haben sich Corona und die damit verbundenen Maßnahmen in der Geschäftsbilanz nicht niedergeschlagen. Etwas mehr als 2.200 Fahrzeuge wurden 2020 ausgeliefert. Der Umsatz kletterte erstmals in der 150-jährigen Firmengeschichte auf über eine Milliarde Euro. Am Hauptsitz in Leonding bei Linz arbeiten rund 1.600 der insgesamt 3.800 MitarbeiterInnen. Sie reüssieren am Weltmarkt nicht zuletzt durch ihre Innovationskraft. Unternehmensintern gibt es dafür eine eigene Abteilung.

Rosenbauer Panther
Rosenbauer ist Weltmarktführer bei Löschfahrzeugen, die beispielsweise wie das Modell „Panther“ auf Flughäfen zum Einsatz kommen.Foto: Rosenbauer

Dort entwickelte man neben dem Löschkoffer für E-Autobatteriezellen auch das erste vollelektrische Feuerwehrfahrzeug der Welt. Selbstbewusste Typenbezeichnung: RT – Abkürzung für „Revolutionary Technology“. Vorserienfahrzeuge sind in Berlin, Dubai und Amsterdam bereits im Testbetrieb. „Es setzt mit seiner innovativen Architektur neue Maßstäbe in Sachen Ergonomie, Ökologie und Digitalisierung“, ist Siegel stolz. Das internationale Interesse ist enorm, Vorbestellungen kommen aus der ganzen Welt. Siegel – Berufswunsch als Kind: nein, nicht Feuerwehrmann, sondern Rennfahrer – beantwortet im Fakt & Faktor-Interview auch die Frage, ob Drohnen die besseren Feuerwehrmänner werden. 

Volle Auftragsbücher, Rekordumsatz, mehr Gewinn: Wird Rosenbauer die Krise noch einholen oder ist Ihr Geschäftsmodell immun gegen derartig massive Verwerfungen? 

Die Feuerwehrindustrie ist grundsätzlich ein konjunktureller Nachzügler, das heißt, sie folgt dem allgemeinen Zyklus mit einem Abstand von einem Jahr und mehr. Tatsächlich ist es möglich, dass unser Sektor die Corona-Krise ohne größere Blessuren übersteht. Das rührt vor allem daher, dass unsere KundInnen überwiegend aus dem öffentlichen Sektor stammen. So ist es bis dato zu keinen Auftragsstornierungen gekommen, einzelne Ausschreibungen wurden jedoch verschoben. Der Rosenbauer Konzern profitiert zudem von seiner breiten Diversifikation nach Produkten und Märkten. Anders als viele MitbewerberInnen können wir vielfach Rückgänge in einem Geschäftsfeld oder Markt durch Wachstum anderswo kompensieren. Wir sind Weltmarkt- und Technologieführer, das alles zusammen macht unser Geschäftsmodell resilienter als das vieler anderer branchenfremder Unternehmen.

Weltweit werden insgesamt rund 20.000 Löschfahrzeuge pro Jahr verkauft. Bis 2030 soll der Anteil an elektrisch betriebenen Fahrzeugen bei rund 3.000 Stück liegen, wird prognostiziert. Rosenbauer gilt dabei als Innovationstreiber. Was waren bei der Entwicklung der „RT“ die größten Herausforderungen?

Hier muss man sinnvollerweise zwischen der Konzeptstudie, dem „Concept Fire Truck“, und der marktreifen RT unterscheiden. Mit der Konzeptstudie haben wir die E-Mobilität als Technologie in den klassischen Fahrzeugbau gebracht. Damals, zu Entwicklungsbeginn 2012, war es noch sehr schwierig, leistungsfähige Komponenten am Markt zu bekommen. Wie wir selbst waren damals viele Hersteller Prototypenbauer. Der Concept Fire Truck hat uns geholfen, Vorbehalte unserer KundInnen, aber auch in den eigenen Reihen zu überwinden. Denn der alternative Antrieb hat eine absolut feuerwehrorientierte Fahrzeugarchitektur ermöglicht und neue einsatztaktische Optionen eröffnet. Die RT wiederum musste ein absolut robustes System werden, das mindestens so leistungsstark und so zuverlässig wie bestehende Lösungen ist. Auch hier stellte sich die Frage nach den Serienkomponenten, die diesem hohen Qualitätsanspruch genügen. Die RT soll schließlich ein langlebiges Fahrzeug für mehrere Jahrzehnte sein und auch die nächste Generation der Einsatzkräfte bestmöglich unterstützen.

Woher beziehen Sie die Komponenten?

Das elektrische Antriebssystem der RT wird beispielsweise von Volvo geliefert, einem Hersteller mit unbestrittenem Know-how in diesem Bereich, und es ist mit vielen Schutzmechanismen ausgestattet.

Rosenbauer Panther
Die Digitalisierung hilft auch bei Löscheinsätzen. Die Fahrzeuge werden von Drohnen assistiert.Foto: Rosenbauer

Wohin geht die Entwicklung in puncto Digitalisierung? Braucht es bald keinen Feuerwehrmann mehr, weil Roboter und Drohnen die Arbeit übernehmen?

Die digitalisierte Feuerwehr der Zukunft wird eine Organisation mit zusätzlichen Fähigkeiten und neuen Möglichkeiten sein. Schon heute setzen die Einsatzkräfte etwa auf Drohnen, wenn es um die Lagesondierung geht, oder auf Roboter, wenn es um besonders kritische Löscheinsätze geht. Dabei liegt in der Vernetzung, Big Data und Künstlicher Intelligenz noch sehr großes Potenzial. Ich persönlich bin überzeugt, dass der Mensch nicht ersetzbar ist und die Maschinen weiterhin vor allem eine Assistenzfunktion haben werden. Es geht um Synergien und nicht um Substitution. Das ist auch die Ausrichtung unserer Produktentwicklung, die darauf abzielt, die Fähigkeiten der Einsatzkräfte zu erweitern und allfällige Beschränkungen zu überwinden.

Als Laie denkt man sich, bis bei einem Hochhausbrand eine Leiter ausgefahren und ein Mensch oben ist, löscht eine Drohne schon längst …

Für Drohnen gibt es zwei Anwendungsgebiete: Zum einen ist da die Lageerkundung und das Sammeln zusätzlicher Daten. In diesem Bereich bieten wir schon heute Serienprodukte mit Top-Sensorik unseres Partners DJI an. Diese sind in unser hauseigenes Einsatzmanagementsystem integriert, sodass mehrere Drohnen mit Erkundungsauftrag und im Einsatz gut koordiniert werden können. Zum anderen ist da die Brandbekämpfung und Personenrettung mit Schwerlastdrohnen. Hier haben wir in den letzten drei Jahren viel geforscht. Es ist naheliegend, angesichts der physikalischen Grenze von Drehleitern, die bei 70 bis 80 Meter liegt, alternative Systeme für größere Höhen zu entwickeln. Für die Brandbekämpfung wird sicherlich ein drohnenbasiertes Löschsystem kommen.

Die Drohnen bergen dann auch Menschen?

Da bin ich skeptisch. Stellen Sie sich nur die Ausnahmesituation einer Fassadenbergung vor: In hohen Gebäuden lassen sich die Fenster in der Regel nicht öffnen, die Panik unter den betroffenen Menschen etc. Die Schwerlastdrohne wird nicht in der Lage sein, statt der zugelassenen vier plötzlich acht Personen, die um ihr Leben bangen, in ihren Rettungskorb aufzunehmen. Ein sicherer Drohneneinsatz ist für mich unter diesen Vorzeichen nicht vorstellbar. Bei Naturkatastrophen, Waldbränden und dem Materialtransport haben sie aber sicher noch großes Potenzial.

Sie liefern weltweit. Haben Sie jemals an Abwanderung aus Österreich gedacht? 

Nein. Zum einen sind wir mit unseren weltweiten Produktions- und Servicestätten sehr kundennah aufgestellt. Und Kundennähe ist in unserer Industrie ein Must-have. Zum anderen benötigen wir in der Fertigung doch sehr hohe und spezielle Qualifikationen, die andernorts nicht verfügbar sind. Da sind niedrigere Personalkosten kein echter Wettbewerbsvorteil.

Finden Sie ausreichend Personal oder spüren Sie den vielzitierten FacharbeiterInnenmangel? 

Das überraschend schnelle Anspringen der Wirtschaft hat das Arbeitskräfteangebot klar verknappt. So erfreulich grundsätzlich Arbeitslosenraten von knapp über zwei Prozent in einzelnen Bezirken sind, so schwierig wird dadurch natürlich im Bedarfsfall die MitarbeiterInnensuche für die Unternehmen. Auch wir beobachten, dass die Bewerbungen auf freie Stellen weniger sind als zuvor. Gleichzeitig können wir aber im persönlichen Gespräch unverändert mit unserer sehr positiven Arbeitgebermarke punkten. Bei den Lehrlingen haben wir zuletzt rund 450 Bewerbungen für zirka 40 Lehrstellen erhalten – ein absoluter Rekordwert!

GUT ZU WISSEN

  • Die Rosenbauer-Gruppe ist Weltmarktführer bei Feuerwehrtechnik.
  • Der Hauptsitz des 1866 gegründeten Familienunternehmens liegt in Leonding bei Linz.
  • 2020 wurde ein Umsatz von 1,04 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Credits Artikelbild: Rosenbauer

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