Runter vom Gas: So reagieren heimische Unternehmen auf die Gaskrise

Winter is coming. Und es droht, ein kalter zu werden, denn die Gaskrise spitzt sich immer weiter zu. Viele heimische Unternehmen haben daher Maßnahmen ergriffen, um ihre Abhängigkeit von Erdgas zu reduzieren – darunter auch SalzburgMilch, eine der führenden Molkereien in Österreich.

Gas oder nicht Gas – das scheint die große Frage zu sein, die derzeit alle beschäftigt. Denn ob Österreichs Gasspeicher ausreichend gefüllt sind, hängt stark von Putins Laune ab. Heimische Firmen rüsten sich deshalb für den Gas-Notfall. So hat laut einer Studie rund die Hälfte der befragten Betriebe bereits in den vergangenen zwölf Monaten Maßnahmen ergriffen, um künftig mit weniger Erdgas auszukommen. Knapp 75 Prozent dieser Gruppe gab an, den Gasbedarf durch eine verbesserte Dämmung oder Temperaturreduktion verringert zu haben. Mehr als ein Fünftel hat das Heizsystem auf alternative Energieträger umgestellt, sieben Prozent auch die Produktionsanlagen. Weitere Maßnahmen sind in Planung. Die größte Hürde stellen für rund zwei Drittel der befragten Unternehmen aber die hohen Investitionskosten dar. Und auch die Verfügbarkeit ist ein Problem.  

Nachhaltige Energie für Milch aus der Region

SalzburgMilch, die drittgrößte Molkerei Österreichs, hat schon vor Jahren mit der Umstellung auf alternative Energiequellen begonnen. Seit 2015 setzt das junge Unternehmen – in der heutigen Form wurde es im Juli 2013 gegründet – jedes Jahr ein Projekt für nachhaltige Energie um. Ziel ist es, völlig auf erneuerbare Energieformen wie Photovoltaikstrom, Biogas oder Biowärme umzusteigen. Auch Hackschnitzelanlagen würden sich anbieten, da man die LandwirtInnen, von denen viele WaldbesitzerInnen sind, miteinbeziehen möchte.

SalzburgMilch
SalzburgMilch übernimmt in Sachen Energieversorgung Verantwortung: So wird etwa auch in der Milchproduktion Energie gespart. Qualitätseinbüßen wird es dabei natürlich keine geben.Foto: SalzburgMilch

Zwei neue Projekte

Insgesamt ist man bereit, bis zu einer zweistelligen Millionensumme in die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu investieren. Rund drei Millionen Euro hat man heuer bereits in die neu eingerichtete Wärmerückgewinnung gesteckt. Dafür wurde der Hauptgasheizkessel ausgetauscht und mit einer Abwärmenutzungsanlage ergänzt. Der Dampf für das Pasteurisieren und andere Verarbeitungsschritte wird auf diese Weise wesentlich energieeffizienter erzeugt. Und auch in der Milchproduktion wird Energie gespart. So wurde das bisher zweistufige Verfahren zur Erzeugung der ESL-Milch (ESL steht für Extended Shelf Life, also längere Haltbarkeit im Regal) durch ein einstufiges Verfahren ersetzt. Das heißt, länger haltbare Milch muss nur noch einmal von vier auf 125 Grad erhitzt und dann wieder abgekühlt werden. Dadurch kommt man mit weniger Energie aus und schont das Produkt.

Weniger bringt mehr

Insgesamt können durch die beiden Maßnahmen rund 2.600 MWh Erdgas und somit etwa 650 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch von rund 160 privaten Salzburger Haushalten. „Gerade in der aktuell sehr angespannten Lage ist es für uns als Unternehmen der kritischen Infrastruktur sehr wichtig, in Sachen Energieeffizienz vorauszugehen und konsequent Maßnahmen zur Reduktion und letztlich bis zur gänzlichen Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen umzusetzen“, sagt SalzburgMilch Geschäftsführer Andreas Gasteiger. Die ersten Schritte seien getan, ausruhen wolle man sich aber nicht. Aktuell ist eine umfangreiche Photovoltaikanlage für den Standort in der Stadt Salzburg geplant.

SalzburgMilch will die Abhängigkeit von Erdgas reduzieren. Funktionieren soll das etwa mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Unternehmens.Foto: SalzburgMilch

Größte Aufdach-Photovoltaikanlage Salzburgs

Erst im Herbst 2021 wurde die Aufdach-Photovoltaikanlage auf dem Dach der Käserei in Lamprechtshausen eröffnet. Mit mehr als 4.200 Photovoltaikmodulen auf einer Fläche von 13.000 m² ist sie die größte in ganz Salzburg und erzeugt jährlich so viel elektrische Energie, wie 460 Privathaushalte verbrauchen.

SalzburgMilch in Zahlen:

  • 2013 wurde die SalzburgMilch GmbH gegründet.
  • 2014 wurde die SalzburgMilch Käserei in Lamprechtshausen in Betrieb genommen. Sie zählt zu den modernsten Käsereien Europas. Im Werk werden alle Schnitt- und Hartkäsesorten der Salzburg Milch gekäst, gereift und verpackt.
  • Seit 2016 ist SalzburgMilch die drittgrößte Molkerei Österreichs.
  • 2017 setzte SalzburgMilch mit ihrer Tiergesundheitsinitiative neue Standards. Dafür wurden gemeinsam mit ExpertInnen neue Richtlinien für Futter und Auslauf der Kühe sowie Tiergesundheits-Checks erarbeitet, die weit über die gesetzlichen Regelungen hinausgehen und von allen SalzburgMilch Bauern und Bäuerinnen umgesetzt werden.
  • Seit 2021 ist die Käserei in Lamprechtshausen klimaneutra
  • Heuer wurde SalzburgMilch zum 14. Mal mit dem „Preis für langjährige Produktqualität“ der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) ausgezeichnet. Dieser Preis wird an Unternehmen verliehen, deren Lebensmittel mindestens fünf Jahre regelmäßig und erfolgreich von der DLG getestet wurden.
  • SalzburgMilch hat 373 MitarbeiterInnen.
  • Die Exportquote 2021 lag bei 48 Prozent.
  • Die Produktpalette umfasst ca. 600 Artikel.
Credits Artikelbild: adobe stock | Littlewolf1989

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