Solarthermie

Solare Eigenversorgung als Chance für Industriebetriebe

Weil die Energiepreise weiter steigen, suchen gerade viele Unternehmen nach Alternativen. Roger Hackstock, Geschäftsführer des Branchenverbands Austria Solar, zeigt den Mehrwert der Nutzung von Solarenergie in der Industrie auf.

Weil die Energiepreise weiter steigen, suchen gerade viele Unternehmen nach Alternativen. Roger Hackstock, Geschäftsführer des Branchenverbands Austria Solar, zeigt den Mehrwert der Nutzung von Solarenergie in der Industrie auf.

Es ist schon ein paar Monate her, da mahnte Roger Hackstock im Gespräch mit Fakt & Faktor: „Was, wenn Putin das Gas ganz abdreht? Dann gibt’s richtig Stress. Wir müssen jetzt sofort in die Gänge kommen!“ Was seither passiert ist, wissen wir: Russlands Gaslieferungen nach Europa und damit auch nach Österreich versiegen zusehends.

Wo bleiben die Lösungen?

Aber was ist seither wirklich geschehen? Wir haben es zwar geschafft, unsere Gasspeicher nahezu zur Hälfte zu befüllen, wirkliche Lösungen, wie wir mit einem kompletten Gaslieferstopp umgehen würden, liegen allerdings keine auf dem Tisch.

Roger Hackstock
Roger Hackstock ist Experte in Sachen Solare ProzesswärmeFoto: Foto Wilke

Die Möglichkeit, mittels solarer Prozesswärme in der Industrie Gas zu ersetzen, ist viel größer, als viele glauben.

Roger Hackstock, Geschäftsführer des Branchenverbands Austria Solar

Dabei gäbe es Möglichkeiten, um selbst die Kontrolle über unsere eigenen Energieausgaben wiederzuerlangen. Eine Option, die naturgemäß von Roger Hackstock in seiner Rolle als Branchenverbandschef forciert wird, ist die Solarthermie. „Die Möglichkeit, mittels solarer Prozesswärme in der Industrie Gas zu ersetzen, ist viel größer, als viele glauben“, betont er. Schließlich könne man allein mithilfe der Sonne längst in Hochtemperaturbereiche vordringen, sagt Hackstock.

Solarthermie auch für Papier- und Textilindustrie?

Mithilfe von Solarthermie können bereits Temperaturen von 140 bis 160 Grad erzielt werden. „Damit sprechen wir von Textil- und Papierindustrie. Nicht nur von der Produktion von Lebensmitteln“, so der Experte. Tatsächlich sind es nicht nur Betriebe wie Berger-Schinken, die ihre Produktion bereits mithilfe von Sonnenergie abwickeln (siehe Story „Wenn die Sonne auf die Tube drückt“). Auch AVL List in Graz schwört inzwischen auf Sonnenkraft, um sich möglichst von Gas unabhängig zu machen.

Konkret kommen hier solar beheizte und gekühlte Motorprüfstände zum Einsatz. Die 2,5 Megawatt-Anlage sorgt nicht nur für eine Teilunabhängigkeit in Sachen Gas, sie spart jährlich 240 Tonnen CO2 ein. Grob gerechnet sind das 850.000 Euro pro Jahr, die hier nicht bezahlt werden müssen. Bei der aktuellen Preisentwicklung kann man getrost behaupten: Tendenz stark steigend.

AVL List
Die Solartherme-Anlage der AVL List in Graz spart jährlich fast eine Million Euro an Energiekosten.Foto: AVL | Christian Holter

„Als international agierendes Unternehmen sehen wir bei AVL es als unsere Pflicht, einen Beitrag zur Lösung ökologischer Fragen zu leisten – insbesondere im Hinblick auf Umweltschutz, Nachhaltigkeit und globale Emissionen. Die Installation des Kollektorfeldes ist ein essenzieller Beitrag zur Energieeinsparung und ein wichtiger Schritt zur Klimaneutralität“, sagt Christoph Urthaler, Department Manager Employee Engagement & CSR bei AVL. 

In der Solarthermie gäbe es somit sehr viel Potenzial für die heimische Industrie, meint Roger Hackstock. Er geht – wie die gesamte Energie erzeugende Industrie – davon aus, dass die Preise langfristig nicht sinken werden. Eher dürfte das Gegenteil der Fall sein. „Jede Investition rechnet sich jetzt – im Gewerbe genauso wie in der Industrie“, ist sich der 58-Jährige sicher. 

Zeitfenster sind überschaubar, sofern Genehmigungen vorliegen

Zumal die Zeitfenster für die Errichtung einer Solarthermieanlage überschaubar sind: „Man kann von sechs Monaten Planungszeit, sechs Monaten Genehmigungsverfahren und drei Monaten Errichtungszeit ausgehen“, rechnet Hackstock trocken vor. Und verweist freilich auf die im Verhältnis lange Zeit, die es braucht, um Genehmigungen zu bekommen. „Wenn wir hier endlich schneller würden, wäre das ein großer Schritt in eine gasfreie Zukunft“, sagt er.

Der Verband Austria Solar

Im Verband Austria Solar sind alle namhaften Anbieter von Solarwärmeanlagen versammelt. Gegründet wurde der Verband im Jahr 1999. Der Verband vertritt die Interessen von über 100 Unternehmen, von Herstellern und Zulieferern über Händlern bis zu Installateuren. Auch alle namhaften F&E-Einrichtungen zu Solarwärme sind im Verband vertreten.

Der Verband fördert mit dem Austria Solar Gütesiegel die Qualitätssicherung am Markt, informiert zu aktuellen Entwicklungen durch offensive Öffentlichkeitsarbeit und steht Behörden und Verwaltung als kompetenter Partner zur Seite, wenn es um Rahmenbedingungen geht.

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