Kartoffel

Sprit aus Kartoffeln hilft beim CO2-Sparen

Vom Acker in die Tiefkühltruhe in die Pfanne und den LKW-Tank: So gestaltet das Vorarlberger Familienunternehmen 11er seinen „Kartoffelkreislauf“.

Es ist der Name, der einen verwundert bis ratlos zurücklässt: 11er. Was steckt hinter dieser Bezeichnung? Ein Sportwagen? Ein Schraubenschlüssel? Eine Hausnummer? Dass es sich um einen Hersteller von Tiefkühlkartoffelspezialitäten handelt, würde man ohne Insiderwissen, Telefonjoker oder Vorarlberger „Staatsbürgerschaft“ wahrscheinlich nicht erraten. Obwohl 11er bereits über eine mehr als 80-jährige Unternehmensgeschichte verfügt.

1941 legte Wilhelm Grabher in Lustenau den Grundstein für das Vorarlberger Familienunternehmen. Mit seinen Brüdern gründete er damals einen kleinen fahrenden Gemüsehandel. Aus der Idee, die Küchen der umliegenden Dörfer mit frischem Gemüse zu beliefern, wird später einmal der führende Kartoffelspezialitätenhersteller Österreichs.

Kartoffeln als Markenkern

Ob Rösti, Kroketten, Wedges oder Pommes Frites: 11er beliefert die Gastronomie, aber auch den Lebensmittelhandel mit Tiefkühlprodukten aus Kartoffeln. Zwar hatte man sich zu Beginn auf die Sauerkrautproduktion konzentriert, und hat heute auch Gemüse- und Fleischprodukte im Portfolio – Kartoffeln waren und sind aber die markenprägenden Produkte des Unternehmens, das zur Zeit rund 360 MitarbeiterInnen beschäftigt.

„Als relativ kleiner Player im Wettbewerb mit den großen Giganten im Tiefkühlkartoffelsektor waren wir schon immer gezwungen, mit Produktneuheiten und Nischenprodukten zu punkten“, erklärte Thomas Schwarz kürzlich in einem Interview das Erfolgsrezept. Schwarz ist seit 2015 11er-Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb. Dieser innovationsgetriebene, tüftlerische Zugang habe das Unternehmen zu einem der führenden Tiefkühlkartoffelspezialitätenhersteller Europas gemacht.

Plus und Minus im Lockdown 

Die Exportquote liegt bei 67 Prozent. Hauptabsatzmärkte dabei sind die Nachbarländer Italien und Deutschland, geliefert wird aber auch in fast alle anderen Länder Europas. Man profitiert unter anderem davon, dass in der Gastronomie der Personal- und Zeitdruck wächst. Haltbare Tiefkühlprodukte, die jederzeit ohne Qualitätsverlust verarbeitet werden können, helfen dabei, den Betrieb aufrecht erhalten zu können, erklärt Schwarz.

Kartoffel-Wissen

Weltweit gibt es über 5000 verschiedene Kartoffelsorten. Aber Kartoffel ist nicht gleich Kartoffel. Damit Pommes, Rösti, Kroketten & Co. ihre unverwechselbare goldgelbe Backfarbe bekommen, verwendet man bei 11er ausschließlich gelbfleischige Kartoffel aus Anbaugebieten entlang der Donau, der March und aus dem südbayrischen Raum.

Die jüngste Vergangenheit brachte aufgrund von Corona dennoch einige Turbulenzen. Denn durch die Lockdowns, die auch die Gastronomie betrafen, brach ein wesentliches Verkaufsstandbein plötzlich weg. Zwar nahm parallel die Nachfrage nach Tiefkühlprodukten in den Privathaushalten zu. Ganz kompensieren ließ sich das Minus aber nicht. Auch, weil es mit den LieferantInnen – vornehmlich LandwirtInnen aus Österreich und dem süddeutschen Raum – Abnahmeverpflichtungen gab.

Kartoffelschalen für den Tank

Auch die aktuellen Verwerfungen am Energiemarkt, bei Rohstoffen und im Transportwesen gehen nicht spurlos vorüber. 11er hat bezüglich der internen Energieversorgung aber vorgesorgt. Bereits seit 2015 läuft die Produktion vom Acker bis zum Tiefkühlregal im Lebensmittelhandel klimaneutral. Möglich ist das unter anderem durch eine innovative Nutzung eigener Produktionsabfälle.

So hat man 2017 eine Biogasanlage gebaut. Darin werden Kartoffelschalen zu hochwertigem Treibstoff verarbeitet, mit dem die LKW, die die Kartoffeln von den Feldern in die Fabrik anliefern, betankt werden. Auch die Stapler im Betrieb tanken dieses Gas. Dank dieses „Kartoffelsprits“ können pro Jahr 3.300 Tonnen CO2 eingespart werden, rechnet man bei 11er vor. Insgesamt sanken die CO2-Emissionen so zwischen 2015 und 2020 um 17 Prozent.

Der besondere Firmenname geht übrigens auf einen alten Brauch in der Alpenregion zurück. So war es in Vorarlberg üblich, dass Menschen oder Höfe durch „Hausnamen“ unterschieden wurden. Alten Aufzeichnungen zufolge bekamen die Grabhers ihren Hausnamen schon vor mehr als 150 Jahren. Die Familie hatte damals elf Kinder – und bekam somit den außergewöhnlichen Hausnamen „Elfer“.

Credits Artikelbild: adobe stock | lighthouse studio

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