Flugzeug

Strom statt Diesel für parkende Flugzeuge

Auch wenn sie am Boden stehen, verbrauchen Flugzeuge Energie. Am Salzburger Flughafen setzt man bei der Stromversorgung jetzt auf elektrisch betriebene Aggregate – und spart den bislang verwendeten Diesel ein. Damit ist man Österreich-Pionier.

Die Autos unter einem wirken zum Greifen nahe. Die Maschine schwebt im Tiefflug über die Westautobahn und setzt wenige Meter danach am Rollfeld des Salzburger Flughafens auf. Durch die kleinen Fenster sieht man auf der einen Seite den Untersberg, auf der anderen Hangar- und Terminalgebäude vorbeiziehen, bevor das Flugzeug zu seiner Parkposition rollt. Bis hierher: Alles wie immer.

Ab hier schlüpft der Flughafen in der Mozartstadt allerdings in eine Vorreiterrolle in Österreich. Denn zur Energieversorgung der Flugzeuge am Boden kommen neue Geräte zum Einsatz. Ihre Größe erinnert an die kleinen Anhänger für den Gepäcktransport. Transportiert werden hier aber nicht Koffer und Taschen, sondern jene Energie, die die Flugzeuge für die Grundversorgung am Boden benötigen. 

Strom für Küche und Klimaanlage

Das Besondere? Diese mobilen Stromspeicher werden neuerdings nicht mehr mit Diesel, sondern mit Strom betrieben. Zumindest im Stehen sind Flugzeuge damit bereits in der Elektromobilität angekommen. Allerdings: In der Luft braucht es für den Antrieb eines Flugzeugs mehr als Rückenwind und aerodynamisch geformte Tragflächen. Es kommt weiterhin Kerosin zum Einsatz – mit allen Nachteilen für die Umwelt. 

Das ändert sich auch beim Bodenverkehr nicht. Auch dort brauchen Flugzeuge Energie. Zum einen, um auf dem Rollfeld zur Start- und Landebahn zu gelangen, zum anderen, um an der Parkposition die Bordelektronik, Beleuchtung, das Beheizen der Bordküche oder die kühlende Klimatisierung des Passagierraums am Laufen zu halten. Produziert wird der dafür notwendige Strom über ein Hilfstriebwerk, die sogenannte APU (Auxiliary Power Unit).

Emissionen durch Bodenverkehr

Diese Antriebseinheit befindet sich meist im Heck der Maschine. Sie gilt mit einem Wirkungsgrad zwischen acht und 14 Prozent allerdings als nicht besonders effizient. Im Gegenteil: Die APUs sind auf Flughäfen einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen und anderen Luftschadstoffen und tragen maßgeblich zur Lärmbelastung bei. Ihre Klimabilanz? Fatal. Pro Stunde verbrauchen diese Hilfstriebwerke rund 100 Liter Kerosin.

Flughafen Salzburg E-Power
Ersatz für Diesel: Elektrisch betriebenes, mobiles und emissionsfreies Aggregat zur Stromversorgung von Flugzeugen am Rollfeld.Foto: Flughafen Salzburg

Um den Einsatz der APU auf ein Minimum zu reduzieren, bieten die Flughäfen daher häufig Alternativen. Eigene Schleppfahrzeuge ziehen die tonnenschweren Flugzeuge auf und von der Rollbahn, und am Gate hat man Bodenstromversorgungseinheiten im Einsatz, sogenannte GPU (Ground Power Units). Davon gibt es sowohl stationäre als auch mobile Varianten. Und damit wäre man wieder in Salzburg gelandet.

Powerbank für das Flugzeug

Der Airport verfügt als erster Flughafen Österreichs nämlich über batteriebetriebene und damit emissionsfreie und geräuscharme externe Bodenstromaggregate zur Versorgung von Flugzeugen mit elektrischer Energie. Sie funktioniere mit Kabel und Stecker ähnlich wie eine Powerbank fürs Aufladen eines Handys. Mit einer Akkuladung können – je nach Flugzeugtyp – sechs bis zehn Maschinen abgefertigt werden. Zudem können die elektrisch betriebenen Geräte im Gegensatz zu dieselbetriebenen Ground Power Units auch in einem Hangar eingesetzt werden. Die Aufladung erfolgt unkompliziert an einer gewöhnlichen Standardsteckdose.

„Die elektrisch betriebenen Bodenstromaggregate leisten einen wichtigen Beitrag zu einer besseren und gesünderen Arbeitsumgebung und sind ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur CO2-Klimaneutralität des Flughafens“, ist Alexander Weiglhofer, Bereichsleiter Operations & Services, überzeugt.

Flughafen Wien CO2-neutral

CO2-Neutralität peilt man ab diesem Jahr auch am Flughafen Wien an. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt man auf Österreichs größtem Hub unter anderem auf Österreichs größte Photovoltaikanlage. Auf einer Fläche von 24 Hektar liefern hier 55.000 Paneele eine Leistung von 24 Megawatt Peak. Damit kann der Airport rund 40 Prozent seines Jahresstromverbrauchs abdecken.

Dazu kommen eine CO2-neutrale Fernwärmeversorgung sowie industrielle Abwärmenutzung und eine elektrisch betriebene Fahrzeugflotte. Sie umfasst rund 380 E-Fahrzeuge, darunter Spezialgeräte für die Flugzeugabfertigung, wie mobile Passagiertreppen und Cateringfahrzeuge. Durch diese Umrüstung werden pro Jahr etwa eine Million Liter Diesel eingespart.

Druck über Gebühren

In Innsbruck setzt man indes als erster österreichischer Flughafen auf ein Gebührenmodell, das Flugzeuge mit höherem Schadstoffausstoß „bestraft“. Seit Jahresbeginn müssen diese Flugzeuge höhere Gebühren zahlen. Ziel ist es, Fluggesellschaften dazu zu animieren, aus wirtschaftlichen Gründen moderne Maschinen, die als emissionsärmer gelten, einzusetzen. Bei dieser Maßnahme fliegt allerdings viel Symbolpolitik als Co-Pilot mit, denn schon jetzt werden aus betriebswirtschaftlichen Gründen fast ausschließlich junge, verbrauchsärmere Maschinen eingesetzt.

Credits Artikelbild: adobe stock | Chalaballa
Lichtblick

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