Sie sammeln sich unter der Bezeichnung „Generation Z“ – Jugendliche zwischen 19 und 26 Jahren. Begleitet wird ihr Aufwachsen von Vorurteilen: arbeitsscheu, uninteressiert, aufmüpfig. Aber stimmt das?
X, Millennials, Generation Z: Da muss man erst einmal den Überblick behalten. Denn die Etiketten, mit denen Soziolog:innen versuchen, durch Jahrgangsgruppen Ordnung in die Vielfalt jugendlichen Lebens zu bringen, sind nicht immer auf den ersten Blick selbsterklärend. Das „Z“, unter dem Jugendliche zusammengefasst sind, die zwischen 1997 und 2012 auf die Welt gekommen sind, steht beispielsweise für „Zoomer“ – abgeleitet von der Lieblingsbeschäftigung der Digital Natives.
Deren Einfluss am Arbeitsmarkt ist spürbar – nicht nur, weil es aufgrund der demografischen Entwicklung zu wenige von ihnen gibt. Es geht vor allem um deren Verständnis und Zugang zu Arbeit. Laut einer Studie des World Economic Forums sowie der John Hopkins-Universität wollen die „GenZs“ am liebsten flexibel arbeiten. Fast zwei Drittel würden einen Jobwechsel ins Auge fassen, wenn man von ihnen 100 Prozent physische Anwesenheit verlangen würde, bestätigt eine weltweite Deloitte-Umfrage unter 22.000 Jugendlichen aus 44 Ländern.
GenZ: Vorliebe für hybrides Arbeiten
Als „Kinder der Pandemie“ haben sie eine Vorliebe für hybrides Arbeiten entwickelt. Ihr Idealmodell: ein Mix aus Zuliefern von irgendwo auf der Welt und regelmäßiger persönlicher Interaktion im Büro. Das entspricht dem bunten Strauß an Zuschreibungen, Erklärungen und Vorurteilen, mit denen die Soziologie und Psychologie versucht, Dachmarken über Jahrgangsgruppen zu definieren. Aber treffen die Zuschreibungen eigentlich zu?
GUT ZU WISSEN
Es gibt verschiedene Abkürzungen, mit denen bestimmte Jahrgangsgruppen zusammengefasst werden. Welche Jahrgänge in welche Kategorie gehören:
Baby Boomer: 1946–1964
Generation X: 1965–1980
Generation Y: 1981–1996
Generation Z: 1997–2012
Generation Alpha: ab 2012
So attestieren Jugendforscher:innen den „Gen Zs“, sicherheits- und stabilitätsorientierter und weniger abenteuerlustig zu sein als noch ihre Vorgänger:innen. Familiengründung und Work-Life-Balance stehen hoch im Kurs. Manche wünschen sich die alten Zeiten zurück und beneiden ihre Eltern für den sicheren Job, den sie ein Leben lang hatten, statt mit freudiger Erwartung in die Zukunft zu blicken und die Vielfalt an Möglichkeiten als Chance zu sehen.
Nachhaltigkeit ist ein „Must-have“
Die Vorstellungen der Jungen kollidieren nicht selten mit den Gewohnheiten der Alten. Das führt zu Konflikten. So wird den Jungen vorgeworfen, faul und aufmüpfig zu sein, zu hohe Ansprüche und Erwartungen zu haben. Dem halten die 18- bis 29-Jährigen in einer Befragung im Auftrag von karriere.at entgegen, dass sie durchaus bereit sind, erst nach Hause zu gehen, wenn eine Aufgabe erledigt ist und einen Arbeitgeber suchen, der die persönliche und fachliche Weiterentwicklung fördert. Umgekehrt wehren sie sich aber gegen falsche Versprechen, unfaires Gehalt und schlechtes Arbeitsklima und setzen Ehrlichkeit und Transparenz voraus.
Tatsächlich belegt eine aktuelle Forrester Research-Studie, dass die Gen Z großen Wert darauf legt, für Unternehmen zu arbeiten, deren Werte mit den ihren übereinstimmen. Nachhaltigkeit, Vielfalt und Inklusion sind dabei nicht nur ein „Nice-to-have“, sondern ein „Must-have“.
Karrierebewusst und ungeduldig
„Millennials und Gen Zs wollen die neue Arbeitswelt aktiv mitgestalten – sowohl bei Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit als auch ihre Arbeit an sich. Unternehmen, die ihrer Belegschaft kein Gehör schenken, werden auf lange Sicht nicht bestehen können“, warnt Anna Nowshad von Deloitte Österreich.
Anders als die Gen X gibt sich diese Generation weniger damit zufrieden, nur Anweisungen zu befolgen. Die Gen Z will am Arbeitsplatz gehört werden und sucht nach Arbeitgeber:innen, die das „Einmischen“ und Engagement zu schätzen wissen. Sie geben sich nicht leicht mit stagnierenden Rollen zufrieden, wollen in ihren Karrieren schnell vorankommen, neigen aber auch dazu, ungeduldig zu sein und schneller den Arbeitsplatz zu wechseln.
Bewusstsein für mentale Gesundheit
Dringenden Handlungsbedarf orten die Jugendlichen beispielsweise beim Thema Klimawandel. Laut Ö3-Jugendstudie bereitet er 77 Prozent ernsthafte Sorgen, 68 Prozent fordern von Politiker:innen Regeln für nachhaltige Veränderungen festzulegen. Für die jungen Generationen ist das Engagement für gesellschaftlich relevante Herausforderungen seitens der Unternehmen ein ausschlaggebender Faktor für die Wahl des Arbeitgebers.
Und für mehr als drei Viertel der heimischen Millennials und Gen Zs sind betriebliche Initiativen zur Unterstützung des mentalen Wohlbefindens ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Jobsuche. Denn rund ein Drittel der befragten jungen Österreicher:innen fühlt sich aufgrund der hohen Workload ausgebrannt. Zudem ist das Arbeitsklima vielfach nicht ideal. 56 Prozent der GenZs berichten von Erlebnissen am Arbeitsplatz, die sich im vergangenen Jahr negativ auf ihre mentale Gesundheit ausgewirkt haben. Derzeit hat jedoch nicht einmal die Hälfte das Gefühl, dass ihre aktuellen Arbeitgeber:innen ein Bewusstsein für dieses Thema haben.
Und schon scharrt die Generation Alpha (Jahrgänge ab 2011) in den Startlöchern. Wie tickt sie?