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Logistik-Spezialist sucht 1.000 neue MitarbeiterInnen

Die steirische Knapp AG zählt zu den Weltmarktführern in der Lagerlogistik, hat KundInnen von Zalando abwärts und verfolgt einen rasanten Wachstumsplan: Bis 2030 will man sich verdoppeln.

150.000 verschiedene Artikel auf 38.000 Quadratmetern: Das sind die beeindruckenden Kennzahlen des neuen Zentrallagers der Parfümeriekette Douglas, das im Sommer kommenden Jahres in Hamm in der Nähe von Dortmund in Betrieb geht. Da muss man das passende Parfümflascherl, die gewünschte Gesichtscreme oder das korrekte Haarpflegeprodukt erst einmal finden. Die Lagerlogistik-Apparate der Knapp AG können genau das. Und sie werden hier auch zum Einsatz kommen.

Um 50 Millionen Euro wird das steirische Vorzeigeunternehmen das Großlager mit entsprechender Logistiktechnologie ausstatten. Konkret wird Knapp ein entscheidender Knotenpunkt im E-Commerce-Geschäft von Douglas. Denn erstmals werden Onlineshops, Marketplace und Filialen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden vernetzt.

12.500 Bestellungen pro Stunde

Wie das funktioniert? Im Lager kommen selbstfahrende Shuttles zum Einsatz, die wie von Geisterhand gesteuert automatisch die 130.000 Stellplätze in den Regalgassen des Riesenlagers ansteuern. Dort „schnappen“ sie sich das gewünschte Produkt und packen es ab. Im Hintergrund verwaltet derweil eine Software in Echtzeit den Lagerbestand. Geschwindigkeit und Genauigkeit sind oberste Prämisse, damit eine Ein- und Auslagerleistung von 12.500 Behältern pro Stunde reibungslos erreicht werden kann.

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Knapp-Headquarter in Hart bei Graz: Bis März 2022 werden eintausend neue Mitarbeiter gesucht.Foto: KNAPP AG

Knapp gilt für derartige hochautomatisierte Anlagen international als ein Top-Anbieter. Die KundInnenliste des 1952 gegründeten Unternehmens mit Stammsitz in Hart bei Graz ist lange und prominent.

4.500 Obst- und Gemüseartikel

Beispiel Pankl Racing in Kapfenberg: Hier kommt Knapp-Know-how an der Naht zwischen Lager und Produktion zum Einsatz. Die benötigten Komponenten werden in der richtigen Reihenfolge direkt an den jeweiligen Arbeitsplatz geliefert. Eine Bilderkennungstechnologie erfasst die Seriennummer und stellt die Identität des entnommenen Teils fest, um jedes Bauteil später im Bedarfsfall rückverfolgen zu können. Zusätzlich prüft eine Bildmustererkennung, einer Technologie einer Knapp-Tochtergesellschaft, Richtigkeit des Montageprozesses.

Beispiel Frutura: Mehr als 4.500 verschiedene Obst- und Gemüseartikel umfasst das Programm des Lebensmittelproduktions- und -vermarktungsbetriebs Frutura. Von den Standorten in Hartl (Oststeiermark) und Sattledt (Oberösterreich) beliefert das Unternehmen alle rund 1.600 österreichischen Filialen der Supermarktkette Spar. Täglich fahren 70 LKW das Lager in Hartl an. Der Standort Sattledt bewältigt derzeit rund 15 Prozent dieses Aufkommens. Knapp betreut die Lagerverwaltung und die damit verbundenen Anforderungen an Transparenz und Rückverfolgbarkeit bei der Herkunft und der Erzeugung von Obst und Gemüse.

Zalando setzt auf Knapp

Beispiel Central Apotheke in Frankfurt: Knapp liefert eine Logistiklösung, die sowohl Apotheken als auch Krankenhäuser und PrivatkundInnen zielgerichtet versorgt. Nicht ganz einfach. Es handelt sich zwar immer um Medikamente, aber die Auftragsstruktur bleibt divers. Dementsprechend werden beim Zusammenstellen der Lieferungen im Lager verschiedene Packungsgrößen benötigt: ein Originalkarton für die Erfüllung eines Krankenhaus-Auftrags, eine Bündelpackung für einen Apotheken-Auftrag und eine einzelne Packung für die Bereitstellung eines Auftrages für eine/n PrivatkundIn.

Knapp Lagerlogistik
Knapp liefert unter anderem die Lagerlogistik für die Pharmaindustrie. Roboter finden aus tausenden Artikeln automatisch die richtigen.Foto: KNAPP AG

Beispiel Zalando: Bis 2023 will der Onlinehandel-Herkules bei Rotterdam (Niederlande) ein Logistikzentrum mit 140.000 Quadratmeter hochziehen. 16 Millionen Artikel sollen hier gelagert und zu KundInnen in ganz Westeuropa verschickt werden. Auch dabei kommt Automatisierungstechnologie von Knapp zum Einsatz.

„Backstage“ von Handel und Industrie

Die Liste ließe sich problemlos verlängern. Sie zeichnet auch die Unternehmensgeschichte von Knapp nach: Vom Anlagenspezialisten für die Pharmaindustrie ist man zu einem Hightech-Anbieter für sämtliche Branchen, wo komplexe Lagerlogistiklösungen benötigt werden, gewachsen. Die von enormem Innovationsgeist getriebene Entwicklung wird von GroßkundInnen in der Industrie und im Handel auf der ganzen Welt geschätzt, bleibt aber über weite Strecken fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit.

Denn Lagerlogistik ist so etwas wie der „Backstage“-Bereich hinter einer großen Konzert- oder Theaterbühne. Während vorne die Hauptrollen und NebendarstellerInnen im Scheinwerferlicht glänzen, sorgt ein penibel aufeinander abgestimmtes Team im Hintergrund dafür, dass der Auftritt reibungslos abläuft – dass alle Teile zur richtigen Zeit am richtigen Ort parat stehen, dass keine ungewollten Lücken entstehen und peinliche „Hänger“ passieren.

Drei Milliarden Euro Umsatz bis 2030

Diese diskrete Arbeit hinter dem Vorhang der öffentlichen Sichtbarkeit übernimmt in den komplexen Produktions- und Vertriebsprozessen von Unternehmen die Logistik. Es ist das „Revier“ von Knapp und seinen rund 5.000 MitarbeiterInnen an 53 Standorten weltweit. Zuletzt erwirtschaftete man so ein Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Bis 2030 soll sich die Gruppe Richtung drei Milliarden Umsatz und 10.000 MitarbeiterInnen bewegen.

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Knapp-CEO Gerald Hofer: „Genug qualifiziertes Personal zu bekommen, wird eine Herausforderung.“Foto: KNAPP AG

Bis Ende des kommenden Geschäftsjahrs, also mit Ende März 2022, will man dafür den MitarbeiterInnenstand von weltweit derzeit 5.000 auf 6.000 steigern, verkündete Vorstandssprecher Gerald Hofer.

1.000 neue Arbeitsplätze bis 2022

Die Hälfte der 1.000 neuen Arbeitsplätze sollen in der Steiermark geschaffen werden, wo es neben der Zentrale in Hart bei Graz auch Standorte in Leoben, Dobl und Raaba-Grambach gibt. Die andere Hälfte sucht man beispielsweise für Projektabwicklungen bei Tochterfirmen in den USA, Australien, Deutschland, England und Südosteuropa.

Gefragt sind vor allem Fachkräfte mit Abschluss einer Lehre, einer HTL oder eines Studium im Bereich Software/IT, Mechatronik, Metalltechnik, Elektrotechnik oder Betriebswirtschaft. Keine leichte Aufgabe. „Die Frage ist, ob wir es schaffen, genug qualifiziertes Personal zu bekommen, das wird sicherlich eine Herausforderung“, spielt Hofer auf den akuten FacharbeiterInnenmangel an. Knapp will diesbezüglich zu Selbsthilfe greifen und zwei neue Trainingszentren in Graz-Messendorf und in den USA eröffnen.

GUT ZU WISSEN

  • Die Knapp-Gruppe mit Hauptsitz in Hart bei Graz in Österreich ist ein international tätiges Unternehmen im Bereich Lagerautomation und Lagerlogistik-Software.
  • Knapp zählt zu den globalen Marktführern unter den Anbietern intralogistischer Komplettlösungen und automatisierter Lagersysteme.
  • Derzeit beschäftigt man weltweit rund 5.000 MitarbeiterInnen, 3.100 davon in Österreich. Die Exportquote liegt bei 98 Prozent.
  • 2018 hat sich Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein über seine Holding mit 28 Prozent an Knapp beteiligt, der Rest ist im Besitz der Gründerfamilie.
Credits Artikelbild: KNAPP AG

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