Ausblick 2023

2023: Wird alles (endlich) gut?

Leichter wird es nicht. Das Jahr 2023 kann aber ein wesentlicher Impulsgeber für den Weg aus der Krise werden. Entsprechende Samen sind gepflanzt, das Potenzial vorhanden.

Die angespannte makroökonomische Situation, das stark zunehmende Inflations- und Zinsniveau, immer häufigere Cyberattacken sowie gedämpfte Wachstumsaussichten: „Unsicherheit, wohin das Auge blickt“, orten die Unternehmensberater:innen von Deloitte Österreich in einem Ausblick auf 2023.

Das klingt nach anhaltend spannenden Zeiten und einer eingetrübten wirtschaftlichen Großwetterlage. Aber durch die Wolkendecke brechen auch immer wieder Sonnenstrahlen auf den Wirtschaftsstandort. Fünf Gründe, warum es 2023 – trotz Tiefdruck – Schönwetterperioden geben und das Jahr besser werden kann als befürchtet.

1 Konjunktur: Wirtschaft im Widerstand gegen die Krise

Die hiesigen Unternehmen haben sich schon in den jüngsten Konjunkturstürmen als sehr wetterfest erwiesen. Sie gleichen einer Widerstandsbewegung, die sich mit aller Kraft gegen einen drohenden Abschwung stemmt. Es ist ein beherzter Abwehrkampf gegen das multiple Krisenhafte. Mit Zwischenerfolgen. So wird in der Jahresbilanz für 2022 ein Wirtschaftswachstum von beachtlichen 4,7 Prozent stehen.

Auch mittelfristig schlägt sich diese Resilienz in den Prognosen nieder – selbst wenn es nichts zu beschönigen gibt. Kurzfristig wird das Wachstum mickrig (bis unsichtbar) bleiben. Die von der Energiemarktkrise angeheizten Verteuerungen wird in den ersten beiden Quartalen vor allem der Industriesektor noch massiv zu spüren bekommen.

Produktion-IT
Gebremstes Wachstum: Ab Jahresmitte 2023 wird eine Entspannung erwartet. Dafür braucht es aber entsprechende politische Weichenstellungen.Foto: adobe stock | leonidkos

Die Lage bleibt damit sehr ernst. Es droht eine Verlagerung der Produktion mit allen Konsequenzen wie dem Verlust von Zehntausenden Arbeitsplätzen und einem deutlichen Wohlstandsverlust in Europa. Es ist eine Entwicklung, die von der Politik auf den verschiedensten Ebenen daher ein entschiedeneres und vor allem schnelleres Handeln verlangt. Sonst bleibt die ab Jahresmitte vorhergesagte Entspannung gefährdet. Insgesamt rechnen Wirtschaftsforscher:innen für 2023 mit einer Stagnation.

Die Inflationsrate wird im kommenden Jahr wieder sinken.

2 Arbeitsmarkt: Initiativen gegen „Fachkräftelosigkeit“

Nach unten – in diese Richtung zeigen die Pfeile der Arbeitslosenstatistik seit zwei Jahren. Ließ Corona die Quote noch auf fast zehn Prozent anschwellen, sinkt sie seither sukzessive. Nach acht Prozent im Jahr 2021 wird sie für 2022 einen Jahreswert von 6,3 Prozent erreichen – und damit schon unter dem Vor-Corona-Wert zu liegen kommen. Auch diesbezüglich werden die bevorstehenden Monate eine Wellenbewegung in die Grafiken zeichnen: Nach einem Plus 2023 auf 6,5 Prozent soll es im Jahr darauf wieder ein Absinken geben.

Für ein gemütliches Zurücklehnen bleibt aber kein Platz. Im Gegenteil. Denn der leergesaugte Arbeitskräftemarkt verstärkt ein seit Jahren wucherndes Problem: Der heimischen Wirtschaft gehen die Fachkräfte aus. Nachschub beziehungsweise Nachwuchs ist nicht in Sicht. Und wenn doch, stehen bürokratische Hürden im Weg, beispielsweise wenn es darum geht, aus der Ukraine vertriebenen Menschen geeignete Perspektiven am österreichischen Arbeitsmarkt zu bieten.

Die Arbeitslosigkeit liegt unter dem Vor-Corona-Niveau.

Es ist nicht der einzige Wandel am Arbeitsmarkt. Neben dem schrumpfenden Angebot an Arbeitskräften wird die Nachfrage nach Expert:innen aus dem Bereich „Green Jobs“ 2023 weiter steigen. Egal, ob Produkte hergestellt, Technologien entwickelt oder Dienstleistungen angeboten werden – angesichts der Klima-, Energie- und Mobilitätswende stehen „Green Jobs“ hoch im Kurs.

3 Bildung: Positive Vibes für MINT & Mind

Der Umbau des heimischen Bildungssystems ist eine der Dauerbaustellen der politischen Landschaftsarchitektur. Das wird sich auch 2023 nicht ändern. Umso entscheidender sind Initiativen, die abseits verstopfter Reformkanäle die Aus- und Weiterbildung im Fluss halten und in die richtige Richtung lenken.

Mit Blickrichtung Zukunft heißt das, den Fokus noch stärker auf den MINT-Bereich zu legen. Die vier Buchstaben stehen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Ein spannendes Feld. Neben Sachwissen erwirbt man dabei die Fähigkeit, aus Theorien Modelle zu erstellen, um beispielsweise erneuerbare Quellen wie Wind, Wasser und Sonne bestmöglich zu nutzen, um neue Technologien zur Gewinnung und Speicherung von derart gewonnener Energie zu entwickeln und um gänzlich neue Anwendungsgebiete zu erforschen.

Maedchen-Technik
Junge Frauen für technische Berufe zu begeistern, bleibt eine der großen Herausforderungen. Entsprechende Initiativen zeigen, wie es geht.Foto: adobe stock | luchschenF

Initiativen wie die MINTality-Stiftung, die Mädchen und junge Frauen dazu motivieren soll, eine technische Karriere einzuschlagen, werden auch 2023 in dieser Richtung für Rückenwind sorgen. Denn noch immer wird lediglich ein Viertel aller qualifizierten Wissenschafts- und Technikjobs in Österreich durch Frauen besetzt. Darum braucht es ein Umdenken.

Initiativen, die (vor allem weiblichen) Nachwuchs in technische Berufe bringen, florieren.

Das soll geschlechterübergreifend auch schon eine Altersgruppe davor gelingen. Wie, zeigt die Onlineplattform Science Garden, die seit Februar aktiv ist und annähernd das gesamte Angebot an MINT-Erlebnissen in der Steiermark abbildet und vernetzt. In den ersten Monaten haben bereits über 50.000 Kinder und Jugendliche die Angebote im Science Garden genutzt.

4 Green Deal: Krise als Beschleuniger

Um die nationalen Zielvorgaben der Klimaneutralität zu erreichen, werden in Österreich unter anderem bis 2030 knapp sechs Milliarden Euro in eine Klima- und Transformationsoffensive fließen. Neben konsumgesteuerten Einsparungen sind es vor allem Umstellungen auf „grüne Technologien“ im produzierenden Bereich, die die CO2-Emissionen nachhaltig senken sollen.

Diesbezüglich waren – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise – schon die letzten Monate regelmäßig geprägt von Meldungen über Inbetriebnahmen schadstoffarmer Anlagen, dem massiven Ausbau von Photovoltaikflächen und Maßnahmen zu Effizienzsteigerung von Produktionsabläufen. Und dieser Wandel wird sich noch weiter beschleunigen, denn eigene Potenziale zu aktivieren, gilt als einzig nachhaltige Alternative zu globalen Abhängigkeiten.

Um diese Zielvorgaben zu erreichen, werden unter anderem bis 2030 knapp sechs Milliarden Euro in eine Klima- und Transformationsoffensive fließen. Neben konsumgesteuerten Einsparungen sind es vor allem Umstellungen auf „grüne Technologien“ im produzierenden Bereich, die die CO2-Emissionen nachhaltig senken sollen.

In jedem vierten Wasserkraftwerk weltweit steckt Technologie aus Österreich.

Diesbezüglich waren schon die letzten Monate regelmäßig geprägt von Meldungen über Inbetriebnahmen schadstoffarmer Anlagen, dem massiven Ausbau von Photovoltaikflächen und Maßnahmen zu Effizienzsteigerung von Produktionsabläufen. Glaubt man einschlägigen Ankündigungen und Absichten von Unternehmen, wird sich dieser Wandel beschleunigen. Und er muss es wohl auch, denn eigene Potenziale zu aktivieren, gilt als einzig nachhaltige Alternative zu globalen Abhängigkeiten.

Wasserkraftwerk
Energie aus erneuerbaren Quellen: Bei der Wasserkraft ist Österreich sowohl bei der Kraftwerksinfrastruktur, als auch bei der dafür notwendigen Technologie in der Weltspitze.Foto: Verbund

Schon jetzt liefern österreichische Industriebetriebe dafür weltweit gefragtes Know-how. In fast einem Viertel des weltweit erzeugten grünen Stroms (zum Beispiel aus Wasserkraft) steckt technologisches Wissen aus Österreich, in der Windkrafttechnologie und Elektromobilität spielen heimische Unternehmen an der Weltspitze. Die rot-weiß-rote Bauindustrie bietet Lösungen für eine nahhaltige Dekarbonisierung und kreislauforientierte Produktionsprozesse und hebt sich damit von der internationalen Konkurrenz ab. Entsprechend gut gefüllt sind die Auftragsbücher für 2023.

5 Digitalisierung: Wissen um den Wert von Wissen

Im Jahr 2022 werden in Österreich einer Schätzung von Statistik Austria zufolge voraussichtlich etwas über 14,1 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung geflossen sein. Das entspricht einer Steigerung von 9,3 Prozent gegenüber 2021 und einem Anteil am nominellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 3,26 Prozent. Zum Vergleich: 2021 lag die Forschungsquote bei 3,21 Prozent. Damit liegt Österreich hinter Schweden und Belgien weiterhin im europäischen Spitzenfeld (Basis 2020). 

Was in der Gesamtsicht auf den EU-Wirtschaftsraum Sorge bereitet, ist allerdings, dass der europäische Durchschnitt bei der F&E-Quote mit 2,3 Prozent deutlich hinter China (2,4 Prozent) und den USA (4 Prozent) liegt. Hier braucht es dringend Schritte, damit Europa in Sachen Innovationskraft und neue Technologien nicht den Anschluss verliert und das Wachstum auch in Zukunft gesichert ist. Konkret geht es beispielsweise um Digitalisierungsprozesse entlang der gesamten Produktionskette.

Österreich liegt bei der Forschungsquote unter den Top-3 in der EU.

Die diesbezügliche Bereitschaft der Unternehmen, in die Bereiche Forschung und Entwicklung zu investieren, ist in Österreich ungebrochen. Rund 51 Prozent der F&E-Ausgaben – hochgerechnet 7,16 Milliarden Euro – wurden 2022 direkt von den Betrieben finanziert. Das zeigt, dass man sich der Bedeutung des zukunftsrelevanten Wettbewerbsfaktors „Wissen“ bewusst ist.

Credits Artikelbild: adobe stock | Midnight Studio

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