5G

5G – Was kann die neue Mobilfunktechnologie?

Mit der 5G-Frequenz wird die mobile Datenübertragung beschleunigt. Vom Netzausbau sollen User, Unternehmen und bislang unterversorgte Landgemeinden profitieren. Es gibt aber auch kritische Stimmen.

Die neuesten Handy-Modelle werben damit, die Wirtschaft giert danach, Skeptiker warnen davor: 5G. Das Kürzel steht für die fünfte und jüngste Mobilfunkgeneration. Sie repräsentiert also die aktuelle Spitze einer in Österreich rund 20-jährigen Ahnengeschichte vom analogen mobilen Telefonieren bis zu den Digitalstandards GSM, UMTS und LTE. Der neue 5G-Standard soll jetzt alles weiter beschleunigen, kann er doch Daten rund hundert Mal schneller transportieren als das 4G-Netz. Aber was bedeutet das konkret? Welche Vorteile ergeben sich? Gibt es Gefahren?

Aus dem Blickwinkel der Technik handelt es sich primär um eine leistungsfähigere Übertragungstechnologie. Statt mit einer großen Antenne arbeitet 5G mit vielen kleinen Antennen. Diese sogenannten Smart Cells haben zum Teil zwar geringere Reichweiten, aber können überall (an Straßenlaternen, Haltestellen,…) montiert und gezielt auf Empfangsgeräte ausgerichtet werden. Unter anderem, indem Sendesignale gebündelt werden.

Mit 5G Vollspeed auf der Datenautobahn

Die Datenübertragung wird dadurch schneller. Das ist beispielsweise im Straßenverkehr der Zukunft entscheidend, wo zwischen den autonom gelenkten Autos zwar nur kleine Datenmengen hin und her gesendet werden, es aber vor allem auf die Geschwindigkeit der Signalübertragung ankommt, um Unfälle zu vermeiden.

Sendemasten 5G
Senden, senden, senden: Corona hat durch Homeoffice, Distancelearning und Videokonferenzen den Datenverbrauch in Österreich um 40 Prozent anwachsen lassen.Foto: Adobe Stock | Olga

Auch in den eigenen vier Wänden profitiert der User von 5G – beispielsweise beim Streamen von Serien, Filmen oder Videos und anderen Smart-Home-Systemen, wo zwar große Datenmengen übertragen werden, die Geschwindigkeit im Vergleich zum Straßenverkehr aber zweitrangig ist. Für die Wirtschaft bringt die ultraschnelle Vernetzung „mitdenkender“ Geräte und selbstständig arbeitender Präzisionsroboter (Internet der Dinge) Wettbewerbsvorteile im globalisierten Konkurrenzkampf.

Ist 5G eine Gefahr für die Gesundheit?

Trotz dieser Vorteile gibt es Bedenken. Kritiker führen vor allem die elektromagnetische Strahlung, die von den Sendern ausgeht, ins Treffen. Eine vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Anfang 2020 präsentierte Studie ortet weiteren Forschungsbedarf.

An physikalischen Fakten wird sich aber nichts ändern. Es gilt: je niedriger die Frequenz, desto tiefer dringen die Strahlen ein. Für 5G-Frequenzen bedeutet das: Da sie höhere Frequenzen als zum Beispiel die alten 3G-Netze und 4G-Netze nutzen, dringt sie weniger tief in den Körper ein. Zudem führt das Mehr an Sendern nicht zwingend zu mehr Strahlung. Denn die Signalstärke des eigenen Smartphones nimmt mit besserem Empfang ab. Umgekehrt gilt, je näher ein Sendemast an einen Haushalt heranrückt, desto geringer muss die Sendeleistung sein, um die Wohnung zu erreichen.

Hohe Skepsis in Österreich

Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte unter eintausend Österreichern macht sich trotzdem rund ein Drittel (36 Prozent) Sorgen, dass 5G mit gesundheitlichen Risiken verbunden sei. Die Österreicher scheinen diesbezüglich besonders skeptisch, denn in anderen Ländern liegt diese Quote weit darunter. So glauben laut der Umfrage in Deutschland lediglich 20 Prozent, dass 5G gesundheitliche Probleme verursachen kann. In Großbritannien sind es 14 Prozent.

Umgekehrt regt sich in der Schweiz Widerstand gegen den Netzausbau. In vielen Städten wurde der Ausbau gestoppt. Ebenso in Belgien, wo in Brüssel 2019 erste 5G-Tests stattfinden hätten sollen. Dafür wäre aber eine Lockerung der Strahlungsvorschriften notwendig gewesen (Brüssel hat die strengsten Grenzwerte weltweit). Die Lockerung gab es nicht.

Hilft 5G beim CO2-Sparen?

Ebenso divergent sind die Aussagen bezüglich der Auswirkungen von 5G auf die Umwelt. Handystrahlung generell wird von Naturschutzorganisationen als möglicher Auslöser für Insektensterben genannt. Umgekehrt heißt es in einer Studie der Universität Zürich und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, dass die größere Energieeffizienz der 5G-Technologie massive CO2-Einsparung bringe.

Demnach sollte 5G im Jahr 2030 dank intelligenter Stromnetze pro transportierter Einheit Daten rund 85 Prozent weniger Emissionen als das heutige Mobilfunknetz verursachen. Weitere Einsparungen ergeben sich laut Forschern durch Verkehrsreduktion (weniger Pendel- und Geschäftsreisen), durch „mitdenkender“ Gebäude, in denen der Energiehaushalt optimiert wird oder einfach, weil  Daten zuverlässiger und schneller übertragen werden können.

Corona befeuert Datenverbrauch

Dass sich 5G durchsetzen und verbreiten wird, steht für Experten jedenfalls außer Zweifel. So soll laut Ericsson Mobility Report die Zahl der 5G-Mobilfunkanschlüsse von heuer rund 184 Millionen bis 2025 auf 2,7 Milliarden explodieren. Bis 2030 wird es weltweit rund 500 Milliarden vernetzte Geräte geben, die miteinander kommunizieren. Die aktuelle Corona-Krise und der damit verbundene Digitalisierungsschub – Stichwort Homeoffice – beschleunigen diese Entwicklung.

So ist der Datenverkehr schon während des ersten Lockdowns stark gestiegen: Allein in Österreich gab es 40 Prozent mehr Datenverkehr und ein 139 Prozent-Plus bei der Internettelefonie. Einer vom Ericsson Consumer Lab in elf Ländern durchgeführten Studie zufolge meinen 83 Prozent der Befragten, dass ihnen Internet, Apps und Co. bei der Bewältigung des neuen Alltags geholfen hätten.

Milliardengeschäft mit Frequenzen

Nicht zuletzt durch diese Wachstumsperspektiven sind die Frequenzen für den 5G-Mobilfunkstandard hochbegehrt. So mussten in Deutschland die vier Bieter Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica und Drillisch 6,6 Milliarden Euro auf den Tisch legen. In Österreich flossen durch die Versteigerung von Funkfrequenzen unter den drei großen Mobilfunkbetreibern Telekom Austria, Magenta und Hutchinson 3 im Herbst 2020 rund 202 Millionen Euro in die Staatskassen. Zur Freude des Finanzministers.

Aber auch die Gemeinden sollen profitieren, haben sich die Mobilfunkanbieter doch zu großzügigen Investitionen in 1702 bisher infrastrukturell unterversorgten Katastralgemeinden verpflichtet. 500 Millionen Euro sollen dort insgesamt in den Ausbau der 5G-Technologie fließen. Die digitale Anbindung, die damit verbundene neue Flexibilität und zunehmende Unabhängigkeit von fixen Standorten wird damit die Zukunft – egal in welchen Bereichen – bestimmen.

FAZIT: „Superschnelles Internet“ soll künftig nicht mehr nur ein Slogan aus der Mobilfunkwerbung sein. Dank 5G-Frequenzen, die zum Gaspedal auf der Datenautobahn werden. Muss sich davor jemand fürchten? Nein, das zahlt sich nicht aus. Darf sich jemand darüber freuen? Ja, der Finanzminister – für ihn zahlt es sich aus. Aber auch Sofasurfer und Unternehmer-User bringt 5G schneller in die Zukunft, weil „superschnelles Internet“…

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