Echte „Bionierarbeit“: Unternehmen machen Kunststoff abbaubar

Österreichische Unternehmen sind in Sachen Bio-Kunststoff ganz weit vorne. Die Geschäftsfelder der heimischen Pioniere reichen vom verrottbaren Sackerl bis zum innovativen Pflanzenschutz.

Ob perfekte Plastikkreisläufe oder cleveres Recycling: Ein großes Problem bleibt dem Material Plastik immer erhalten – und das ist Mikroplastik. Die mikroskopisch kleinen Teilchen gelangen durch Alltagsgegenstände aus Plastik in die Böden und unser Trinkwasser. Ein zweiter Faktor: Konventioneller Kunststoff wird aus Erdöl, also einer nicht erneuerbaren Ressource gewonnen. Die Lösung für beide Probleme sind moderne Bio-Kunststoffe aus nachwachsenden, biologisch abbaubaren Rohstoffen. Sofern sie ohne Chemikalien auskommen und aus kontrolliertem Anbau stammen, natürlich. Wir werfen einen Blick auf drei heimische Unternehmen, die mit ihrer Arbeit in diesem Bereich schon seit Jahren pionierhaft erfolgreich sind.

# 1 NaKu: Vom Bio-Kunststoffsackerl zur Aufforstung in Kenia

Naku, ein Unternehmen mit Sitz in Wiener Neustadt, ist seit 2007 auf die Produktion von Bio-Kunststoffprodukten spezialisiert. Ute und Johann Zimmermann haben sich ganz den umweltschonenden Varianten von Alltagsgegenständen aus Plastik verschrieben. Neben Trinkflaschen, Dosen und Co. konzentriert sich ihr Sortiment vor allem auf einen für viele unverzichtbaren Alltagsbegleiter: das Sackerl.

Das Familienunternehmen setzt bei seiner Plastikalternative auf einen Bio-Kunststoff aus erneuerbaren Rohstoffen wie Maisstärke und Zuckerrohr. Die Produkte von NaKu sind damit biologisch abbaubar und hinterlassen im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck. So können Sackerl nach ihrer „tragenden Rolle“ noch als Biomüllbeutel Verwendung finden. Im Kompost verrotten sie dann innerhalb einiger Wochen und zersetzen sich in ihre natürlichen Bestandteile Wasser und CO2. Getränkeflaschen wiederum werden aus dem Biopolymer Polymilchsäure, kurz PLA, erzeugt. Es wird aus pflanzlicher Stärke gewonnen und ist ebenfalls komplett kreislauffähig.

Der in Niederösterreich entwickelte Bio-Kunststoff hat kürzlich auch ein Wiederaufforstungsprojekt zur Verhinderung von Landerosion in Kenia „gerettet“. In dem ostafrikanischen Land gilt seit Kurzem ein Plastikverbot. Das hat das Aufforstungsprojekt „Books for Trees“ der HBLFA Gartenbau Schönbrunn beinahe ein Ende bereitet. Der Bio-Pflanzsack von NaKu ist aber nicht nur kostengünstig, sondern verrottet auch nach kurzer Zeit, ohne Mikroplastik zu hinterlassen – und ist damit erlaubt. NaKu gewann dafür den Energy Globe Award Austria in der Kategorie Erde. Und in Kenia sind die ersten 30.000 Bäume – quasi mit österreichischen Wurzeln – bereits fleißig am Wachsen.    

Das NaKu-Team ist seit seiner Gründung im Jahr 2007 ordentlich gewachsen.Foto: Naku

# 2 Witasek: Natur pur im Wald

Das Unternehmen Witasek aus Feldkirchen in Kärnten hat sich im Laufe der Jahre zu einem Vorreiter in Sachen nachhaltiger Verpackungslösungen entwickelt. Die Produkte der Marke „BioWit“ stellt Witasek dabei aus biobasierten Kunststoffen her, die auf pflanzlichen Materialien wie Maisstärke oder Zellulose bestehen. Dass diese naturschonenden Materialien zu hundert Prozent kompostierbar sind, ist besonders für einen der Haupteinsatzbereiche des Unternehmens wichtig. Das Sortiment umfasst nämlich spezielle Schutzlösungen für die Forstwirtschaft und den Weinbau. Die BioWit-Produkte sorgen dafür, dass Bäume und Weinreben nicht von Wild angeknabbert oder von Schädlingen befallen werden.

BioWit NT Natur Typ ist ein zu 100 % biologisch abbaubarer Einzelschutz für Bäume.Foto: Witasek

# 3 Biodora: Alltag ohne Plastik 

Im Jahr 2010 dachten sich die Brüder Franz und Michael Sprengnagel aus Neulengbach, dass konventionelle Plastikprodukte nichts in unseren Küchen verloren haben und gründeten gemeinsam Biodora. Das Unternehmen hat seitdem innovative Lösungen für nachhaltige Verpackungen und Produkte aus Holz, Kork und eben auch Bio-Kunststoff entwickelt. Vom Schneidbrett über die Zitronenpresse reicht das Sortiment.

Auch Biodora setzt dabei auf biologisch abbaubare Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr gewonnen werden. Das Zuckerrohr aus Brasilien stammt aus kontrolliertem Anbau, durch den keine Regenwälder abgeholzt werden. Die Fertigung erfolgt innerhalb der EU, vegan, weichmacherfrei und ohne Gentechnik. Am Ende ihrer Nutzung und unter kontrollierten Voraussetzungen zerfallen die Produkte dann in ihre natürlichen Bestandteile und die Umwelt kann sie wieder in ihren Kreislauf aufnehmen.

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