Wer denkt, Autolacke würden lediglich aufgetragen, damit das Auto eine Farbe hat, kratzt gerade einmal an der Oberfläche. Axalta in Niederösterreich entwickelt Lacke, die auf Leichtbauteilen haften, autonomes Fahren unterstützen und die Umwelt schützen.
Er wurde von seiner Mutter unterrichtet, hatte schon als Kind Hörprobleme und verkaufte im Alter von elf Jahren Zeitungen und Süßigkeiten an Zugreisende – wobei es ihm rasch gelang, andere für sich arbeiten zu lassen, während er im Gepäckwagen seine Bücher las oder im Labor, das er sich dort eingerichtet hatte, Experimente durchführte: So begann die Erfolgsgeschichte von Thomas Alva Edison, einem der erfolgreichsten amerikanischen Erfinder des 19. Jahrhunderts.
Insgesamt meldete er 1.093 Patente an, verbesserte unter anderem die Glühbirne, bereitete mit dem Kohlekörnermikrofon den Weg für das Telefon oder schuf das erste industrielle Forschungslabor der Welt. In Amerika wird der „National Inventor’s Day“ daher jedes Jahr an seinem Geburtstag, dem 11. Februar, gefeiert (in Österreich, Deutschland und der Schweiz fällt der Erfindertag übrigens auf den 9. November, den Geburtstag von Hedy Lamarr). Seit nunmehr 34 Jahren wird auch der nach ihm benannte Edison Award alljährlich für herausragende Innovationsleistungen verliehen.
Wasserlack – eine österreichische Erfindung
Drei Edison Awards in Bronze gingen heuer an Axalta, ein weltweit führendes Unternehmen in der Lack-Industrie, das auch einen Standort in Guntramsdorf, Niederösterreich betreibt. Gewürdigt wurde Axalta in den Kategorien Innovative Dienstleistungen, Technik und Werkstoffwissenschaft sowie Nachhaltigkeit. „Unsere Produktionsstätten auf der ganzen Welt verbessern kontinuierlich die Prozesse, um unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren“, erklärt Ernst Gruber, Geschäftsführer von Axalta Austria: „Viele unserer Produkte und Anwendungstechnologien wurden entwickelt, um nicht nur unsere eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sondern auch um unsere KundInnen zu unterstützen, ihre zu erreichen, indem wir die Produktivität steigern und Emissionen, Energieverbrauch und Abfall reduzieren.“
Etwa zwei Drittel der am Standort in Guntramsdorf verkauften Lacksysteme basieren – anders als klassische lösemittelbasierte Lacke – auf Wasser. Dadurch gelangen deutlich weniger schädliche Lösemittel in die Umwelt. Die Idee und das Patent dafür stammt von einem Grazer: Herbert Hönel, Gründer der Vianova Kunstharz AG, gilt als „Erfinder der Wasserlacke“. Erstmalig zum Einsatz kamen Wasserlacksystemen 1958 für eine Tauchgrundierung für VW. Heute steigt die weltweite Nachfrage nach wasserbasierten Lacken.
Leichtere Autos brauchen speziellen Lack
Eine weitere Entwicklung, die Lackhersteller herausfordert, sind die immer leichter werdenden Fahrzeuge. Statt herkömmlichem Stahl bauen die Hersteller vermehrt Leichtbaumaterialien wie Kunststoffe, Verbundwerkstoffe und Kohlefasern ein. Diese helfen, die Umwelt zu schonen, indem Kraftstoff gespart und CO2-Emissionen auf der Straße reduziert werden.
Die Lack-Produzenten stellt das allerdings vor besondere Aufgaben, denn für hohe Einbrenntemperaturen sind diese Bauteiloberflächen nicht geeignet. Es braucht Spezialwissen. „Unsere Produkte sorgen dafür, dass Beschichtungen auf diesen neuartigen Substraten haften und bei niedrigeren Temperaturen aushärten können, während sie weiterhin eine hervorragende Kratzfestigkeit und Flexibilität bieten“, erklärt Ernst Gruber.
Laser, Licht und Lack
Nicht zuletzt tragen Autolacke maßgeblich dazu bei, gesehen zu werden – nicht nur von anderen VerkehrsteilnehmerInnen, sondern zunehmend auch von Künstlicher Intelligenz, die in den Sicherheitsfeatures der Autos verbaut ist. Es gibt spezielle Sensoren für Fahrspurassistenten, Kollisionserkennung, automatische Geschwindigkeitsregelung oder Totwinkelüberwachung. Diese Systeme sorgen für mehr Sicherheit. Und sie werden umfassender und die Datenübertragungen dichter und sensibler, wenn es sich um autonom fahrende Autos handelt.
Die Anforderungen an den Lack wachsen mit. Zum einen spielt die Autofarbe eine wesentliche Rolle. Sie muss reflektierend sein, um von anderen Fahrzeugen „gesehen“ zu werden. Die Lichtortungssysteme autonomer Fahrzeuge, auch LiDAR (Light Detection and Ranging) genannt, erkennen helle Fahrzeuge leichter. Zum anderen müssen die Lacke aber auch so konzipiert sein, dass die Sensoren zwar mit lackiert werden, Laserlichtsignale aber trotzdem störungsfrei empfangen und ausgesendet werden können.
Die große Herausforderung für ChemikerInnen und DesignerInnen besteht daher darin, Beschichtungen zu entwickeln, die LiDAR-kompatibel sind, aber auch gefallen. „Unsere PhysikerInnen, ChemikerInnen, DesignerInnen und FarbwissenschafterInnen haben Radarmodellierungssysteme entwickelt, um Werkzeuge zu schaffen, die der Markt für autonome Fahrzeuge benötigt,“ erklärt Ernst Gruber.
Weiß bleibt Lieblingsfarbe …
Haftbarkeit hin, Sicherheit her: Für 88 Prozent der AutokäuferInnen ist die Fahrzeugfarbe ein Schlüsselfaktor bei der Kaufentscheidung. Zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherstudie, die Axalta alljährlich in Auftrag gibt, um Farbtrends frühzeitig zu erkennen und Prognosen anzustellen. Befragt wurden dazu mehr als 4.000 TeilnehmerInnen im Alter von 25 bis 60 Jahren aus den vier größten Fahrzeugherstellerländern – China, Deutschland, Mexiko und den USA.
… wie lange noch?
Zum zehnten Mal in Folge führt Weiß mit einem Marktanteil von 38 Prozent die Liste der am häufigsten gekauften Autofarben der Welt an. Auf Platz 2: Schwarz, das sich seit Jahren konstant auf Platz zwei hält, während Silber an Beliebtheit verliert. Allerdings variieren die Vorlieben je nach Land. Die meisten MexikanerInnen bevorzugen beispielsweise rote Autos und kräftige Farben. Ein Trend, dem der Rest der Welt bald folgen könnte. „Es ist spannend zu sehen, wie kräftige Farben in den Köpfen der VerbraucherInnen beliebter werden“, meint Ernst Gruber. „Rot- und Blautöne sind immer mehr gefragt. Gut möglich, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft mehr Farben mit brillanten Effekten auf der Straße sehen werden.“