Weltmarktführer mit größter Diskretion: In einem kleinen Ort in Niederösterreich werden Banknotendruckmaschinen für die ganze Welt gebaut.

Das Unternehmen Koenig & Bauer hätte so manch spannende Story zu erzählen, hält sich aber lieber bedeckt. Denn das Metier, in dem das Unternehmen von Maria Enzersdorf aus arbeitet, ist ein sehr diskretes. Die Rede ist von etwas, das wir alle beinahe jeden Tag in Händen halten, worüber wir uns oft sorgen oder das wir in geheimnisvollen Kuverts zum Geburtstag überreicht bekommen: Banknoten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass kaum jemand weiß, dass im Bezirk Mödling der unangefochtene Weltmarktführer im Drucken von Geld sitzt. Acht von zehn Banknotendruckmaschinen auf dem Globus kommen nämlich aus der Fertigung des österreichischen Tochterunternehmens der Koenig & Bauer Gruppe, die sich in Würzburg befindet. Und auch, wenn derzeit Stimmen wieder lauter werden, physisches Geld ganz abzuschaffen, herrscht in Niederösterreich Hochbetrieb.

Stillschweigen ist Trumpf

Früher ein Muss, ist die Zahlung mit Bargeld heutzutage oft nur mehr eine Option. Ein paar Scheinchen für den Notfall hat man aber dennoch immer einstecken. Die Stücke aus bedruckter Baumwolle werden uns auch noch in nächster Zukunft erhalten bleiben. Immerhin hat selbst die Antarktis zwei Geldautomaten vorzuweisen. Und auch beim Weltmarkführer in Niederösterreich sieht man noch keinen Grund zur Sorge.

Etwa 25 neue Maschinen verlassen jedes Jahr das Werk in Maria Enzersdorf. „Außerdem überholen wir hier ältere Banknoten- und Wertpapierdruckmaschinen. Dazu kommt die Servicierung der Bogenoffsetdruckmaschinen der Schwestergesellschaft Koenig & Bauer Sheetfed in Österreich und den Nachbarländern durch unsere Spezialist:innen“, erklärt Rudolf Vogl. Der Geschäftsführer von Koenig & Bauer wüsste bestimmt die eine oder andere interessante Geschichte über Banknoten und seinen Kundenstamm zu erzählen – aber leider ist Stillschweigen eines der ungeschriebenen Gesetze der Branche. Bekannt ist nur so viel: Wer als Staat etwas auf sich hält, betreibt eine eigene Banknotendruckerei. Einige dieser Betriebe produzieren auch Geldscheine für andere Länder. Mehr darf dazu aber leider niemand sagen.

Jedes Jahr landen ungefähr 170 Milliarden Geldscheine im Schredder.Foto: Symbolfoto: Unsplash I Ibrahim Boran-

Der älteste Druckmaschinenhersteller der Welt

Dass Geld bekanntlich nicht stinkt, ist allgemein bekannt. Allerdings tummelt sich auf so einem Geldschein ganz schön viel: Wissenschafter:innen der New York University haben auf einem Geldschein etwa 3.000 verschiedene Arten von Bakterien sowie Pilze und Krankheitserreger nachgewiesen. Zumindest aus den Maschinen in Maria Enzersdorf kommen die Scheine aber druckfrisch und sauber. 2023 feiert die Dependance ihr 175-jähriges Bestehen, mit 200 Jahren ist die Muttergesellschaft der älteste Druckmaschinenhersteller der Welt. Zu den großen Stärken des Industrieunternehmens zählt übrigens die Lehrlingsausbildung. Rund die Hälfte der Monteur:innen im Segment der Banknotendruckmaschinen wurde in Maria Enzersdorf ausgebildet. „Derzeit befinden sich bei uns fast 40 junge Menschen in Ausbildung. Ohne diesen Nachwuchs hätten wir einen dramatischen Fachkräftemangel“, erzählt Rudolf Vogl.

Nachschub ist in diesem Metier nämlich regelmäßig angesagt, haben Banknoten doch eine begrenzte Haltbarkeit. Im Laufe der Zeit nutzen sich Geldscheine ab, gehen kaputt oder werden dreckig. Da das ihre Sicherheit beeinträchtigt, müssen sie regelmäßig geprüft und ersetzt werden. Jedes Jahr sind das ungefähr 170 Milliarden Geldscheine, die im Schredder landen. Während selten genutzte 500er-Scheine bis zu fünf Jahre im Umlauf sind, müssen Fünf- und Zehn-Euro-Scheine ca. einmal pro Jahr ausgetauscht werden. Beim Weltmarktführer in Maria Enzersdorf hat man also auch in Zukunft etwas zu tun.

Über Koenig & Bauer

Die Koenig & Bauer GmbH ist das älteste Druckmaschinenbauunternehmen Österreichs und baut Banknoten- und Wertpapierdruckmaschinen für knapp 70 Unternehmen auf sechs Kontinenten. Koenig & Bauer ist Weltmarktführer im Bereich Banknotendruckmaschinen, die zum Großteil in Maria Enzersdorf entstehen. Rund 5.000 Beschäftigte erzielen rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.

at.koenig-bauer.com

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