Brillen Silhouette

Brillen fürs Weltall und aus dem 3D-Drucker

Astronauten flogen mit Brillen von Silhouette ins All. Auf der Erde hat das Industrieunternehmen aus Oberösterreich nicht nur neue Fertigungstechnologien entwickelt, sondern produziert mittlerweile CO2-neutral.

Falls man jemals in die Verlegenheit kommen sollte, zum Mond oder Mars oder einfach nur eine Runde durchs Weltall fliegen zu müssen – und dafür eine Brille braucht: Ein für die Schwerelosigkeit entsprechend zertifiziertes Modell kommt aus Oberösterreich. 

Das Linzer Familienunternehmen Silhouette brachte 1999 das Modell „Titan Minimal Art“ auf den Markt. Dabei handelte es sich um die erste aus Titan gefertigte, schrauben- und scharnierlose Brille. Mit der federleichten Konstruktion – sie wiegt nur 1,8 Gramm – revolutionierte man nicht nur den terrestrischen, sondern auch den intergalaktischen Brillenmarkt.

Leichtesten Brillen der Welt

Denn die „Titan Minimal Art“ wurde mittlerweile nicht nur rund zwölf Millionen Mal verkauft, die randlosen Brillen waren auch auf 37 Missionen der NASA mit an Bord und garantierten den Astronauten klare Sicht auf Sonne, Mond und Sterne. Denn in ihren Anzügen durften keine Schrauben oder andere Kleinteile verwendet werden, die sich lösen konnten, und rutschen durfte die Brille unter dem Helm und in der Schwerelosigkeit auch nicht.

Silhouette konnte mit hochelastischen Titanlegierungen und garantierter Passgenauigkeit beide Vorgaben erfüllen. Da die Astronauten auf einem Flug durchschnittlich fünf Korrektions- und Sonnenbrillen dabei hatten, verschafften sie Silhouette-Modellen damit insgesamt über 11.000 Stunden Weltallpräsenz.

80 Prozent Handarbeit

Auf irdischem Niveau haben sich die Titanbrillen inmitten sich ständig ändernder Modetrends mittlerweile als zeitlose Klassiker etabliert. Es gibt sie in unterschiedlichsten Bügel-, Farb- und Glasvarianten. Und unabhängig davon, ob man die minimalistisch anmutende Brille in luftigen Höhen oder zu ebener Erde trägt, stecken in jedem Modell bis zu 264 Produktionsschritte, 100 Qualitätskontrollen und 80 Prozent Handarbeit. Untypisch für einen Markt, auf dem maschinelle Massenware dominiert.

Brillen Silhouette Produktion
In den randlosen Brillen von Silhouette stecken 80 Prozent Handarbeit und 264 Produktionsschritte.Foto: Silhouette

Die Bügel und Stege werden geschnitten, gepresst, geformt, lackiert, gefärbt, gebürstet, poliert und montiert. Allein für die „Vision Sensation“-Gläser gibt es 400 verschiedene Scheibenformen, für die Bügel 1.250 Farbmöglichkeiten. Bis zu zwölf Wochen dauert der Produktionsprozess vom Rohmaterial bis zum Endprodukt. Das alles erfordert hohen Personal- und Energieeinsatz.

Wasseraufbereitung und Ökostrom

Mit Blick auf die Klimakrise setzt der 1964 gegründete Weltmarktführer bei randlosen Brillen im Premiumsegment aber regelmäßig Akzente Richtung Nachhaltigkeit. So werden am Produktionsstandort Linz täglich über 100.000 Liter Wasser wiederaufbereitet, zudem produziert man seit 2017 zu hundert Prozent mit klimaneutralem Ökostrom. Außerdem wird auf den Dächern der Produktionsanlage seit Jahren eine große Photovoltaikanlage betrieben, die 13 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs liefert.

Die aktuell verbleibenden Tonnen CO2 kompensiert das Unternehmen über Zertifikate eines Photovoltaikprojekts in Indien. Die Anlage in Kolanupaka liefert pro Jahr 9.899 MWh saubere Energie für das Stromnetz, das dort aktuell noch von fossilen Anlagen dominiert wird. Durch Solarfarmen, die im Stromnetz miteinander verbunden sind, sorgt das Projekt für eine verbesserte Luftqualität und Stabilität des Stromnetzes.

„Bio-Brillen“ aus dem 3D-Drucker

In der Brillenproduktion hat man zuletzt Prozesse optimiert und die Materialentwicklung vorangetrieben. Das Ergebnis: Man hält mittlerweile mehr als 50 Patente. Schon 1983 begann Silhouette damit, Brillen aus dem eigens patentierten Kunststoff SPX in Spritzgusstechnik zu produzieren. Seit 2017 ist das Unternehmen Komplettanbieter von Gläsern und Fassungen, auch die optischen Gläser werden nun am Hauptsitz in Linz gefertigt.

Brillen aus 3D-Drucker
Innovation: Brillenrahmen aus einem Verbundstoff aus Rizinussamen, die in einem 3D-Drucker produziert werden.Foto: Silhouette

3.000 neue Brillenentwürfe pro Jahr werden von einem internationalen Team an DesignerInnen erstellt. Und die 2016 aus der Taufe gehobene und seit 2021 als eigene Tochtergesellschaft firmierende Marke „Neubau Eyewear“ produziert seit zwei Jahren Brillen aus vollständig bio-basiertem Material im 3D-Druckverfahren – und damit abfallfrei. Das aus den Samen der Rizinuspflanze gewonnene Öl wird dabei zu einem nachhaltigen Grundstoff für hochwertiges Polyamidpulver. Daraus lassen sich Schicht für Schicht verschiedene Brillenrahmendesigns drucken. Außerdem wurden seit 2017 200.000 Plastikflaschen zur Herstellung von Brillenputztüchern recyclet.

GUT ZU WISSEN

  • Die Silhouette International Schmied AG wurde 1964 von Anneliese und Arnold Schmied gegründet. Heute ist das Unternehmen mit Hauptsitz in Linz in dritter Generation in Familienbesitz.
  • Silhouette ist weltweiter Marktführer bei randlosen Brillen und beschäftigt weltweit rund 1.300 MitarbeiterInnen, 800 davon in Linz.
  • Jahrelange Lizenzproduktionen für Adidas und Swarovski wurden mittlerweile beendet, dafür mit „Neubau“ (urbaner Fashionstyle) und „evil eye“ (Sportbrillen) eigene Marken auf den Markt gebracht. 
  • Im Jahr 2021 wurden rund 1,3 Millionen Brillen weltweit verkauft. Der Jahresumsatz lag bei 158 Millionen Euro. Der Exportanteil liegt bei 95 Prozent. Die Brillen sind in einhundert Ländern erhältlich. 
Credits Artikelbild: Silhouette

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