Digitalisierung Umsatzplus

Bringt die Digitalisierung mehr Wachstum?

Investitionen in die Digitalisierung führen bei Unternehmen zu einem direkten und messbaren Geschäftserfolg. Eine aktuelle Studie hat untersucht, wie hoch dieses Wachstum ausfällt – und wie der Standort Österreich von digitalisierten Unternehmen profitiert.

Es ist einer der in der Krise geborenen Lehrsätze von Wirtschaftsforschern und -forscherinnen: „Corona hat die Digitalisierung beschleunigt.“ Tatsächlich hat die Krise nicht nur das Bewusstsein für das Potenzial der digitalen Transformation geschärft. Auch – und wohl schneller als vielerorts ursprünglich geplant – haben die Betriebe in diesem Bereich nach- und aufgerüstet. Dass sich diese Investitionen lohnen, zeigt eine aktuelle Studie von Accenture. 

Das Wirtschafts- und Strategieberatungsunternehmen hat gemeinsam mit der Industriellenvereinigung die Auswirkungen der Digitalisierung auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg detailliert berechnet. „Digitalisierung führt zu einem direkten und messbaren Geschäftserfolg“, fasst Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture Österreich, das Ergebnis zusammen.

Digitalisierung bringt „Dividende“

Es gibt sie also, die „digitale Dividende“. Aber wie hoch fällt sie aus? „Digitalisierte Unternehmen erreichen im Durchschnitt ein mehr als dreimal so hohes Umsatzwachstum im Vergleich zu nicht digitalisierten Unternehmen“, rechnet Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, vor.

Digitale Dividende
Digitale Dividende: Unternehmen, die in die Digitalisierung investieren, werden mit Umsatzwachstum belohnt.Foto: adobe stock | Alexander Limbach

Um diese Aussagen treffen zu können, hat man für die Studie eine Matrix bezogen auf den Digitalisierungsgrad erstellt. Die Angaben der mehr als hundert befragten Unternehmen hat man kategorisiert und die Betriebe in vier Bewertungsstufen eingeteilt.

„Digitale Blindheit“ bremst Wachstum

Stufe 0 bedeutet „digital blind“. Ein Großteil der Datenspeicherung und der Informationsübermittlung passiert hier noch papierbasiert. 

Stufe 1 steht für „digital abbilden“. Informations -und Kommunikationstechnologien kommen dabei zumindest im Bereich der Arbeits- und Hilfsmittel zum Einsatz. 

Die Stufe 2 heißt „digital agieren“. Betriebe aus dieser Kategorie nutzen ihre Daten. Sie verfügen über eine digitale Prozessoptimierung, aber die Entscheidungen liegen noch beim Menschen.

In Unternehmen der Stufe 3 („digital autonom“) werden datenbasierte Produkte und Dienstleistungen verkauft. Die Prozesse laufen automatisiert und datengestützt. Die Entscheidungen können auch automatisiert getroffen werden.

Der betriebswirtschaftliche Benefit – sprich: die digitale Dividende – wächst dabei, je höher der Grad der Digitalisierung ist. Während bei Unternehmen auf Stufe 0 das durchschnittliche Umsatzwachstum zwischen 2016 und 2019 „nur“ bei 3,9 Prozent lag, schafften Stufe 1-Unternehmen 13 Prozent, bei Stufe 2 und 3 gab es ein mittelfristiges Umsatzplus von 15,3 Prozent.

Einmal investieren – mehrfach profitieren

In weiterer Folge entsteht das, was WirtschaftsforscherInnen „Investitionsspirale“ nennen: Unternehmen, die bereits investiert haben, werden mit einem höheren Umsatzwachstum belohnt. Sie profitieren davon also überdurchschnittlich – und investieren weiter. Das größte Potenzial haben damit nicht jene Unternehmen, die auf der Stufe 0 sind, sondern jene, die in der digitalen Transformation vorangegangen sind. Ihr Mut zahlt sich aus. „Der Nutzen der Digitalisierung potenziert sich“, fasst Helmenstein zusammen. 

Accenture Österreich-Chef Zettel spricht von „positiven Mehrrundeneffekten“. Auch er unterstreicht, dass Investitionen in diesem Bereich nicht nur zu Effizienzsteigerung führen, sondern zudem eine höhere Umsatzrentabilität aufweisen. Sie liegt bei den Innovationsführern und -führerinnen bei 45 Prozent. Bei Nachzüglern und Nachzüglerinnen beträgt der Vergleichswert nur 25 Prozent.

Digitalisierung als Job-Motor 

Die positiven Folgen werden auch am Arbeitsmarkt spürbar. Denn digitale PionierInnen gelten als Jobmotoren. Sie verzeichnen ein bis zu sieben Prozent höheres MitarbeiterInnenwachstum als die „nicht digitalisierte“ Konkurrenz.  Und Ökonom Helmenstein verweist auf einen zusätzlichen standortstabilisierenden Faktor: Die Wertschöpfungs- beziehungsweise die Fertigungstiefe von Unternehmen steigt mit dem Reifegrad der Digitalisierung. „Es muss und kann damit weniger ausgelagert werden“, so Helmenstein.

Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein
Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein: „Digitalisierung führt zu einer Investitionsspirale.“Foto: IV

Mit einem höheren Anteil an Eigenfertigung erhöht sich wiederum die Produktion in heimischen Betrieben. Umgekehrt kann ein hoher Digitalisierungsgrad bei den Unternehmen auch als „Magnet“ für Fachkräfte wirken. „Haben wir viele digitalisierte und damit erfolgreiche Unternehmen, können wir in einer globalen Wettbewerbssituation Jobs nach Österreich bringen“, ist Accenture Österreich-Chef Zettel überzeugt.

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