Cloudflight

„Künstliche Intelligenz wird unseren Wohlstand steigern“

Künstliche Intelligenz und virtueller Mittagsplausch: Für das österreichische Unternehmen Cloudflight ist die Zukunft bereits gelebter Alltag. Ein digitaler Lokalaugenschein bei COO Jörn Petereit und Team.

Klickt man sich durchs Portfolio von Cloudflight, wird einem fast ein wenig schwindelig. Denn die Aufgabenbereiche des Softwareentwicklungsunternehmens sind umfangreich. Dinge wie Cloud Implementation, Künstliche Intelligenz oder Agile Software Development mögen im ersten Augenblick sehr abstrakt klingen, können aber auf eine Aufgabe runtergebrochen werden: Das Unternehmen hilft KundInnen mittels Software und digitalen Lösungen bei der digitalen Transformation, unterstützt Geschäftsprozesse und sorgt dafür, das Geschäft zu optimieren, auszubauen und sich vom Mitbewerb zu differenzieren. 

So weit, so gut. Aber was tatsächlich hinter den (großteils virtuellen) Fassaden des Unternehmens steckt, ist ein Vorzeigemodell dafür, wie unser aller Arbeiten in Zukunft aussehen und funktionieren könnte.

Aus zwei wurden 400

Cloudflight besteht heute aus mehr als 400 ExpertInnen der Bereiche Digitalstrategie, Software-Architektur, Datenwissenschaft und Cloud-Ingenieurswesen an 17 Standorten weltweit, darunter Wien, Linz, Frankfurt, Köln und Amsterdam, aber auch Locations, an denen man vielleicht kein weltweit renommiertes Digitalunternehmen erwartet, wie Amstetten oder Perg im Mühlviertel. Seinen Anfang nahm das Unternehmen im Jahre 2019 durch den Zusammenschluss von Catalysts, einem führenden Softwareentwicklungsunternehmen in Österreich, und Crisp Research, einem auf Cloud-Beratung und Marktforschung spezialisierten Unternehmen in Deutschland. 

Cloudflight
Cloudflight agiert an 17 Standorten weltweit, darunter Wien, Linz, Frankfurt, Köln und Amsterdam.Foto: Nils Hendrik Mueller

Digitale Vernetzung statt schlechter Umweltbilanz

Während der Rest von uns seit vergangenem Jahr mit Remote Work, digitalen Meetings und Co. zu kämpfen hatte, gehört das virtuelle Miteinander bei Cloudflight schon längst zum Alltag. Allerdings nicht in dem etwas steifen Ausmaß, das die meisten von uns derzeit kennen. Statt bei einem gesetzten Morgen-Meeting am Tag läuft man sich bei Cloudflight schon einmal zufällig beim Nachmittagskaffee über den Weg – nur eben in digitaler Form.

„Es spielt für uns keine Rolle, ob wir alle im selben Büro sitzen oder nicht“, erzählt uns Mariann Bencze, People Experience & Employer Branding Expert. „Unsere dezentralen Strukturen geben uns die Möglichkeit, die besten Köpfe eines Bereiches für ein Projekt zusammenzustellen, egal, wo sie gerade sitzen. Darüber hinaus haben wir mehrere größere und kleinere Büros in der Nähe von Universitäten mit technischem Fokus oder den Heimatorten unserer Mitarbeitenden eröffnet. Dadurch sparen wir nicht nur Reisezeit, es trägt auch zu einer positiven Umweltbilanz bei.“

Virtuelles Mittagessen verbindet bei Cloudflight

Bei aller Dezentralität sind die Mitarbeitenden bei Cloudflight aber noch lange keine EinzelkämpferInnen. Dank der ausgeklügelten Infrastruktur im Unternehmen kann jede/r, die/der möchte, so nah wie möglich beieinander sein, ungeachtet der räumlichen Distanz. Das geht zum Beispiel in den Daylong-Chaträumen. Alle Teammitglieder kommen dabei morgens in diesen Raum, der mit den Webcams aller verbunden ist, um gemeinsam an dem Projekt zu arbeiten. Ob man sein Mikro nun aktiviert oder lieber konzentriert alleine weiterarbeitet, bleibt jedem Mitglied selbst überlassen. Die Möglichkeit, jederzeit mit den Kolleginnen und Kollegen plaudern zu können, bringt vor allem für jene Abwechslung, die im Homeoffice alleine arbeiten, und sie minderte das Gefühl von Isolation im Lockdown.

Kaffeepäuschen zwischen Wien und Amsterdam

Sogenannte CoffeeCams ermöglichen es sogar, sich zufällig beim Nachmittagskaffee zu treffen. Wer lieber mit dem oder der LieblingskollegIn plaudern möchte, kann einen der Breakout-Räume für Remote-Kaffee nutzen. Oder man trifft sich im Videostream zum Mittagessen, um miteinander Zeit zu verbringen.

Cloudflight
Reale Büros, gepaart mit virtuellen Arbeitsräumen und Remote Work – so könnte der Arbeitsplatz der Zukunft in vielen Unternehmen aussehen.Foto: Nils Hendrik Mueller

Augmented Reality, ein alter Hut

Nun wissen wir nicht zuletzt von Hollywood-Klassikern, dass man sich auf Zukunftsprognosen nicht unbedingt verlassen kann. Immerhin sollte es laut „Zurück in die Zukunft“ bereits seit sechs Jahren fliegende Autos geben, Cyborgs würden in genau acht Jahren so aussehen wie Arnold Schwarzenegger, und laut dem Harrison-Ford-Klassiker „Blade Runner“ müssten wir bereits seit 2019 mit Raumschiffen fremde Planeten bevölkern. 

Derzeit sind wir bei Innovationen wie Augmented Reality (AR) angelangt, die längst kein Sci-Fi-Futurismus mehr ist, sondern in vielen Shoppingcentern so normal wie ein Coffeeshop. „Augmented Reality ist eine sehr spannende Technologie, die Einzug in viele Bereiche halten wird. Für industrielle Anwendungen sehen wir derzeit die Hardware noch als bremsenden Faktor. AR-Brillen im Arbeitsalltag über längere Zeiten zu tragen, ist aus Sicht von Ergonomie und Komfort nicht machbar. Daran wird aber – getrieben durch die Unterhaltungsindustrie – intensiv gearbeitet, und wir erwarten deutliche Verbesserungen in den nächsten Jahren“, erklärt Bernhard Niedermayer, Leiter der Abteilung Emerging Technologie.

Augmented Reality Brille
Augmented Reality ist Trend. Die klobige Hardware wird aber bald schon Geschichte sein.Foto: Sabine Kneidinger

Und das nächste große Ding am Technik-Horizont? „Quantencomputing rückt immer näher. Auch hier wird die Entwicklung noch einige Jahre dauern, bis es zu breitenwirksamen Anwendungen kommt. Aber bereits jetzt kann man Quantencomputing-Software schreiben, die einstweilen noch auf Simulatoren ausgeführt wird.“ Der Leistungsunterschied zwischen einem Quantencomputer und einem durchschnittlichen Heim-PC entspricht übrigens dem eines Düsenjets und eines Heißluftballons.

Stiehlt uns Künstliche Intelligenz unsere Jobs?

Nun stehen sehr viele Menschen dem Thema Digitalisierung sehr skeptisch gegenüber, vor allem im Hinblick auf Arbeitsplätze. Was meint ein Softwareentwicklungsunternehmen dazu: Stehlen uns Dinge wie Künstliche Intelligenz (KI) unsere Jobs? „Unser Ziel ist, KI als Tool einzusetzen, um Prozesse zu optimieren. Dazu ist ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine erforderlich. Denn Menschen bereiten Daten so auf, dass die KI davon lernen kann. Sie ist dabei besonders gut darin, häufig auftretende Fälle zu lernen und diese selbst zu lösen. So wird den Mitarbeitenden ermöglicht, sich auf die komplexeren Fälle zu konzentrieren und nicht ständig dieselben repetitiven Arbeiten auszuführen. Der greifbarste Vorteil, den die EndkundInnen zu schätzen wissen, sind verkürzte Wartezeiten“, sagt Katrin Strasser, Natural Language Processing Expert.

Unser Ziel ist, KI als Tool einzusetzen, um Prozesse zu optimieren. Dazu ist ein Zusammenspiel von Mensch und Maschine erforderlich.

Katrin Strasser, Natural Language Processing Expert bei Cloudflight

Es steht also fest, dass Künstliche Intelligenz einige Dinge schneller schafft als der Mensch. Etwas völlig Neues ist das aber nicht. Oder wer hat nicht schon einmal einen Taschenrechner zu Rate gezogen, um Wurzeln zu berechnen? Dass Maschinen wie Kräne, Bagger oder Geschirrspüler die Arbeit übernehmen, die der Mensch nicht mehr machen möchte, zählt seit Langem zum Alltag. „All diese Dinge haben zu unserem Wohlstand und Komfort beigetragen. Bei der KI wird es ähnlich sein. Am Ende des Tages wird durch diese Automatisierung der Wohlstand steigen. Diesen in der Gesellschaft gerecht zu verteilen, wird eine spannende Herausforderung sein, insbesondere für die Politik.“

Von der Pannenhilfe zur Fotobuch-App

Aber nun zurück zu Cloudflight. Denn mit Produkten dieses österreichischen Unternehmens hatte höchstwahrscheinlich ein Großteil von uns bereits zu tun, ohne es zu wissen. Im Portfolio stehen nämlich Projekte in den unterschiedlichsten Bereichen, die nicht immer kommuniziert werden.

Ein paar Infos konnten wir dann aber doch aus Jörn Petereit, COO und Managing Director, rauskitzeln: „Wir arbeiten beispielsweise mit der Uni Wien und Wien Energie zusammen. Mit HappyFoto und smart moments haben wir eine App für die Gestaltung von Fotobüchern entwickelt, die laut dem Apps Magazin des CDA Verlags die innovativste App Österreichs 2020 war. Seit 2017 unterstützen wir zudem auch den ÖAMTC mit maßgeschneiderten Software-Lösungen für das Projekt Smart Connect. Das Projekt definiert die moderne Pannenhilfe durch intelligente und automatisierte Weiterleitung von Warnungen, Fehlermeldungen und Betriebsdaten aus dem Auto neu. Smart Connect meldet Warnungen direkt an eine technische Fachkraft des ÖAMTC, die Analyse und Diagnose übernimmt und den bzw. die FahrerIn kontaktiert und eingreift, bevor es zu einer Panne kommt.“

Ein völlig anderer Einsatzbereich sind große Flughäfen. Hier unterstützt man in Zusammenarbeit mit Lufthansa und Fraport beim schnelleren Onboarding von PassagierInnen durch Entwicklung von Softwaresystemen für die optische Gepäckverfolgung und -identifizierung. Modernste maschinelle Lernansätze aus anderen Einsatzbereichen der Identifikationsproblematik, zum Beispiel der Gesichtserkennung, werden an die Anforderungen der Gepäckidentifikation angepasst. 

Digitalisierung & Künstliche Intelligenz – ein Muss für Unternehmen?

Also ist die Digitalisierung eines Unternehmens heute bereits ein Muss? „Zuerst sollte bedacht werden, dass Digitalisierung sowieso passiert. Ständig und überall, auch ohne unser Zutun, schleichend und rasant zugleich, je nachdem in welchem Bereich wir uns gerade bewegen“, sagt Jörn Petereit dazu. „Der Begriff Digitalisierung ist aber, wenn man es genau betrachtet, eher zu kurz gedacht. Er deckt zudem nur einen kleinen Teil ab – die Umwandlung von analogen Informationen in digitale Systeme und Anwendungen nämlich.“

E-Mail statt Brief, Online-Registrierung statt telefonische Anmeldung, Cloud-Speicher statt Aktenschränke. Hier werden aber nur bereits existierende Use-Cases und Prozesse in neue übertragen. „Es findet aber keine Entwicklung von neuen Use-Cases und Strukturen statt. Daher sprechen wir bei Cloudflight von digitaler Transformation bzw. digitaler Technologietransformation“, so der Fachmann. Denn es geht nicht nur darum, ein wenig digitaler zu werden, sondern Prozesse, Strukturen oder auch Geschäftsmodelle ganzheitlich zu denken und diese mit Hilfe von digitalen Lösungen neu zu schaffen. 

Zuerst sollte bedacht werden, dass Digitalisierung sowieso passiert. Ständig und überall, auch ohne unser Zutun.

Jörn Petereit, COO Cloudflight


Digitale Transformation ist somit bereits eine Kernaufgabe von Unternehmen, damit sie auch künftig wettbewerbsfähig und relevant bleiben. „Das zu ignorieren, wäre unternehmerisch, aber auch gesellschaftlich fahrlässig. Besonders deutlich haben wir das während der Corona-Pandemie bemerkt, zum Beispiel in den Bereichen Distanzunterricht oder Kontaktenachverfolgung.

Die Pandemie hat daher auch dazu beigetragen, dass gerade im Management von Unternehmen die persönlichen Vorbehalte gegenüber Themen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz abgebaut wurden, wie eine Befragung des Digitalverbands Bitkom ergeben hat“, erzählt Jörn Petereit abschließend. Die Frage der Notwendigkeit ist für viele Unternehmen damit wohl beantwortet.

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