Trockeneis CO2 recycling Messer

CO2-Recycling: Zweites Leben für Abgase

Nicht nur heiße Luft: In Niederösterreich setzt ein innovatives Unternehmen auf das Wiederverwerten von Industriegasen. Zum Beispiel für Trockeneis und in Gewächshäusern.

Die wahren Held:innen des Alltags sind oft unsichtbar. Gase beispielsweise sind für die meisten industriellen Prozesse genauso wichtig wie Wasser und Strom. Sie spielen außerdem eine bedeutende Rolle, wenn es um das Thema Dekarbonisierung geht, zum Beispiel durch den Einsatz von grünem Wasserstoff

Auch außerhalb der Industrie kommen wir mit ihnen beinahe täglich in Berührung. In der Chipspackung sorgt Gas dafür, dass das Knabberzeug knusprig und haltbar bleibt. Als Trockeneis garantiert es eine durchgehende Kühlkette für gefrorene Produkte im Supermarkt. Und nicht zuletzt ist es aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken – als Atem- oder Narkosegas zum Beispiel.

Messer Austria
Belieferung eines Gewächshauses mit CO2 durch Messer Austria. ©Messer AustriaFoto: Messer Austria

Eines der wichtigsten Gase für die industrielle Nutzung ist dabei Kohlendioxid, also CO2. Bei dieser chemischen Verbindung läuten vielerorts die Alarmglocken, nicht nur bei Klimaschützer:innen. „Weniger ist mehr“, heißt diesbezüglich die Devise. Vermeiden, verhindern oder zumindest verringern gilt als Ziel. Umgekehrt wird es aber in vielen Herstellungsprozessen benötigt. Gerade in diesem Widerspruch versteckt sich Potenzial für Innovation

Rückgewinnungsanlage für CO2

In eine solche Innovation investierte das Unternehmen Messer Austria kürzlich einen zweistelligen Millionenbetrag. Der weltweit größte familiengeführte Spezialist für Industrie-, Medizin- und Spezialgase hat sich mit dem Unternehmen Donau Chemie zusammengetan, um künftig die Produktion von anorganischen Grundchemikalien umweltschonender zu gestalten. 

Messer Austria wiederverwertet dabei am Standort in Gumpoldskirchen jenes CO2, das in der Produktion der Donau Chemie im Tiroler Landeck täglich anfällt. Dieses Gasrecycling wird durch eine moderne Rückgewinnungsanlage ermöglicht. Damit man das CO2 danach wieder industriell nutzen kann, wird es gereinigt, veredelt und für den Transport verflüssigt.

Recyclinggas auf kurzen Wegen 

Neben der Aufbereitung des Gasgemisches hat die Kooperation noch einen zweiten Vorteil: Die kürzeren Transportwege. Ein großer Teil der Kundschaft mit hohem CO2-Bedarf befindet sich nämlich im Umkreis von Landeck beziehungsweise zumindest in Tirol, Vorarlberg und der Schweiz. Das CO2 kommt dort vor allem für das Karbonisieren von Getränken, die Gewächshausdüngung, für Feuerlöscher und für die Produktion von Trockeneis oder als Kältemittel in Klimaanlagen zum Einsatz. 

Per Tankwagen gelangt das flüssige CO2 zukünftig auf viel kürzeren Wegen zu den Betrieben. Dadurch spart Messer Austria bei der Auslieferung dieser Recyclinggase ungefähr eine Million Kilometer pro Jahr.

Mangelprodukt CO2

Ein weiterer Effekt, der seit der Energiekrise zunehmend wichtiger wird: Die jährliche CO2-Knappheit am Gasmarkt kann dadurch überbrückt werden. Wegen des enormen Preisanstieges von Erdgas musste nämlich ein Großteil der europäischen Ammoniakproduktionen ihren Betrieb stoppen – die Wiederaufnahme läuft immer noch schleppend. Bei der Produktion von Ammoniak selbst fällt ebenfalls CO2 an, weshalb es nun – so kurios es auch klingt – eine CO2-Knappheit in diesem Sektor gibt. 

Die Inbetriebnahme dieser sogenannten „ASCOSORB-CO2-Rauchgas-Rückgewinnungstechnologie“ in Landeck soll Anfang 2024 stattfinden, so Jürgen Steiner, Head of Marketing and Communications bei Messer Austria. Ab dann kann das im Rauchgas enthaltene CO2 fast zur Gänze zurückgewonnen und sinnvoll wiederverwendet werden.

GUT ZU WISSEN

  • Messer ist der weltweit größte familiengeführte Spezialist für Gase zum Einsatz in Industrie, Medizin, Lebensmittelbranche, Schweiß- und Schneidtechnik, 3D-Druck, Bauwesen sowie in Forschung und Wissenschaft.
  • Das 1898 gegründete Familienunternehmen zählt rund 11.200 Mitarbeiter:innen und erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro.
  • Unter der Marke „Messer – Gases for Life“ ist das Unternehmen in Europa, Asien und Amerika aktiv.
Credits Artikelbild: adobe stock | KOTO

Das könnte dich auch interessieren

Lichtblick

Dir gefällt, was du hier liest?

Einfach "Fakt & Faktor" als Newsletter abonnieren!

Jetzt abonnieren