Dass die Zuckerrübe für schöne Haut und mehr Ausdauer sorgt, klingt nach süßer Lüge? Falsch gedacht, denn in ihr steckt mehr, als man denkt.
Die sogenannte Beta vulgaris zählt mit ihrem Aussehen nicht gerade zu den interessantesten Gemüsesorten. Dennoch gibt es kaum einen Menschen, der sie nicht liebt. Denn hinter dem Begriff verbirgt sich die Zuckerrübe. Und was aus ihr gemacht wird, wissen wir wohl alle: Zucker. Dass diese unscheinbare, beige Knolle aber noch viel mehr draufhat, das wiederum wissen nur die wenigsten. Denn überraschenderweise findet sie sich nicht nur im Küchenschrank der meisten Haushalte, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Badezimmer. Denn der Star am Kosmetikhimmel sind nicht etwa Superfoods wie Papaya, Aloe oder Goji – es ist die gemeine Zuckerrübe. Aber beginnen wir von vorne.
Mehr als ein Löffelchen voll Zucker
Die Zuckerrübenernte beginnt Mitte September und wird Mitte Dezember abgeschlossen. Aus sieben Kilogramm der bis zu 30 Zentimeter großen Rüben wird ein Kilogramm fertiger Zucker gewonnen. Mit ihrer Marke Wiener Zucker ist Agrana hierzulande wohl der bekannteste Zuckerproduzent. Agrana ist außerdem das führende Zuckerunternehmen in Zentral- und Osteuropa und neben zwei österreichischen Standorten in Tulln und Leopoldsdorf mit sieben weiteren Produktionsstandorten in fünf Ländern vertreten. In Österreich verarbeitet man pro Tag und Zuckerfabrik rund 12.000 Tonnen Rüben. Das entspricht rund 240 Eisenbahnwaggons zu je 50 Tonnen. Das Unternehmen ist also ein echter Zuckergigant!
Und das liegt unter anderem auch daran, dass Agrana es besonders gut versteht, alle Teile der Rübe zu verwerten. Denn eine der Besonderheiten an der Zuckerrübe ist, dass alle Teile davon äußerst sinnvolle Verwendung finden können – es muss also nichts davon verschwendet werden.
Die Blätter werden zur Gründüngung wieder in den Boden eingearbeitet und in geringem Umfang als Kuhfutter verwendet. Rüben, die sich für die Zuckerherstellung nicht eignen, finden als nachwachsender Rohstoff für Bioethanol oder als Substrat für die Erzeugung von Biogas ihre Bestimmung. Eines der wichtigsten Nebenprodukte ist der nährstoffreiche Sirup, die Melasse. Sie dient unter anderem der industriellen Alkoholgewinnung und als Nährmedium für die Herstellung von Backhefe oder Zitronensäure oder findet in der Futtermittelindustrie Verwendung. Der wertvollste Stoff aber, der aus der Melasse gewonnen wird, ist das sogenannte Betain.
Von Tulln an der Donau in die Welt hinaus
Betain ist ein Nährstoff, der wichtige Stoffwechselfunktionen im menschlichen Körper unterstützt. Raffinieren lässt er sich zwar auch aus anderen Gewächsen, aus der Zuckerrübe aber besonders gut – wenn man weiß, wie: Weltweit gibt es derzeit nämlich nur drei Kristallisationsanlagen zur Herstellung des Betains. Die neueste hat Agrana in Tulln an der Donau im Jahr 2020 in Betrieb genommen.
Betain hat zwei wesentliche biologische Funktionen: Einerseits ist es Methylgruppenspender und andererseits ein organisch osmotischer Regulator. Für die meisten von uns sind das vermutlich erst einmal Zungenbrecher, die große Fragezeichen im Kopf hinterlassen. Zum Glück geht’s auch einfacher: Betain sorgt dafür, dass unser Protein-, Fett- und Energiestoffwechsel so funktioniert, wie er sollte. Er schützt außerdem die Zellen und hilft, den Wasser- und Energiehaushalt aufrechtzuerhalten und so einer Dehydrierung vorzubeugen.
Effektiver als Traubenzucker
Betain wirkt sich also positiv auf den Wasserhaushalt der Zellen aus, erhöht Leistungsfähigkeit sowie Ausdauer und verbessert sogar die Immunabwehr – ein großer Vorteil gegenüber dem beliebten Traubenzucker, der bekanntlich für schnelle Energie sorgt, die aber genauso schnell wieder verschwindet. Eine Studie an RadsportlerInnen ergab beispielsweise, dass eine tägliche Einnahme von 2,5 Gramm Betain zu einer durchschnittlichen Leistungssteigerung von 3,3 Prozent führt. Damit eignet sich Betain gut als pflanzlicher Inhaltsstoff in der Sporternährung. Wer genau hinsieht, wird es deshalb in zahlreichen Pre-Workout- und Muskelaufbau-Supplements finden.
Eine Rübe macht uns schöner
Doch während zu viel Zucker nicht unbedingt für schöne Haut sorgt, spielt Betain in Sachen Kosmetik aus den oben genannten Gründen in einer eigenen Liga. Und – trara! – das macht diesen Stoff zu einem Hidden Champion! Es spendet Haut und Haar Feuchtigkeit und findet sich deshalb oft als Inhaltsstoff in Cremes, Shampoos und Co. wieder. Da es Hautirritationen lindert, sanft zur Schleimhaut ist und vor dem Austrocknen schützt, ist Betain meist in Produkten für sensible Haut und sogar Babyhaut enthalten. Es sorgt außerdem für fluffigen, stabilen Schaum.
Aber, Achtung! Weil Betain für Kosmetikprodukte so besonders wichtig ist, wird es längst nicht mehr nur aus nachhaltigen heimischen Zuckerrüben gewonnen. Vielmehr sind Kokosöl oder Kokosfett aus nicht-biologischem Anbau oft die Basis. Das schmälert den Nachhaltigkeitsfaktor des eigentlich sehr nachhaltigen Stoffs schlagartig um einiges. Es ist also nicht gleich alles Naturkosmetik, wo Betain drinnen steckt. Um dem immer auf den Grund gehen zu könnten, müsste man wohl auf mehr Informationen zurückgreifen als bloß auf jene, die das Etikett verrät.
Eines aber ist klar: Die auf den ersten Blick so unscheinbare Knolle namens Zuckerrübe kann viel mehr, als uns süße Momente bescheren. Und vielleicht hat der duftende Schaum beim nächsten Vollbad seinen Ursprung auf einem Zuckerrübenfeld nahe Tulln an der Donau. Klingt jedenfalls heimelig.
Vom Feld in die Welt
Agrana veredelt landwirtschaftliche Rohstoffe zu hochwertigen Lebensmitteln und einer Vielzahl von industriellen Vorprodukten. Rund 9.400 MitarbeiterInnen erwirtschaften an weltweit 58 Produktionsstandorten einen jährlichen Konzernumsatz von rund 2,6 Mrd. Euro. Das Unternehmen wurde 1988 gegründet, ist Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen sowie bedeutendster Produzent von Fruchtsaftkonzentraten in Europa und im Segment Stärke ein Produzent von kundenspezifischen Stärkeprodukten und Bioethanol. Agrana ist heute außerdem das führende Zuckerunternehmen in Zentral- und Osteuropa.