Die Produktion von Zement ist ein Energiefresser. Ein Kärntner Unternehmen kann diesbezüglich aber mit Innovationen aufwarten – und einigen Superlativen.
In sechs Tagen war er fertig zusammengeschraubt – der größte Bagger Kärntens. 14 Meter lang und 150 Tonnen schwer ist er und seit Ende letzten Jahres auf dem Werksgelände von w&p Zement in Wietersdorf im Einsatz.
Die monströse Maschine ist nicht nur Kernstück der drei Millionen Euro umfassenden Aufrüstung des Geräteparks des Bergbauunternehmens, sondern in der 26-Einwohner:innen-Ortschaft im Bezirk St. Veit an der Glan auch so etwas wie eine lokale Sehenswürdigkeit. Mit dem Bagger wird das Gestein im Mergelbergbau abgebrochen und auf Muldenkipper verladen.
Drohnen als Spion
Neben dem kraftstrotzenden Stahlkoloss kommen aber auch fragile Drohnen zum Einsatz. Mit ihnen sind Inspektionsflüge an Orte im Abbaugebiet möglich, die bisher für die Mitarbeiter:innen des Unternehmens nur äußerst schwierig zu erreichen waren. Außerdem vermessen sie die Steinbrüche und liefern Daten für 3D-Modelle, was exaktere Sprengplanung als früher zulässt.
„Durch modernste Technik wollen wir einen möglichst effizienten und damit schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen ermöglichen“, erklärt Florian Salzer, technischer Direktor von w&p Zement. Dazu gehören auch spezielle Datenbrillen, die seit 2020 für Wartungsarbeiten und technische Eingriffe bei Maschinen und Anlagen in Verwendung sind. „Das ermöglicht uns, technische Probleme in Rekordzeit zu lösen, und es verringert zudem den CO2-Ausstoß durch reduzierte Reisetätigkeiten von Spezialist:innen“, erklärt Salzer.
Roboter sammelt Gesteinsdaten
Seit 2019 ist am Standort Wietersdorf zudem ein vollautomatisiertes Zementlabor (POLAB) in Betrieb. Es sammelt selbstständig über 40.000 Materialproben pro Jahr, die von Robotern im Labor genauestens untersucht werden. Dadurch kann selbst auf kleinste Unregelmäßigkeiten in Echtzeit reagiert werden.
GESCHICHTE
- w&p ist seit 1893 Lieferant von Grundbaustoffen für die Bauwirtschaft. Die Initialen stehen für die beiden Produktionsstandorte: In Wietersdorf beginnt die Geschichte mit einem Hochofen, einer Rohmühle und einer Turbine mit 50 PS. In Peggau mit der Erschließung eines Steinbruchs für die Gewinnung von Kalkschotter. Er wird wegen seiner Härte und Reinheit vorrangig für den Straßen- und Bahnbau in Graz und Umgebung verwendet wird. Schon 1895 errichtet Hofbauer einen Kalkschachtofen mit einer Leistung von 15 Tonnen pro Tag.
- 1959 treten die Wietersdorfer Gesellschafter in die Peggauer Zementwerke von Alois Kern ein, beide Unternehmen kommen unter eine gemeinsame Führung. Eine gemeinsame Marke (w&p) werden sie aber erst 1988.
Bis Anfang 2024 soll jetzt der nächste Modernisierungsschub erfolgen. Er betrifft die Energieversorgung der Zementproduktion. Sie soll „grüner“ werden. „Denn eine wesentliche Stellschraube für die Erreichung der klimaneutralen Zementproduktion ist das Zurückdrängen fossiler Energieträger“, sagt Salzer. Schon jetzt wird die benötigte thermische Energie zu 80 Prozent durch Ersatzbrennstoffe erzeugt. Diese Quote will man auf hundert Prozent hochschrauben.
Bio-Kunststoffe statt fossile Brennstoffe
Bei diesen Ersatzbrennstoffen handelt es sich hauptsächlich um qualitätsgesicherte Kunststofffraktionen mit wesentlichen Anteilen an biogenen Stoffen, beispielsweise nicht recyclingfähiges Papier, Naturfasern und Bio-Kunststoffe, die immer häufiger als Verpackungsmaterialien genutzt werden.
Damit hat man bei w&p Erfahrung. Schon 1987 kommen im Werk Wietersdorf erstmals Ersatzbrennstoffe zum Einsatz. Dabei werden zusätzlich zu den fossilen Brennstoffen im Klinkerbrennprozess alternative Brennstoffe verwendet.
Weniger Wasser, weniger CO2
Sie haben den Vorteil, dass sie deutlich weniger CO2 emittieren als fossile Brennstoffe wie Kohle. Durch die Umstellung können so allein in Wietersdorf die CO2-Emissionen um rund 20.000 Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von 10.000 PKW pro Jahr.
Ebenfalls an der CO2-Reduktion arbeitet man am Standort in Klagenfurt. Bis Jänner 2024 entsteht um drei Millionen Euro die erste mit Fernwärme betriebene Transportbetonmischanlage Österreichs. Damit können jährlich 40 Tonnen CO2 eingespart werden. Mit der Modernisierung wird auch der Frischwasserbedarf im Jahr um 11.000 Kubikmeter sinken, und es besteht 25 Prozent mehr Lagerkapazität für recycelte Gesteinskörnungen. Klagenfurt wurde ausgewählt, weil das bestehende Betonwerk 50 Jahre alt ist und ohnehin erneuert werden muss.
GUT ZU WISSEN
- Die w&p Zement GmbH betreibt die beiden Standorte Wietersdorf (Kärnten) und Peggau (Steiermark) und stellt hochwertige Zemente, Bindemittel und Rohstoffe her.
- Aktuell werden an beiden Standorten 190 Mitarbeiter:innen beschäftigt.
- Die w&p Zement GmbH betreibt die beiden Standorte Wietersdorf (Kärnten) und Peggau (Steiermark) und stellt hochwertige Zemente, Bindemittel und Rohstoffe her.
- Aktuell werden an beiden Standorten 190 Mitarbeiter:innen beschäftigt.
- w&p Zement ist Teil der Alpacem-Gruppe, die 21 Standorte im Alpe-Adria-Raum hat.