Martin Elektromobilität iR

Elektromobilität zwischen Bagger und Baustelle  

Die Vorarlberger i+R Gruppe forciert die Elektromobilität. Das Bau- und Immobilienunternehmen hat Fuhrpark und Ladeinfrastruktur massiv ausgebaut. Auch BesucherInnen profitieren davon.

Hochgerechnet achtmal rund um die Erde waren die elektrisch betriebenen Firmenfahrzeuge der Vorarlberger i+R-Gruppe im vergangenen Jahr unterwegs. Auf den zurückgelegten 320.000 Kilometern konnten sie dank Elektromobilität einen weiten Bogen um konventionelle Tankstellen machen, an denen die Preise für Treibstoff gerade explodieren. 

Denn „betankt“ wird die Flotte, zu der neben PKW neuerdings auch zwei E-Busse für Baustellenteams und den Lehrlingstransport sowie Stapler zählen, durch selbst produzierten Strom. Im Vergleich zu konventionellen fossilen Treibstoffen konnten so durch die Elektromobilität 55 Tonnen CO2 eingespart werden.

Jedes dritte Firmenfahrzeug fährt elektrisch

Der Versorgungsweg verläuft dabei auf direktem Weg von den Gebäudedächern in die Autobatterien. Die Unternehmensgruppe verfügt mittlerweile über den größten privaten Ladepark Vorarlbergs. Aktuell hat man eine halbe Million Euro in den Ausbau investiert, berichten Joachim Alge und Reinhard Schertler, die beiden Eigentümer des Familienunternehmens. 

Allein am Headquarter in Lauterach stehen nach der Erweiterung neben vier Schnellladern (Hypercharger mit je 75 Kilowatt Leistung) auch 25 normale Ladestationen für Fahrzeuge von MitarbeiterInnen und BesucherInnen zu Verfügung. Insgesamt gibt es damit an elf Standorten bereits 50 Ladestationen. 40 Prozent der im vergangenen Jahr zugelassenen PKW sind elektrisch, in der gesamten Flotte ist es bereits ein Drittel.

Strom für fünf Millionen Kilometer

„Der Zwilling der Elektrifizierung muss der Ökostrom sein“, ist Alge überzeugt. „Unsere ersten betriebseigenen Photovoltaikanlagen haben wir schon vor 25 Jahren in Betrieb genommen“, erinnert er sich. Heute sind die PV-Paneele bei Neubauten Standard, Bestandsbauten werden sukzessive nachgerüstet. 

i+R Elektromobilität
Bei der Martin GmbH, einem Tochterunternehmen der i+R-Gruppe, werden Baggeranbaugeräte produziert.Foto: Martin

So gewann man allein im vergangenen Jahr aus den betriebseigenen Photovoltaikanlagen 1,25 Millionen Kilowattstunden Ökostrom. Das entspricht in etwa der Hälfte des Strombedarfs an den österreichischen Standorten – oder umgerechnet dem Energiebedarf von 400 Haushalten oder fünf Millionen Kilometer, die elektrisch zurückgelegt werden könnten. Tatsächlich fließen an den einzelnen Standorten bis zu 90 Prozent der erzeugten Energie in die eigene Produktion und Administration.

Biomasse statt Erdgas 

Dieser hohe Grad an Eigenproduktion entschärft die aktuellen Preisrallye bei Strom und Treibstoff am Markt etwas. Es gibt sogar deutlich höhere Erlöse durch höhere Einspeisevergütungen. Außerdem kommen bei der Wärmeversorgung fast alle Standorte dank Geothermie und Biomasse weitgehend ohne teurem Erdgas aus.

Das 1904 in Lauterach als Zimmerei gegründete und heute in vierter Generation geführte Familienunternehmen ist in mehreren Bereichen in der Bauwirtschaft tätig. Neben dem Entwickeln von Immobilienprojekten sind es klassische Hoch-, Tief- und Spezialtiefbautätigkeiten, von Industrie- und Gewerbeprojekten sowie Holz- und Fensterbau. Zudem ist ein wesentlicher Geschäftsbereich der Import, Vertrieb und die Vermietung von Baggern und die Produktion von relevanten Ausstattungskomponenten für diese Baufahrzeuge.

18.000 Baggerschaufeln

Um gleich eine tiefe Klischeegrube auszuschaufeln: In Ludesch bei Bludenz werden Bubenträume wahr. Denn hier werden Schaufeln, Greifer und Hydraulikkupplungen für Bagger entwickelt und produziert. Die Firma Martin – 1961 als Schlosser- und Wagnerbetrieb gegründet, seit 2015 Teil der i+R-Gruppe – zählt zu den führenden produzierenden Anbietern in Österreich, Deutschland und Frankreich im Segment der Baggeranbaugeräte und Baggeranbautechnik. Allein im vergangenen Jahr hat man 4.000 Bagger verkauft und 18.000 sogenannte „Löffel“ (Baggerschaufeln) fabriziert. Die Mietflotte umfasst 6.550 Baumaschinen.

Im Bereich Immobilien konzentriert man sich auf die Heimregion rund um den Bodensee, wo man jährlich rund 500 Wohnungen verkauft. Aber auch Ferienimmobilien am Arlberg und Projekte in Wien, Prag und Warschau stehen im Portfolio. Der Sektor Bauen „bilanziert“ mit jährlich 120.000 Kubikmetern verarbeitetem Beton und 7.500 selbstgefertigten Holzfenstern. Außerdem werden täglich 35 Kubikmeter Holz und Holzwerkstoffe „verzimmert“.

Rekordumsatz in der Krise

Es sind krisenfeste Geschäftsfelder. So konnte die i+R Gruppe im Geschäftsjahr 2020/21 trotz Pandemie einen Rekordumsatz von 700 Millionen Euro erwirtschaften. Auch für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich das Geschäftsführerduo optimistisch: „Die Auftragsbücher sind voll und auch die Verwerfungen beim Materialeinkauf scheinen sich wieder zu beruhigen.“

Sowohl Umsatz als auch MitarbeiterInnenzahl haben sich damit in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. Aktuell arbeiten rund 1.200 Beschäftigte in der Gruppe, zwei Drittel davon in Vorarlberg. Soeben hat man am Firmensitz in Lauterach ein neues Bürohaus mit 70 Arbeitsplätzen bezogen.

GUT ZU WISSEN

  • Die i+R Gruppe ist ein eigentümergeführtes Familienunternehmen mit Sitz in Lauterach in Vorarlberg.
  • Die Gruppe beschäftigt insgesamt 1.200 MitarbeiterInnen, rund 830 davon in Vorarlberg. Aktuell werden 100 Lehrlinge ausgebildet.
  • Im Geschäftsjahr 2020/21 konnte die i+R-Gruppe einen Rekordumsatz von 700 Millionen Euro erwirtschaften – rund die Hälfte davon in der Sparte Bagger, 30 Prozent mit Immobilien und 20 Prozent im Baubereich.
Credits Artikelbild: i+R

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