Heutzutage wissen schon Zweijährige, wie man das Handy entsperrt, um sich Videos anzusehen. Sie wachsen mit Technik und Elektronik auf. Haben keine Berührungsängste. Manche nutzen diesen Vorteil sogar, um die Welt zu verbessern – so genannte Erfinderkinder.

Er hat sich schon immer für Technik und Motoren interessierte. Der neunjährige Tiroler Leopold Winter. Sein Ziel war es, etwas zu entwickeln, das weniger Treibstoff verbraucht. Vor Kurzem reichte er seine Erfindung, eine Magnetzündung für Verbrennungsmotoren, beim Patentamt ein und ist damit vermutlich der jüngste Erfinder Österreichs.

Aber nicht nur in Österreich machen sich Kinder und Jugendliche Gedanken um die Zukunft. Rund um den Globus setzen sich junge und kreative Geister außergewöhnliche Ziele und versuchen, diese mithilfe neuer Technologien zu erreichen. Drei dieser beeindruckenden NachwuchswissenschafterInnen und -ingenieurInnen möchten wir Ihnen gerne näher vorstellen. 

Erfinderkind Ann Makosinski erfand die thermoelektrische Taschenlampe

Im Alter von drei Jahren lernte Ann Makosinski lesen. Das erste Spielzeug, an das sie sich erinnern kann, ist eine Schachtel mit Transistoren. Statt Geld legte die Zahnfee ihr eine CD mit Opernmusik unters Kopfkissen. Man kann nicht behaupten, dass Anns Eltern sie mit Spielsachen überhäuft hätten, aber sie gaben ihr das Werkzeug mit, um sich selbst etwas zu basteln.

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Ann Makosinski wollte mit ihrer Freundin telefonieren. Dieser Wunsch beflügelte sie zu ihrer Erfindung.Foto: Secretaría de Cultura de la Nación, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons

Ann war 15, als sie erfuhr, dass ihre philippinische Brieffreundin nach Sonnenuntergang nicht mehr für die Schule lernen konnte, weil die Familie die Stromkosten nicht bezahlen konnte. Sofort war der jungen Kanadierin klar, dass sie ihrer Freundin helfen musste. Also entwickelte sie eine Taschenlampe, die nicht wie üblich mit Batterien betrieben wird, sondern durch Körperwärme, die man über die Hände abgibt. Ihr „Hollow Flashlight“, wie sie die thermoelektrische Taschenlampe nannte, ist ihre bekannteste Erfindung, aber nicht die einzige. Unter anderem entwickelte Ann Makosinski auch eDrink, eine Kaffeetasse, die überschüssige Wärme in Strom umwandelt. So kann man den Handyakku aufladen, während man darauf wartet, dass der Kaffee abkühlt.

Erinderkind Valentyn Frechka macht Papier aus Laubblättern

Die Idee, Papier aus Blättern herzustellen, kam Valentyn Frechka, als er mit seinem Großvater im Wald Pilze sammelte. Der 18-jährige Ukrainer hatte sich schon länger Gedanken darüber gemacht, wie man Papier gewinnen konnte, ohne dafür Wälder abholzen zu müssen. Er sammelte die abgefallenen Blätter ein, nahm sie mit ins Labor und fand schließlich einen Weg, um Laub in Zellulose umzuwandeln. Damit schlug er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Seine Methode schont nicht nur Wälder, sie ermöglicht es auch, die Blätter, die in Stadtparks und öffentlichen Gärten von den Bäumen fallen, umweltfreundlich zu entsorgen.

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Der Ukrainer Valentyn Frenchka hatte beim Pilzesammeln eine zündende Idee.Foto: Valentyn Frenchkas Facebopok-Site

Im Schnitt könne man aus 1,5 Tonnen Blättern bis zu 40.000 A4-Blätter gewinnen, schätzt der Ukrainer. Wobei der aus Laub gewonnene Zellstoff in erster Linie für die Herstellung von Karton, Einschlagpapier und Papierzellstoffverpackungen verwendet werden soll. Papier, das nach diesem Verfahren hergestellt wird, kann zwar beschrieben und bedruckt werden, ist aber minderwertiger und dunkler als das Papier, das traditionell verwendet wird.

Erinderkind Anna Du entwickelte einen Roboter, der im Meer nach Mikroplastik sucht

Seegras aus Neuengland sei besonders schön, erklärt Anna Du, ein junges Mädchen aus Massachusetts, in einem Interview. Eines Tages fiel ihr während einem ihrer Strandspaziergänge auf, dass ein Seegrasstück herausstach. Es glänzte und fühlte sich anders an, fast wie Plastik. Als sie es näher betrachtete, entdeckte sie, dass es tatsächlich über und über mit Mikroplastik übersehen war. Winzigsten Plastikteilchen, die sowohl in Textilien, Zahncremen oder Duschgels enthalten sind als auch beim Zerfall größerer Kunststoffteile oder beim Waschen unserer Kleidung entstehen.

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Anna Du will die Meere von Mikroplastik befreien. Also erfand sie einen besonderen Roboter …Foto: Barron Prize ORG

Die damals 12-jährige Amerikanerin beschloss, etwas dagegen zu tun und entwickelte ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug, das im Meer gezielt nach Mikrokunststoffen sucht. Die meisten Materialien, die sie für den Bau des Roboters brauchte, fand sie in ihrem Umfeld. Darunter auch PVC-Rohre, die von den Renovierungsarbeiten in ihrem Elternhaus übriggeblieben waren. Da Kunststoff Infrarotstrahlen großteils absorbiert, entwarf sie spezielle Sensoren, die diese Strahlen wahrnehmen und so größere Ansammlungen von Mikroplastik erkennen können. Die Schülerin hat sogar ein Kinderbuch zu dem Thema geschrieben, um ihre Altersgenoss*innen aufzuklären. Ob sie denn Tipps für andere Kinder habe, fragt die Reporterin am Ende des Interviews. Anna Du nickt. „Nur weil wir jung sind, heißt das nicht, dass wir nichts bewirken können. Jede und jeder von uns kann einen Unterschied machen.“ 

FAZIT

Erfinderkinder sind offenbar Kinder, die uns auf der Straße vielleicht nicht einmal auffallen würden. Kinder, die es möglicherweise in der Schule nicht immer leicht hatten. Vor allem aber sind es Kinder, in deren Händen die Zukunft gut aufgehoben scheint.

Credits Artikelbild: Symbolfoto: Adobe Stock / Alexandr Vasilyev
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