Weitzer Parkett

Europäisches Holz als Mangelware

Der Parkettboden im neuen Parlament kommt von Weitzer Parkett – einem heimischen Industriebetrieb mit 190-jähriger Tradition. Daneben laufen Projekte mit Auto- und Zugherstellern. Internationale Konkurrenz, heimische Nachfrage und MitarbeiterInnenmangel setzen die Holzbau-Branche aber unter Druck.

Die Liste an prominenten Referenzprojekten wird länger: Zum Eiffelturm in Paris, der Europäischen Zentralbank in Frankfurt, einer Kirche in Nordspanien, dem Innenministerium der Schweiz und Wohnhausanlagen in Manchester, Toronto und Dubai kommt jetzt noch das österreichische Parlament an der Wiener Ringstraße dazu. Weitzer Parkett liefert dafür 10.600 Quadratmeter Parkett, unter anderem für den neuen Sitzungssaal des Nationalrats. Die Arbeiten werden noch vor Herbst abgeschlossen sein. Das sprichwörtliche „glatte Parkett“ für die zentrale Bühne der heimischen Politik stammt damit aus der Steiermark.

Parlament Wien
Im Zuge der derzeit laufenden Generalsanierung des Parlaments in Wien werden auch über 10.000 Quadratmeter Parkettboden von Weitzer Parkett verlegt.Foto: adobe stock | eclypse78

Tatsächlich finden sich Parkettböden von Weitzer Parkett aber rund um den Globus. Die Exportquote des oststeirischen Familienunternehmens liegt bei 55 Prozent. Die wichtigsten Auslandsmärkte sind Deutschland, China, die Schweiz, Italien, Frankreich, Mexiko, Belgien und Slowenien; immer wichtiger wird der arabische Raum. In Österreich ist man längst Marktführer bei Parkettböden und Holzstiegen.

Mit Parkett 80 Millionen Euro Umsatz 

Produziert wird an drei Standorten: Neben der Zentrale in Weiz auch in Güssing im Burgenland und in einem Werk in Kroatien. Dazu kommen noch Vertriebsstandorte in Wien, München und Ungarn. 640 MitarbeiterInnen – davon knapp 350 in Weiz – haben zuletzt einen Umsatz von 85 Millionen Euro erwirtschaftet, 80 Millionen davon in der Parkettproduktion. Der Betrieb läuft auf Hochtouren. Fast drei Millionen Quadratmeter Parkett werden pro Jahr hergestellt. Dennoch gibt es bei Geschäftsführer Josef Stoppacher Sorgenfalten. Die Gründe sind vielschichtig.

Josef Stoppacher, Geschäftsführer von Weitzer Parkett: „Die Parkettbranche hat eine sehr gute Auftragslage, der Mitarbeitermangel und der hohe Holzpreis wirken aber als Wachstumsbremse.“

Denn die heimische Holzindustrie spürt von mehreren Seiten Druck. Da ist zum einen die enorme Nachfrage nach hochwertigen Parkettböden, die während der Pandemie noch angewachsen ist. „Neben dem allgemeinen Bauboom ist das Bewusstsein und die Nachfrage nach nachhaltigen Materialien gestiegen, womit die gesamte Parkettbranche generell eine sehr gute Auftragslage hat“, sagt Stoppacher. Das ist die positive Variante dieses Drucks.

Hamsterkäufe von China 

Auf der negativen Seite? Steht ein Markt, dessen Lager nicht nur durch den heimischen Hunger nach Holz leergeräumt sind. Es zeigen sich auch Auswirkungen der Globalisierung – in teils kuriosen Ausformungen. Da es unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump aufgrund persönlicher Animositäten mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau ein Importverbot für kanadisches Holz gegeben hat, wichen amerikanische EinkäuferInnen auf europäische Märkte aus. Dazu kommt, dass China seine Rolle als mittlerweile größter Holzeinkäufer in Europa exzessiv auslebt. Chinas staatliche geförderter Expansionsdrang wirkt noch dazu doppelt, weil das Land das eingekaufte Holz zu Parkett verarbeitet und billiger in Europa anbietet, als es hiesige Produzenten können.

Stoppachers Beschreibung der Verwerfungen am Holzmarkt endet an diesem Punkt aber noch nicht. Rückblick auf den vergangenen Juni: Aufgrund eines überdurchschnittlichen Schädlingsbefalls gibt es ein Überangebot vor allem an Fichtenholz. Die Lager sind voll, der Preis im Keller. Dann kam Corona – und mit der Pandemie setzte sich die Vorsicht und Verunsicherung in der Forstwirtschaft fest. Schlägerungen wurden massiv zurückgenommen, gleichzeitig brachen auch noch Lieferketten zusammen. Die Lager leerten sich schnell, die Preise zogen – und ziehen – massiv an.

Exportverbot für europäisches Holz?

Parketthersteller wie Weitzer trifft diese Entwicklung, da als Trägermaterial für die Parkettböden Fichte verwendet wird. Auch der Preis für Eichenholz, das für den Belag gebraucht wird, steigt stetig. „Wir konnten aufgrund der Engpässe manche Aufträge nicht annehmen“, hadert Stoppacher. 

Er greift zu einer Forderung, die in Deutschland bereits diskutiert wird: ein Exportverbot für europäisches Holz. „Das wäre ein Ansatz, um die Situation zu entspannen“, sagt Stoppacher. Allerdings müsste das auf europäischer Ebene gelöst werden – und dafür braucht es einen Konsens der 27 Mitgliedsstaaten.

Fachkräftemangel als Wachstumsbremse

Auf nationaler Ebene wirkt aber noch ein weiteres Problem: der Lehrlings- und Fachkräftemangel. „Neben der Situation am Markt, die sich irgendwann entspannen wird, ist das die zweite große Sorge, die uns aber noch länger begleiten wird“, spricht Stoppacher von einer weiteren Wachstumsbremse: „Wir haben einen permanenten Mangel.“ So finde man beispielsweise für die Instandhaltungsarbeiten im Betrieb keine ElektrikerInnen, auch das allgemeine Interesse an der HolztechnikerInnen-Lehre fehlt. „Dabei gibt es tolle Karrieremöglichkeiten in einem spannenden Berufsumfeld, in dem auch Hochtechnologie zum Einsatz kommt“, wirbt der Weitzer-Chef.

Parkett Fabrik
Die heimische Parkett-Industrie kämpft gegen Konkurrenz aus Fernost, die zunächst das europäische Holz aufkauft und daraus Billigware für Europa macht.Foto: adobe stock | romaset

Tatsächlich sieht Stoppacher – abseits des Kerngeschäfts mit Parkett und Energieerzeugung – beispielsweise in der Mobilität auch für die holzverarbeitende Industrie enormes Potenzial. Weitzer ist diesbezüglich bei einem Forschungsprojekt engagiert, das Holz als strukturell berechenbare Komponente im Fahrzeugbau etablieren soll. Es ist eigentlich ein Schritt in die Vergangenheit, denn früher kam Holz in Zügen, Flugzeugen, Schiffen und Autos als Baustoff vor, wurde aber fast vollständig durch Kunststoff und Metalle ersetzt. Jetzt soll es ein Comeback geben. 

So wurden spezielle Holzmischungen entwickelt, die als tragende Struktur-, Stabilisierungs- oder Aufprallschutzelemente in Autos verbaut werden. In enger Kooperation mit einer bekannten Automarke läuft derzeit ein Testbetrieb für Kleinserien. Auch bei einem Projekt für Hochgeschwindigkeitszüge steht man kurz vor einer Liefervereinbarung. Konkrete Namen der Hersteller? Stoppacher lächelt. Und schweigt. Die Verträge wollen es so.

GUT ZU WISSEN

  • Weitzer Parkett ist Österreichs Marktführer bei Parkettböden und Holzstiegen und gehört zu den führenden Parkettherstellern Europas.
  • Das Familienunternehmen mit Sitz in Weiz wurde vor 190 Jahren als Sägewerk samt Drechslerei gegründet und wird heute in siebter Generation geführt.
  • Das verarbeitete Holz stammt zu weit über 50 Prozent aus einem regionalen Umkreis von 250 Kilometern aus Österreich, Kroatien und Ungarn.
  • Heute produziert Weitzer Parkett an drei Standorten fast drei Millionen Quadratmeter Parkett im Jahr. 2020 konnte so mit 640 Mitarbeitern ein Umsatz von 85 Millionen Euro erwirtschaftet werden.
  • Die Exportquote liegt bei 55 Prozent, 60 Märkte weltweit werden beliefert.
Credits Artikelbild: Weitzer

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