Skifahrer

Fischer Ski: Comeback nach Corona und Brand

Zunächst ließ Corona den Skimarkt generell einstürzen, dann vernichtete ein Feuer die Produktionshalle. Die Traditionsmarke Fischer hat turbulente Monate und Anfragen chinesischer Investoren hinter sich.

„Für uns ging es darum, nicht vom Markt zu verschwinden“, begründet Franz Föttinger, Geschäftsführer von Fischer Sports, eine auf dem hart umkämpften Skimarkt ungewöhnliche Entscheidung: Man ließ eigene Ski bei der Konkurrenz produzieren. Der Auslöser war ein dramatischer. Im Oktober 2020 zerstörte ein Großbrand im Fischer-Werk in Mukatschewo in der Ukraine die Werkshalle. Ein Kurzschluss in einer Stromleitung sorgte damals für das abrupte Ende der Produktion.

Um trotzdem im Handel präsent zu bleiben, klopfte man bei Mitbewerbern um Hilfe an. „Wir gingen mit unsere Konstruktionsformen hin, dort wurden dann nach unseren ,Rezepten‘ unsere Ski gefertigt“, beschreibt Föttinger die Rettungsmaßnahme. Keine Angst, sein Wissen schutzlos der Konkurrenz zu überlassen? „In so einer Extremsituation muss man sich öffnen – oder man läuft Gefahr, ganz weg zu sein“, verteidigt er den Schritt. Nebst allem Wettkampf sei er auch beispielgebend für das gute Klima in der Branche.

Fischer: Ski-Produktion läuft wieder an

Zwei Monate dauerten die Ermittlungen, Erhebungen und Erstmaßnahmen in der Ukraine. Dann konnte mit dem Abtragen und später mit dem Neubau der 22.000 Quadratmeter großen Halle auf dem Fundament der „Brandruine“ begonnen werden. Im November letzten Jahres war man damit fertig. „Aktuell fahren wir die Anlagen sukzessive hoch. Bis zum Vollbetrieb dauert es noch bis Mai“, skizziert Föttinger den Zeitplan bis zum vollständigen Comeback.

WAS BRINGT OLYMPIA?

  • China gilt als Hoffnungsmarkt für die heimische Skiindustrie. Die Staatsführung in Peking will 300 Millionen Menschen zu Skifahrern machen. Tatsächlich verkauft wurden zuletzt aber nur 50.000 Paar Ski. Zum Vergleich: In Österreich waren es im vergangenen Jahr knapp 300.000 Paar.
  • Zwar gibt es mittlerweile 30 Skihallen und 715 Skigebiete, 159 mit Seilbahnen, viele davon – wie auch jene in Yanqing – erbaut vom Vorarlberger Unternehmen Doppelmayr. Die Zahl der Skifahrer in China ist zuletzt aber aufgrund von Corona und auch dort geschlossenen Skigebieten von knapp 21 auf 13 Millionen eingebrochen.
  • Olympia als „Booster“ in China? Die österreichischen Skifabrikanten warnen vor zu großen Erwartungen. Es fehle an der begleitenden Infrastruktur: Skiklubs, Skilehrer, Skischulen.
  • Olympia als „Booster“ in Österreich? Jein. Der Skihandel spricht zumindest von einer „Image-Dividende“ durch die Erfolge der heimischen Sportler. Sie wirken sich positiv auf die Strahlkraft heimischer Skigebiete aus.

Eine Zäsur in einer langen Geschichte. Gegründet wurde das Unternehmen wurde 1924 in Ried im Innkreis. Dort befindet sich auch heute noch der Hauptsitz. Während dort aufwendigere Produkte bis hin zu Rennski produziert werden, hat man – wie alle Skimarken – die Produktion der Modelle mit hohen Stückzahlen für den Sporthandel schon vor Jahren nach Osteuropa verlegt.

Produktion in Osteuropa, Investoren aus Asien

Atomic betreibt bereits seit 1981 ein Werk in Bulgarien, wo heute auch die Ski der Schwesternmarke Salomon produziert werden. Head hat seine Skiproduktion fast vollständig nach Tschechien verlagert. Fischer produziert seit 1988 in Mukatschewo im Westen der Ukraine, rund 50 Kilometer von der Grenze zu Ungarn, der Slowakei und Polen. Damals wurde das Werk im Rahmen eines Kooperationsvertrags eröffnet. Das Ziel: Die damalige UdSSR mit Langlauf- und Alpinski beliefern. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Skifabrik 1995 privatisiert. Fischer beteiligte sich und übernahm das Werk schließlich 1999 mehrheitlich.

Umgekehrt geriet Fischer im Vorspann zu den Olympischen Winterspielen in Peking ins Visier von Kauf-Interessierten. Chinesische Investoren klopften bereits 2016 an mit der Absicht, das Unternehmen zu kaufen. Fischer lehnte das Übernahmeangebot ab. Von den Investoren war seither nichts mehr zu sehen, erzählt Föttinger.

Boom bei Langlauf- und Tourenski

Fischer blieb österreichisch und gehört heute zu den größten Skiausrüstungsproduzenten der Welt. Neben dem Alpin- und dem zuletzt boomendem Tourenskibereich bedient man vor allem auch das Langlaufsegment. Neben den Produktionsausfällen wegen des Brands hatte man da – wie die gesamte Branche – auch unter Engpässen aufgrund von Corona zu leiden. Vor allem bei Langlaufschuhen und Skistöcken, die in Asien produziert werden, waren Lieferketten unterbrochen.

Dazu kamen pandemiebedingte Schließungen des Sporthandels und von Skigebieten. Auf dem deutschen und französischen Markt brachte das im Alpinbereich für Fischer ein Minus von bis zu 70 Prozent. Etwas gedämpfter, aber dennoch empfindlich fielen die Einbrüche in Österreich und der Schweiz mit rund minus 30 Prozent aus. Das konnten auch die wachsenden Verkaufszahlen im Langlauf- und Tourenskibereich sowie auf dem amerikanischen Markt nicht ausgleichen.

Skimarkt als Corona-Opfer

So sind diese Beeinträchtigungen auch in der Bilanz zu spüren. Der Umsatz von knapp 188 Millionen Euro im Jahr 2019/2020 sank auf rund 130 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2020/2021. Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet Föttinger mit einem Umsatz von rund 140 Millionen Euro.

Die Branche hatte zuletzt insgesamt mit massiven Verkaufsrückgängen aufgrund der Corona-Pandemie zu kämpfen. Weltweit hat man in der Saison 2020/21 zwar rund 2,6 Millionen Paar Ski verkauft. Das sind aber knapp 32 Prozent weniger als der Saison davor. Auch auf dem österreichischen Absatzmarkt gab es einen Einbruch. Mit 292.441 verkauften Paar Ski war ein Minus von rund 34 Prozent zu verzeichnen. Erholung ist aber in Sicht. „Bis zum Winter 2023/24 sollte der Skimarkt wieder Vor-Corona-Niveau erreicht haben“, glaubt Föttinger.

Franz Föttinger
Fischer-Geschäftsführer Franz Föttinger: „Die letzten Monate waren eine Hochschaubahn der Gefühle.“Foto: Fischer Sports

Die Produktion bei Fischer in der Ukraine soll schon im heurigen Sommer wieder ohne Einschränkung laufen. Durch einen höheren Automatisierungsgrad werden dort künftig 700 statt der bislang knapp 1.000 MitarbeiterInnen beschäftigt sein. Am Stammsitz im oberösterreichischen Ried sind es weitere 500. Dazu kommen noch Vertriebsstandorte – macht insgesamt rund 1.500 MitarbeiterInnen bei der einzigen größeren österreichischen Skimarke, die auch noch österreichische Eigentümer hat. Atomic gehört mittlerweile zum chinesischen Anta Sports-Konzern, Blizzard zur italienischen Tecnica-Gruppe, Head dem schwedisch-britischen Investor Johan Eliasch.

GUT ZU WISSEN

  • Fischer wurde 1924 gegründet. Heute werden vom Stammsitz in Ried im Innkreis rund 1.500 MitarbeiterInnen gelenkt.
  • Der Textilhersteller Löffler, seit 1973 Teil der Fischer-Gruppe, hat seinen Sitz ebenfalls in Ried im Innkreis.
  • In Mukatschewo (Ukraine) befindet sich seit 1988 ein Produktionsstandort. 2020 wütete ein Feuer, die Halle musste neu gebaut werden.
Credits Artikelbild: Fischer Sports GmbH

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