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„Grünes“ Kupfer vom Recyclingweltmeister

In Europas kleinster Kupferproduktion wird am umweltfreundlichsten gearbeitet. Dank Upcycling und erneuerbaren Energiequellen erzeugen die Montanwerke Brixlegg den weltweit niedrigsten CO2-Abdruck der Branche.

Man kennt es von alten Kirchen- und Schlossdächern: Kupfer, das aufgrund von Witterungseinflüssen eine grüne Patina („Grünspan“) bekommt. Abseits chemischer Reaktionen hat sich aber auch die Produktion von Kupfer Richtung (ökologischem) Grün entwickelt. Zumindest in den Montanwerken Brixlegg, Österreichs einziger Kupferschmelzhütte.

Das Unternehmen aus dem gleichnamigen Ort im Tiroler Unterinntal gilt als weltweit umweltfreundlichstes Kupferwerk. Die verwendeten Rohstoffe stammen nicht von Erzen, sondern aus Kupferschrott und Schreddermaterialien, alten elektrischen Leitungen, Drähten und Blechen. Die für die Raffination notwendige Energie kommt aus erneuerbaren Quellen, unter anderem von zwei eigenen Kleinwasserkraftwerken.

Kupfer aus 100 Prozent Altstoffen

Bei der Brixlegg AG verfolgt man diesen Wiederverwertungsweg bereits seit Ende des 20. Jahrhunderts. Bis dahin wurden Kupfer- und Silbererze in entsprechenden Bergwerken abgebaut und in Brixlegg zu Reinmetallen verarbeitet. Ab der Jahrhundertwende wurden kaum mehr Erze zum Schmelzen angeliefert, und so wurden stattdessen zunehmend hochwertige Altmetall-Legierungen, wie Messing oder Bronze, sowie kupferhaltige Sekundärmaterialien zur Metallgewinnung eingesetzt.

Montanwerke Brixlegg
In den Montanwerken Brixlegg wird Kupfer zu hundert Prozent aus Altstoffen hergestellt. Das spart bis zu 85 Prozent Energie.Foto: Montanwerke Brixlegg

Seit 1977 – und damit lange bevor für derartige Prozesse der moderne Begriff „Upcycling“ Eingang in den Sprachgebrauch fand – sind die Montanwerke ein 100-prozentiger Recyclingbetrieb. Es wird ausschließlich aufbereiteter Abfall verarbeitet. International verbreitet ist dieser Nachhaltigkeitsansatz jedoch noch nicht. Von den 25 Millionen Tonnen Kupfer, die pro Jahr weltweit produziert werden, werden nur 16 Prozent recycelt.

Alte Stromleitungen als Rohstoff 

Der ökologische Wirkungsgrad ist aber hoch: Diese Art von Recycling benötigt bis zu 85 Prozent weniger Energie als die Primärproduktion von Kupfer. Die Technologie der Montanwerke Brixlegg sorgt nicht zufällig für weltweites Aufsehen in der Branche. 

Die angelieferten Sekundärrohstoffe werden zunächst auf etwaige Problemstoffe wie Quecksilber oder Blei hin überprüft. Dann wird das Kupfer aus den Materialien herausgelöst. Je nach Ausgangsstoff liegt dabei der Kupfergehalt zwischen 15 und 99 Prozent. Von dieser Begutachtung hängt die Art der Weiterverarbeitung ab – ob es weiter in einen Schacht-, Anoden- oder Schmelzofen geht.

Reinigungsmittel für Stahlseile

Am Ende des Produktionsprozesses stehen jedenfalls vor allem hochreine Kupferkathoden sowie andere Kupferformate (Rundbolzen, Walzplatten) sowie Kupferoxydchlorid, das als hocheffektives Pflanzenschutzmittel im Bio-Landbau verwendet wird. Neben Kupfer werden auch Zinn, Blei, Zink und Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium zurückgewonnen.

Montanwerke Brixlegg
Das Tiroler Traditionsunternehmen sichert sich durch Kooperationen mit Universitäten seine Innovationskraft.Foto: Montanwerke Brixlegg

Die Schlacke aus dem Schachtofen wird wiederum zu einem feinkörnigen und scharfkantigen Granulat verarbeitet, das als Sandstrahlmittel zum Entfernen von Beschichtungen auf Metallen, zum Entrosten von Stahlseilen im Brücken-, Schiffs- und Automobilbau sowie als Isoliermaterial zum Einsatz kommt.

80 Prozent für den Weltmarkt

So fallen pro Tonne Kupfer 739 Kilo CO2 an. Zum Vergleich: Der Branchenschnitt liegt bei 4.100 Kilo CO2 pro Tonne. Ein internes Nachhaltigkeitsteam kann den klimaschonenden Produktionsprozess auch zertifizieren, was weiterverarbeitenden Unternehmen vor dem Hintergrund des neuen Lieferkettengesetzes Sicherheit gibt.

So werden von den Montanwerken Brixlegg pro Jahr rund 180.000 Tonnen an recycelten Rohstoffen verarbeitet. Beliefert werden damit Unternehmen aus unterschiedlichen Industriesektoren, wie Automotive/E-Mobilität, Elektrotechnik und Consumer Electronics. Der Exportanteil liegt bei 80 Prozent.

Ungleicher Wettbewerb 

Dieser Werkstoffkreislauf werde aber durch das neue Abfallwirtschaftsgesetz erschwert, klagt die Unternehmensführung. Vorgeschrieben ist dann, dass Abfälle ab einer Last von mehr als elf Tonnen über die Schiene abgewickelt werden müssen. 

Für viele Schrottlieferanten würde sich der Weg nach Brixlegg dann nicht mehr lohnen, werden Wettbewerbsnachteile befürchtet. Dazu kommt eine fast übermächtige Konkurrenz am Weltmarkt durch China, das wertvolle Rohstoffressourcen aus Europa aufkaufe, aber zu schlechteren Umweltschutzbedingungen weiterverarbeite und dann billiger am Markt anbieten könne.

GUT ZU WISSEN

  • Die Kupfer-Silberhütte Brixlegg wurde erstmals 1463 urkundlich erwähnt. Die Montanwerke Brixlegg feiern damit heuer ihr 560-Jahr-Jubiläum.
  • Mit Kupferblechen aus Brixlegg wurden die Dächer des Parlaments, des Justizpalastes und des Schlosses Schönbrunn in Wien ausgeführt. Münzmetalle aus Brixlegg wurden in die Münzdirektionen in Wien, Mailand und Venedig geliefert.
  • Heute hat man sich auf das Upcycling von kupferhaltigen Materialien spezialisiert.
  • Aktuell beschäftigen die Montanwerke Brixlegg 375 Mitarbeiter:innen.
  • Zuletzt (2020) wurde ein Umsatz von knapp 830 Millionen Euro erwirtschaftet – ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Jahr davor.
Credits Artikelbild: Montanwerke Brixlegg

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