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Gutverdiener füllen Staatskasse – Fünf Fakten zur Einkommensteuer

Umverteilung: Eine relativ kleine Gruppe von Menschen schultert in Österreich den Großteil der Einkommensteuerlast und trägt damit entscheidend zur Finanzierung des Sozialsystems bei.

1 Wie funktioniert das österreichische Einkommensteuersystem?

Wer mehr verdient, muss mehr Steuern zahlen: So lässt sich das österreichische Einkommenssteuersystem vereinfacht beschreiben. Tatsächlich sind jährliche Einkommen bis 11.000 Euro steuerfrei, das heißt, dass man dafür keine Einkommensteuer zahlen muss. Darüber werden verschiedene Einkommensteile nach einem progressiven Tarifschlüssel berechnet.

Das heißt, dass am Sockel des Steuerfreibetrags Einkommen zwischen 11.000 und 18.000 Euro mit 20 Prozent zu besteuern sind. Verdient jemand mehr als 18.000 Euro, wird der darüber hinausgehende Betrag bis zu einem Betrag von 31.000 Euro mit 32,5 Prozent besteuert. Dieses Pyramidenmodell setzt sich fort. Bis 60.000 Euro sind es 42 Prozent Einkommensteuer, für Beträge darüber bis 90.000 Euro 48 Prozent und bis zu einer Million Euro sind es 50 Prozent. Das heißt, dass diese Spitzenverdiener für jeden Euro, den sie über 90.000 Euro verdienen, 50 Cent an den Staat abliefern müssen.

2 Wer leistet den größten Beitrag bei der Einkommensteuer?

Das progressive Einkommenssteuersystem führt bei einer Hochrechnung nach Pro-Kopf-Steuerleistung zu einem erstaunlichen Ergebnis. So haben Personen, die mehr als 3400 Euro brutto pro Monat verdienen – das sind rund 20 Prozent der österreichischen Einkommensbezieher – bis zum 6. April bereits so viel Einkommenssteuer an den Fiskus abgeliefert, wie der Durchschnitt im ganzen Jahr zahlt.

Das heißt umgelegt, dass auf Basis der durchschnittlichen monatlichen Einkommenshöhe (2452 Euro brutto) ab April nur noch die „oberen 20 Prozent“ die Steuerlast schultern. Insgesamt trägt dieses Fünftel – darunter FacharbeiterInnen in der Industrie, AHS-LehrerInnen oder AllgemeinmedizinerInnen – damit 77 Prozent des Gesamtaufkommens der Einkommenssteuer und damit die Hauptlast.

3 Welchen Beitrag bringen Unternehmen und Selbstständige?

Durch die Arbeitsplätze in Unternehmen erhält der Staat Sozialversicherungsabgaben und beschäftigungsbezogene Steuern wie die Lohnsteuer. Als Unternehmer/innen entrichten sie auch selbst Einkommensteuer und Kapitalertragsteuer. Zusätzlich zahlen Unternehmen diverse weitere Abgaben wie zum Beispiel Körperschaftsteuer, Mineralölsteuer. Darüber hinaus zahlen Unternehmer und Arbeitnehmer in ihrer Rolle als Konsumenten Umsatzsteuer.

Unternehmen und Selbständige haben so 2019 53,64 Milliarden Euro an Abgaben geleistet. Das entspricht 31,7 Prozent des Gesamtabgabenaufkommens beziehungsweise 13,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Dazu kommen sonstige Beiträge der Unternehmen (LKW-Maut, Ökostrombeiträge, Lizenzzahlungen an den Staat) in der Höhe von mindestens 1,91 Milliarden Euro. 

4 Wem nutzt das Steuersystem?

Die integrierte Lohn- und Einkommensteuerstatistik beweist, wie stark umverteilend das Steuersystem in Österreich funktioniert. Betrachtet man die Einkommen inklusive Transferzahlungen des Staates, beziehen die unteren 55 Prozent der SteuerzahlerInnen rund viermal so viel aus dem Steuertopf wie sie einzahlen. Experten mahnen, diese soziale Qualität des heimischen Systems nicht als Basis für eine Neiddebatte zu missbrauchen. Vielmehr bestünde ein Auftrag, ein verschwenderisches allgemeines Gießkannensystem zu vermeiden und die individuelle Treffsicherheit des Sozialstaates zu erhöhen.

5 Wo besteht Reformbedarf?

Österreich gilt im internationalen Vergleich bereits als Hochsteuerland. So betrugen laut EU-Statistikbehörde Eurostat die durchschnittlichen Arbeitskosten pro Stunde 2021 in Österreich 37,5 Euro. Der EU-Schnitt lag bei 29,1 Euro, und in der Eurozone kostete eine Arbeitsstunde im Durchschnitt 32,8 Euro. Am niedrigsten sind die Arbeitskosten in Bulgarien mit sieben Euro, am höchsten in Dänemark mit 46,9 Euro pro Stunde. 

Immer wieder aufflammende Diskussionen um neue Steuern und zusätzliche Belastungen kritisiert die Arbeitgeberseite daher entschieden. Parallel fordern unter anderem auch Industrievertreter seit langem eine steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit. So könne die Beschäftigungsquote erhöht und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts abgesichert werden.

Credits Artikelbild: adobe stock | Bomix

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