Hagleitner Desinfektion

Hagleitner verbindet die Toilette mit dem Internet

Das Salzburger Hygieneunternehmen Hagleitner vernetzt Seifen- und Handtuchspender mit dem Smartphone – und will am vergrößerten Stammsitz die Produktion verdreifachen.

Corona machte das Thema Hygiene populär: Hände waschen und Gegenstände desinfizieren schob sich in den Fokus des Alltags. Gut für Hagleitner. Aber Corona sorgte auch für allgemeine Lockdowns und frühere Sperrstunden in der Gastronomie. Schlecht für Hagleitner. Denn das Salzburger Familienunternehmen stellt unter anderem für Hotels und Restaurants Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie Dosiergeräte und Spender her. 

Abseits dieser pandemiebedingten Turbulenzen hat das Unternehmen aber massiv in den Ausbau des Stammsitzes in Zell am See investiert. Insgesamt 37 Millionen Euro flossen in die Expansion. In knapp dreijähriger Bauzeit ist damit ein neues Produktionsgebäude sowie eine eigene „Hygieneakademie“ zur Aus- und Weiterbildung für Hagleitner-MitarbeiterInnen, aber auch externes Publikum entstanden. Eröffnet wurde Ende Mai.

Hagleitner produziert 21 Millionen Hygieneartikel

„Entweder Zukauf oder Ausbau“, schildert Geschäftsführer Hans Georg Hagleitner die Grundsatzfrage, die sich schon vor der Pandemie stellte. Die Entscheidung fiel nicht zuletzt aufgrund der Bündelung von Forschung, Entwicklung und Produktion auf die Erweiterung der bestehenden Anlage. Der Ausbau macht eine massive Kapazitätserweiterung möglich. Bis zu 21 Millionen Hygieneartikel pro Jahr will man in Zukunft in Salzburg produzieren. Hinzu kommen 750.000 Spender und Dosiergeräte – das ist jeweils dreimal so viel wie bisher.

Hagleitner Zentrale Zell am See
Hagleitner-Zentrale in Zell am See: Bis zu 21 Millionen Hygieneartikel werden hier produziert.Foto: Hagleitner/Krug

Nachhaltigkeit und Digitalisierung spielen dabei eine immer wichtigere Rolle. So hat man 2019 den ersten Papierhandtuchspender mit Hybridtechnologie auf den Markt gebracht. Er liefert Papierhandtücher entweder durch manuelles Hingreifen und Rausziehen oder berührungslos durch einen integrierten Sensor. Das Besondere ist aber seine virtuelle „Standleitung“ zu einer App am Handy.

Seifenspender liefert Daten aufs Smartphone 

Mit jedem Blatt, das abgezogen wird, entsteht hinreichend Energie für ein Funksignal. Die Betriebsdaten gelangen via Bluetooth zum Smartphone und von da aus weiter in eine Online-Cloud. Der/die BesitzerIn bekommt laufend und in Echtzeit Daten zu Füllstand, Verbrauch und Servicebedarf des Spenders und kann zudem Dosierungen online einstellen. Ident funktionieren in Hagleitners „Internet of Toilets“ Spender für Toilettenpapier, Schaumseife, Händedesinfektion oder Raumduft.

Hagleitner-Produktion
Hagleitner produziert in Zell am See und liefert in 63 Länder weltweit.Foto: Hagleitner/Krug

Zu den KundInnen gehören Betriebe und öffentliche Institutionen wie Restaurants und Hotels, Sportstätten, Schulen und Universitäten, Supermärkte, ÄrztInnen, Apotheken, Pflegeheime und Krankenhäuser. „Die Nachfrage nach Hygiene aus Österreich wird weiter steigen“, ist Hagleitner überzeugt. „Ein entsprechendes Qualitätsbewusstsein hat sich unter den KundInnen etabliert.“ Die Produktion in Zell am See läuft unter Reinraumbedingungen. Außerdem funktionieren die beiden Anlagen unabhängig voneinander und damit als gegenseitige Ausfallsversicherung.

Umsatz bei Privatkunden verzehnfachen

Parallel zur Produktion hat Hagleitner auch 3,5 Millionen in den Bau einer hauseigenen Academy gesteckt. Dieses Ausbildungszentrum bietet Platz für 400 Personen. Das Angebot zielt abseits der eigenen Belegschaft auch auf Interessierte von außerhalb ab: „Es geht um Wissenstransfer in sämtliche Richtungen“, unterstreicht Stefanie Hagleitner, die im Familienkonzern für das Produktmanagement und die hauseigene Marke „hagi“ verantwortlich ist. 

„hagi“ wurde im März 2020 als Produktlinie für Private und damit Erweiterung des bis dahin ausschließlich aus FirmenkundInnen bestehenden Abnehmerkreises auf den Markt gesetzt. Vom aktuellen Zubau profitiert auch der „hagi“-Geschäftszweig massiv. „Bis 2027 möchten wir unseren Umsatz beim EndkundInnengeschäft verzehnfachen“, sagt Hagleitner. Aktuell beläuft er sich auf eine Million Euro, 2027 sollen es zehn Millionen Euro sein. Insgesamt hat der Konzern zuletzt rund 133 Millionen Euro erwirtschaftet.

Olivenkerne statt Mikroplastik

Nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage in Zell am See steht bereits der nächste Expansionsschritt an. In Frankfurt wird im Oktober die neue Zentrale für Deutschland eröffnet. Acht Millionen Euro flossen in den Bau. Auf 2.500 Quadratmeter sind hier neben Büro- und Lagerräumen auch Ausstellungs- sowie Schulungsbereiche untergebracht. Wie in Zell am See steht die 250 KursteilnehmerInnen Platz bietende Akademiezone neben MitarbeiterInnen auch KundInnen offen.

Was man dort lernt und hört? Beispielsweise, dass man 2019 Mikroplastik aus den hauseigenen Kosmetikprodukten verbannt hat. Um Öl, Fett, Farbe, Lack, Kleber, Staub und Ruß besser von der Haut zu lösen, wurde bei Abrasivseifen, wie sie in Werkstätten und Fabrikhallen im Einsatz sind, Mikroplastik als Reibkörper beigemischt. Jetzt ist es ein Granulat aus zerkleinerten Maiskolben und geschroteten Olivenkernen. Noch 2018 waren in den 35.000 Litern Abrasivseife, die Hagleitner produzierte, etwa 500 Kilogramm Mikroplastik enthalten.

GUT ZU WISSEN

  • Hagleitner Hygiene wurde 1971 gegründet.
  • 1988 hat Hans Georg Hagleitner die Geschäfte seines Vaters Johann übernommen, heute wirken auch Hans Georgs Töchter Katharina und Stefanie federführend mit.
  • Vom Stammsitz in Zell am See werden 27 Standorte in zwölf europäischen Ländern gelenkt. In 63 Ländern weltweit sind Erzeugnisse zudem über Partner verfügbar.
  • Insgesamt beschäftigt das Industrieunternehmen 1.314 MitarbeiterInnen.
  • 133,3 Millionen Euro Umsatz hat die Firmengruppe von April 2021 bis März 2022 erwirtschaftet. Der Exportanteil liegt bei 43 Prozent.
Credits Artikelbild: Hagleitner

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