HAK Tamsweg

Zukunftsweisend: Cybersecurity als neuer Schulzweig

Die SchülerInnen reisen aus ganz Österreich an. Internationale Unternehmen buhlen schon jetzt um künftige AbsolventInnen. Selbst die FH Oberösterreich ist an einer Kooperation interessiert. Mit der Einführung der Schulzweige Cybersecurity und Future Management ist es der HAK Tamsweg gelungen, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

„Wir sind anders“, sagt HAK-Direktor Herbert Giegerl und spielt damit auf die unbeugsamen Gallier aus den Asterix-Comics an. So wird die Handelsakademie in Tamsweg sehr familiär geführt. Jede Schülerin und jeder Schüler hat die private Handynummer des Direktors. Schulführungen gibt es auch an den Wochenenden und in den Ferien. Für jene, die über die Tauern müssen, aus Mattighofen, Salzburg oder dem Flachgau anreisen, organisiert Herbert Giegerl sogar eigene Taxis. Denn die Marktgemeinde liegt zwar inmitten der malerischen Lungauer Berglandschaft, aber auch weit vom Schuss. Und dennoch nehmen Jugendliche aus ganz Österreich die lange Anfahrt nach Tamsweg auf sich, um dort die HAK zu besuchen. „Wir haben Schüler und Schülerinnen aus Wörgl, Bad Leonfelden, vom Attersee, aus Klagenfurt, Gleisdorf, Mürzzuschlag oder auch aus Tulln“, sagt der Direktor. Abgesehen von Vorarlberg seien alle Bundesländer in der Handelsakademie vertreten.

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„Wir sind die einzige Schule, die diesen Schulversuch starten durfte, und wir glauben, dass wir mit den neuen Zweigenzwei große Themen aufgegriffen haben, die gleichzeitig gesellschaftlich relevant sind und die Jugend betreffen“, ist HAK-Direktor Herbert Giegerl stolz.Foto: HAK Tamsweg

Mehr Anmeldungen durch Pilotprojekt

Der Grund sind zwei neue Schulzweige, die vor einem Jahr eingeführt wurden: „Sicherheitsmanagement und Cybersecurity“ und „Nachhaltigkeitsmanagement“. Anlass für diesen Schritt seien sowohl die demographische Entwicklung, mit der man schon die letzten 15 Jahre zu kämpfen hatte, als auch die veralteten Lehrpläne gewesen, erklärt Herbert Giegerl. Deshalb habe er, der selbst schon Opfer eines Cyberangriffs war, sich hingesetzt, recherchiert und ein einzigartiges Konzept ausgearbeitet. „Wir sind die einzige Schule, die diesen Schulversuch starten durfte, und wir glauben, dass wir mit den neuen Zweigen zwei große Themen aufgegriffen haben, die gleichzeitig gesellschaftlich relevant sind und die Jugend betreffen.“ Und die Zahlen scheinen ihm Recht zu geben. Ab Herbst werden mehr als 180 SchülerInnen die HAK Tamsweg besuchen. Im Vorjahr waren es mit 157 SchülerInnen noch um rund 15 Prozent weniger. Dabei hatte man wegen Corona und abgesagter Bildungsmessen kaum Möglichkeiten, auf die Neuerungen aufmerksam zu machen.

Obwohl wir nur im ersten Jahr sind, sind bereits Betriebe auf uns zugekommen, die mit uns zusammenarbeiten möchten. Darunter KTM, aber auch Palo Alto Networks, ein IT-Sicherheitsunternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien und Niederlassungen in 85 Ländern.

Herbert Giegerl, Direktor der HAK Tamsweg

Zuspruch aus Kalifornien

Aber was genau lernt man nun in Tamsweg? Im Ausbildungszweig Cybersecurity erhalten die SchülerInnen die Grundlagen, um später als SicherheitsexpertInnen in der Privatwirtschaft oder bei der Polizei arbeiten zu können. Das heißt, sie werden darin geschult, kriminelle Angriffe gegen elektronische Systeme, Netzwerke, Daten oder Endgeräte abzuwehren und Krisen innerhalb des Unternehmens, wie etwa Blackouts oder Cyberattacken, zu verhindern. Außerdem werden die Jugendlichen nicht nur psychisch, sondern auch physisch auf eine mögliche Karriere innerhalb der Polizei, die Kooperationspartner der Schule ist, vorbereitet.

Schwierigkeiten, später einen Job zu finden, dürften die künftigen SicherheitsexpertInnen wohl kaum haben. „Obwohl wir nur im ersten Jahr sind, sind bereits Betriebe auf uns zugekommen, die mit uns zusammenarbeiten möchten. Darunter KTM, aber auch Palo Alto Networks, ein IT-Sicherheitsunternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien und Niederlassungen in 85 Ländern.“ Für September sei ein Treffen geplant, um die Details zu fixieren. „Da geht es um Vorträge, um Praktikumsplätze und wahrscheinlich auch um Sponsoring“, verrät der HAK-Direktor.

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In der Handelsakademie Tamsweg in Salzburg werden Expertinnen und Experten von morgen ausgebildet.Foto: HAK Tamsweg
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Im Ausbildungszweig Cybersecurity erhalten SchülerInnen etwa die Grundlagen, um später als SicherheitsexpertInnen arbeiten zu können.Foto: HAK Tamsweg

ExpertInnen bilden künftige ExpertInnen aus

Insgesamt werden rund 20 Prozent der speziellen Unterrichtsfächer wie „Cybersecurity“, „Sicherheitsmanagement“ oder „Information Security Management“ von ExpertInnen unterrichtet. „Sie möchten unsere AbsolventInnen schon jetzt an sich binden und bieten auch Praktikumsplätze an, weil sie wissen, dass sie in Zukunft genau solche Fachkräfte brauchen werden.“ Für den Future-Management-Zweig hat man mit der Firma Palfinger bereits einen starken Kooperationspartner gefunden. „Hier haben wir Unterrichtsgegenstände kreiert, die es momentan nur bei uns gibt, wie zum Beispiel ‚Sustainable Development‘. Ziel ist es, den SchülerInnen die 17 Nachhaltigkeitsziele näherzubringen und auf die Region herunterzubrechen, damit das Thema für sie greifbar wird“.

Heute schon an morgen denken

Auch im universitären Bereich sind Kooperationen angedacht. So ist die FH Oberösterreich, die einen Nachhaltigkeitsstudienlehrgang einführen möchte, bereits an die HAK Tamsweg herangetreten. „Unser Schulteam ist an der Entwicklung des Studienlehrgangs beteiligt. Und wir hoffen, dass unseren SchülerInnen später auf der FH gewisse Stunden angerechnet werden. Aus heutiger Sicht schaut es gut aus,“ zeigt sich Herbert Giegerl zuversichtlich.

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Rund 20 Prozent der speziellen Unterrichtsfächer wie „Cybersecurity“, „Sicherheitsmanagement“ oder „Information Security Management“ werden von ExpertInnen unterrichtet.Foto: HAK Tamsweg

Zu 100 Prozent hinter dem Schulversuch stehen auch die Lehrkräfte. Ein junges Team, das sich, wie der HAK-Direktor sagt, mit viel Energie und neuen Ideen einbringt. Rund 30 LehrerInnen unterrichten an der HAK, ein Drittel bekommt laufend Spezialausbildungen. Die meisten davon müssen privat oder mit Unterstützung von Firmen oder der Polizei organisiert werden, denn auf der Pädagogischen Hochschule ist das Angebot in diesem Bereich noch überschaubar. Doch die HAK Tamsweg geht eben ihren eigenen Weg. Und wenn Herbert Giegerl und sein Team eines eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, dann, dass man mit innovativen Ideen und einer gehörigen Portion Mut durchaus Schule machen kann.

Credits Artikelbild: HAK Tamsweg

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