Hipp

Leckerbissen für die Umwelt: Wie man mit Babybrei das Klima schützt

Viel Zeit bleibt uns nicht, um die globale Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Erste Unternehmen intensivieren daher ihre Klimaschutzinitiativen. Ihre Produkte sollen nicht nur klimaneutral, sondern – noch besser – klimapositiv sein. Unter den KlimapionierInnen ist auch Babybreihersteller HiPP.

Als Joseph Hipp Ende des 19. Jahrhunderts in seiner Konditorei Zwieback zerrieb und mit Milch zu einem Brei für seine Kinder mischte, konnte er nicht ahnen, wie hip seine Babynahrung auch mehr als 100 Jahre später noch sein würde. Und auch nicht, dass das Familienunternehmen, dessen Grundstein er mit dieser Idee gelegt hatte, zum Vorreiter in Sachen Bio-Anbau und Klimaschutz werden sollte. 

Damals wollte er nur seine hungrigen Zwillinge füttern, weil seine Frau Probleme mit dem Stillen hatte. Doch der Erfolg des Kinderzwiebackmehls sprach sich herum, und die Nachfrage unter FreundInnen, Bekannten und NachbarInnen stieg. Als der Betrieb zu klein wurde, um alle mit Kinderzwiebackmehl zu versorgen, gründete Sohn Georg 1932 eine eigene Firma. Mitte der 50er-Jahre begann er schließlich – als Erster in ganz Deutschland –, Babynahrung industriell herzustellen. Zwei Gemüse- und zwei Menüsorten brachte er damals auf den Markt. Anfangs in Dosen, später in Gläschen. So stehen sie auch heute noch in den Regalen.

HiPP
Stefan Hipp führt gemeinsam mit Bruder Sebastian und seinem Onkel Paulus das Erfolgsunternehmen von Vater Claus Hipp weiter. Mit Erfolg: Als erster Babykosthersteller bietet HiPP weltweit ein komplett klimapositives Bio-Gläschen-Sortiment an.Foto: HiPP

„Dafür stehe ich mit meinem Namen“

Egal, ob Kleinkind, Teenager mit frisch gepiercter Zunge oder Pensionistin – fast jede/r hat die Gemüse- oder Obstbreis in den Gläschen mit der bunten Aufschrift schon mal probiert. Und fast jede/r kennt das Gesicht jenes Mannes, der seit 1967 hinter dem Babybrei-Imperium steht: Claus Hipp. In unzähligen Werbespots spazierte er im Trachtenjanker über saftige Wiesen und goldgelbe Felder. So oft, dass es sich beinahe so anfühlt, als wären wir mit ihm per Du. Vor allem aber wissen wir, dass er mit „seinem Namen“ dafürsteht. Für ökologischen Anbau und Nachhaltigkeit. Und das ist nicht einfach so dahergesagt. 

HiPP war bio, bevor bio hip war

Der familieneigene Hof bei Pfaffenhofen an der Ilm in Bayern wurde schon 1956 auf Bio umgestellt. 15 Jahre, bevor es die Umweltorganisation Greenpeace überhaupt gab. Damals wurden die Hipps noch belächelt. Heute haben sie ein Netzwerk von mehr als 8.000 VertragslandwirtInnen und zählen weltweit zu den größten Verarbeitern von biologischen Rohstoffen. Seit zehn Jahren produziert das Unternehmen an seinen Standorten in Pfaffenhofen und in Gmunden, Oberösterreich klimaneutral. Mittlerweile gilt dies auch für die anderen fünf Produktionsstätten.

Ein Löffelchen für Mama, ein Löffelchen fürs Klima

Doch nun geht man bei HiPP noch einen Schritt weiter, allerdings mit einem neuen Gesicht. Denn nach mehr als 50 Jahren übergab Claus Hipp die Geschäftsführung an seine Söhne Sebastian und Stefan, wobei nur Letzterer in die Fernsehkamera lächelt. „Klimaneutralität reicht nicht mehr aus, um die Klimaerwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen“, sagt Stefan Hipp. „Es ist höchste Zeit, die Klimaschutzaktivitäten zu intensivieren. Wir möchten als Babynahrungshersteller möglichst schnell komplett klimapositiv werden, da wir uns dem Erhalt einer lebenswerten Welt für nachfolgende Generationen verpflichtet fühlen.“

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Wir alle kennen sie: Die HiPP Gläschen, mit denen Generationen von Babys groß geworden sind.Foto: HiPP

Seit Mai bietet HiPP daher als erster Babykosthersteller weltweit ein komplett klimapositives Bio-Gläschen-Sortiment an. Pro Glas werden 350 Gramm klimaschädliches CO2 ausgeglichen. Bei einer Jahresproduktion von mehr als 108 Millionen Gläschen Babybrei kommt man so auf knapp 38.000 Tonnen CO2, die jährlich aus der Atmosphäre ferngehalten werden. Bis 2025 möchte man das ganze Unternehmen über alle Produktbereiche und die gesamte Lieferkette hinweg klimapositiv aufstellen. Klingt gut. Immerhin ist positiv besser als neutral. Aber was bedeutet „klimapositiv“ jetzt genau?

Neutral ist gut, positiv ist besser

Bisher war ja immer nur von Klimaneutralität die Rede. Egal, ob Produkt, Unternehmen, Stadt oder gar Kontinent – wer’s noch nicht war, wollte es möglichst bald werden. Rein rechnerisch heißt das, dass man unvermeidbare Treibhausgasemissionen kompensiert. Meist geschieht das, indem ein Unternehmen seine Emissionen ausrechnet und dann in Höhe der eigenen Emissionen sogenannte Emissionszertifikate erwirbt. Solche Zertifikate bekommen jene, die CO2 gebunden oder eingespart haben, etwa durch Aufforstungs- oder Kompostprojekte. Jedes Zertifikat darf übrigens nur einmal verwendet werden.

Wir möchten als Babynahrungshersteller möglichst schnell komplett klimapositiv werden.

Stefan Hipp

Nun taucht aber immer öfter auch der Begriff „klimapositiv“ auf. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass es wohl nicht reichen wird, nur „klimaneutral“ zu sein, wenn man, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf 1,5 °C begrenzen möchte. Um Umweltfolgen wie Waldbrände, Dürren und den Anstieg der Meeresspiegel zu verhindern, müsse man deutlich mehr CO2 einsparen. Also der Natur mehr zurückgeben, als man ihr wegnimmt. Und das so schnell wie möglich.

Ausrechnen – einsparen – überkompensieren

Damit wären wir wieder bei HiPP. Denn das Familienunternehmen zeigt vor, wie dies in der Praxis aussehen kann. Für das klimapositive Babybrei-Sortiment ließ das Unternehmen zunächst einmal alle klimarelevanten Emissionen berechnen – angefangen vom Bio-Anbau über die Erzeugung der Rohstoffe, der Gläschen-Herstellung und den Verpackungen bis hin zur Logistikkette. „Auf dem Weg zum klimapositiven Unternehmen gilt es, weitere CO2– Einsparpotenziale entlang der Wertschöpfungskette zu ermitteln. Dies werden wir in den nächsten vier Jahren gemeinsam mit unseren PartnerInnen umsetzen und neue Lösungen zur CO2-Vermeidung finden und definieren“, erklärt Stefan Hipp.

Kompost fürs Klima

Unvermeidbare Emissionen werden unter anderem durch eigene Klimaschutzprojekte überkompensiert. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Aufbau von Humus. Damit will man langfristig mehrere Tausend Tonnen CO2 in landwirtschaftlichen Böden binden. „Jede Handvoll Boden ist ein kleines Klimawunder. Die Abermillionen Kleinstlebewesen, die in einem gesunden Boden leben, verwandeln Pflanzenreste in wertvollen Humus, der CO2 speichert. Dieses Prinzip machen wir uns bei unseren weltweiten Klimaschutzprojekten zunutze“, erklärt Stefan Hipp, der wie sein Großvater und Vater auch Biobauer ist. In Polen bewirtschaftet er seit mehr als 15 Jahren einen ökologischen Musterhof. Durch die Belüftung des Komposthaufens mit einem Kompostwender wird dort in nur acht bis zehn Wochen aus Rindermist wertvoller Kompost. Gleichzeitig werden durch diese Methode auch die Methanemissionen deutlich reduziert.

HiPP
Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist tief in den Unternehmensstrukturen von HiPP verankert.Foto: HiPP

Die Erfahrungen aus den Projekten zur CO2-Speicherung will HiPP auch weltweit mit PartnerInnen und RohstofflieferantInnen teilen, damit diese eigene Klimaschutzmaßnahmen in ihren Betrieben umsetzen können. Eine Win-win-Situation, sozusagen. Und ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, damit zukünftige Generationen nicht auslöffeln müssen, was wir ihnen eingebrockt haben.

HiPP in Zahlen:

  • Ca. 3.500 MitarbeiterInnen arbeiten für HiPP.
  • Sieben Produktionsstätten gibt es insgesamt in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Kroatien, Russland, der Ukraine und Ungarn.
  • 35.000 Tonnen kontrollierte Rohstoffe aus ökologischer Landwirtschaft verarbeitet HiPP pro Jahr.
  • Mehr als 260 Kontrollen durchläuft der Inhalt jedes Gläschens.
  • 82 Jahre ist Claus Hipp alt.

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