Österreich ist im Altpapierrecycling top. Aber kann ein Wegwerfprodukt wie Papier überhaupt als nachhaltig bezeichnet werden? Ein paar druckfrische Fakten.
So ein Blatt Papier kann Zeit seines Daseins viel erleben. Vielleicht hat es das Glück, mit großer Lyrik bedruckt und zwischen zwei Buchdeckel gepresst zu werden, konserviert für die Ewigkeit. In vier mal vier Millimeter großen Kästchen teilen wir oft Ideen, bannen flüchtige Einfälle. Ein anderes Mal malträtieren wir das Notizheft und seine aufgedruckten Linien gedankenverloren mit Kugelschreiber und Co. Oder das weiße Blatt Druckerpapier schießt aus dem Büroprinter, darauf analog gewordene E-Mails, Präsentationen und andere Inhalte, die in digitaler Form eigentlich schon existieren – allein der Liebe zu dieser einzigartigen Haptik wegen.
Und warum auch nicht? Denn im Gegensatz zu Plastik genießt so ein Blatt Papier ein gutes, fast schon grünes Image. Es stammt ja schließlich von einem natürlichen Rohstoff und kann wunderbar recycelt werden. Aber hält diese weiße Weste einem genaueren Blick wirklich stand?
Papierwissen zum Durchklicken:
Am Anfang steht ein Baum
Der natürliche Rohstoff, aus dem man ein Blatt Papier gewinnt, ist Holz. Bäume werden im Moment immer kostbarer für den Planeten. Kaum ein großer Konzern, der sich nicht mit CO2-Kompensationsprojekten rühmt, und darum täglich in dessen Rahmen neue Bäume pflanzen lässt. Gerade wegen den Bäumen wird ein großer Teil der bei der Papiererzeugung eingesetzten Energie als klimaneutral angesehen. Denn bei nachhaltiger Forstwirtschaft wird pro Jahr ungefähr genauso viel CO2 aus dem nachwachsenden Holz gebunden wie bei der Produktion freigesetzt wird.
Trotzdem sollte man mit dieser Energiegewinnung achtsam umgehen. Immerhin steigt damit auch der Nutzungsdruck auf die Ressource Holz. Und nur ein Teil der weltweiten Papierproduktion verwendet Rohstoffe aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Und illegaler Raubbau an geschützten Wäldern ist beim Kauf von Papierprodukten leider nicht immer auszuschließen.
Österreich als Recycling-Champion
Und wie sieht’s mit dem Thema Recycling aus? Da gibt’s zuerst einige gute Nachrichten. Zum Beispiel wurde die vorgegebene Recyclingquote des EU-Kreislaufwirtschaftspakets bereits jetzt erfüllt – und das mit einem Vorsprung von zehn Jahren. In Europa setzt man für die Produktion von 100 Tonnen Papier ein Spitzenwert von 72 Tonnen Altpapier ein. Mit 77,6 % gehört Österreich sogar zu den Ländern mit den höchsten Altpapiersammelquoten. 2020 haben wir 1,3 Mio. Tonnen Altpapier gesammelt. Eine Steigerung dieser Quote halten ExpertInnen gar nicht für möglich, bedenkt man jene Papierprodukte, die nie in den Recyclingprozess kommen, wie verschmutzte oder beschichtete Papiere, Hygienepapiere, Tapeten, Bücher oder Dokumente. Das Wiederverwerten von Papier läuft hierzulande sogar so gut, dass mehr Altpapier verarbeitet als gesammelt wird. Es muss also welches importiert werden.
Obwohl das alles gar nicht so schlecht klingt, ist es mit der Umweltbilanz von Papier so wie bei vielen anderen Dingen: Die Menge macht das Gift.
Papierverbrauch legt trotz Digitalisierung zu
Beginnen wir mit einer ungefähren Vorstellung davon, wie groß die Papierberge sind, die wir Österreicherinnen und Österreicher verbrauchen. Laut Global 2000 werden pro Kopf 223 Kilogramm Papier im Jahr beziehungsweise rund vier Kilogramm pro Woche verbraucht. Trotz Digitalisierung hat unser Papierverbrauch seit 1990 um 40 % zugelegt. Deutschland überholt uns mit rund 23 Millionen Tonnen im Jahr beim Gesamtverbrauch. Das macht durchschnittlich 242 Kilogramm Papier pro Kopf und unser Nachbarland zu einem der größten Papierkonsumenten weltweit. Beachtlich: Im Jahr 1950 lag diese Zahl dort noch bei beschaulichen 32 Kilo.
Das Umweltproblem mit Papier
Jedes Papier besteht im Wesentlichen aus einer Bahn oder einem Bogen Fasern, die man zur Verbesserung ihrer Eigenschaften mit Chemikalien versetzt. Neben dem Rohstoffverbrauch und den Chemikalien werden bei der Herstellung außerdem große Mengen Prozesswasser und Energie in Form von Strom und Dampf benötigt. Wie bei vielen anderen Produkten sind die größten Umweltprobleme in der Zellstoff- und Papierindustrie also die Wasser- und Luftemissionen sowie der Energieverbrauch. Auch wenn dieser, wie erwähnt, kompensiert wird. Was beim Thema Papier aber am schwersten wiegt, ist die Tatsache, dass das Endprodukt meist nach kürzester Zeit im Abfall landet.
Recyclingpapier als Lösung
Die gute Nachricht: Auch wenn Papier meist ein sehr kurzes Dasein fristet, gelten Druck- und Papierabfälle inzwischen als wertvolle Ressource mit hoher Marktnachfrage. Das Recycling hat nämlich zahlreiche Vorteile. Der Herstellungsprozess von Recyclingpapier schont Baumbestände und benötigt bis zu 70 % weniger Wasser und bis zu 60 % weniger Energie. Die Altpapiere werden dazu aufgelöst, die Fasern gereinigt und Druckfarben entfernt.
Wie jeder andere Markt auch, unterliegt der Papiermarkt Preisschwankungen; Recyclingpapier ist über einen längeren Zeitraum aber tatsächlich günstiger als ein qualitativ vergleichbares Frischfaserprodukt. Und es gibt Papierprodukte, die aus 100 % Altpapier ohne optische Aufheller gefertigt werden können, beispielsweise Hygienepapiere, Recyclingkarton und mittlerweile sogar schon normales Kopierpapier.
Der Herstellungsprozess von Recyclingpapier schont Baumbestände und benötigt bis zu 70 % weniger Wasser und bis zu 60 % weniger Energie.
Als große Umweltsünderin kann man die Papierindustrie also nicht bezeichnen. Bereits in den 1980er-Jahren starteten umfangreiche Modernisierungen in den Produktionsanlagen der meisten europäischen Zellstoff- und Papierwerke. Man arbeitet heute bereits mit emissionsmindernden und energiesparenden Systemen. Da diese auf Dauer Kosten sparen, ist dies auch im Eigeninteresse der Firmen begründet. Genauso ist es beim Rohstoff sparenden Recyclingpapier.
Qualitätsverlust bei Recyclingpapier muss nicht sein
Ein kleines Problem gibt’s allerdings doch: Dort, wo ein hochwertiges Druckergebnis auf dem Papier besonders wichtig ist, kann nicht jede Art von Recyclingpapier verwendet werden. Nicht jeder Drucker kommt mit allen Arten von Papier zurecht, und auch Unterschiede in der Haptik verfälschen das Aussehen von Zeitschriften, Büchern und Drucksorten wie Postern, Flyern und Co. Am Beispiel des international operierenden und auch in Österreich ansässigen Unternehmens Mondi sieht man allerdings, dass heutzutage bereits beides möglich ist: hohe Druckqualität und umweltschonende Produktion. Nicht zuletzt deshalb erhielt Mondi im Jahr 2020 von EcoVadis ein Platin-CSR-Rating. Damit gehört Mondi zu den top 1 % der Unternehmen in seinem Sektor für Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Bereichen Umwelt, Arbeit, Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung.
Wichtiger Standort in Niederösterreich
An den beiden Standorten in Niederösterreich bietet das Werk Mondi Neusiedler beispielsweise seit über einem Jahrzehnt CO2-neutrales sowie Recyclingpapier aus 100 % Altpapier an, die in die ganze Welt geliefert werden. Seit April 2021 wurde das Angebot auf fast alle Premium-Papiermarken ausgeweitet. Mondi reagiert damit laut eigenen Aussagen auf die steigende Nachfrage der Kundschaft – wie Agenturen, DesignerInnen und Brand Owner – nach nachhaltigen und CO2-neutralen Druckprodukten für kreatives Design und Publishing.
Die CO2-Emissionen des Papiers werden mit Unterstützung von ClimatePartner berechnet und ausgeglichen. Das funktioniert mit Investitionen in nachhaltige Energiegewinnung, die Emissionen auf Dauer senken, beispielsweise durch Kooperation mit dem Wasserkraftwerk Pesqueiro am Fluss Jaguariaríva im Süden Brasiliens. Stetige Investitionen in die Modernisierung der Produktionsanlagen machen es möglich, dass selbst 100 % Recyclingpapier keinerlei Qualitätsverluste hinnehmen muss.
Mit Mondi Uncoated Fine Paper erzeugt der Konzern außerdem in sechs Produktionsstätten in Österreich, der Slowakei, Russland und Südafrika Zellstoff, umweltfreundliches Büropapier sowie Papier für professionelle Druckunternehmen. Die Produkte werden entweder nach den Standards FSC (Forest Stewardship Council) oder PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certifications Schemes) zertifiziert. Sie sind chlorfrei gebleicht oder bestehen ebenfalls aus 100 % Recyclingpapier.
Unsicherer Zertifikatedschungel
Labels wie diese sind aber leider nicht immer ein Garant für größtmögliche Nachhaltigkeit von Papier. FSC und PEFC stehen zwar für Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft, Recyclinganteil ist dabei aber kein Muss. Im Handel findet man häufig die Aufschrift „FSC Mix“, welche lediglich 70 % Fasern aus FSC-zertifizierten Wäldern oder Altpapier garantiert. Auch das EU Ecolabel setzt, mit Ausnahme von Zeitungspapier, keinen Altpapieranteil voraus. Am besten schneidet das Gütesiegel Blauer Engel ab. Es kennzeichnet Papier, das zu 100 % aus Altpapier besteht. Zudem dürfen bei der Produktion Chlor und andere schädliche Chemikalien nicht eingesetzt werden und hohe Qualitätsanforderungen sind ein Muss.
Recyclingpapier ist geduldig
Dass nicht bereits jedes Unternehmen auf 100 % Recyclingpapier umsteigt, hat seine Gründe. Papierfasern lassen sich mehrmals wiederverwerten, bevor sie zu kurz sind und sich nicht mehr verbinden. Da bei dieser Aufbereitung aber einiges an Fasern verloren geht, muss bei vielen Papiersorten immer wieder ein kleiner Teil frische Fasern hinzukommen, um die Qualität zu erhalten. Außerdem sind in vielen Papierproduktionen weltweit die technischen Voraussetzungen gar nicht gegeben, um mit hohem Altpapieranteil zu produzieren.
Was kann man als Einzelperson tun?
Ob neueste Produktionsstätten, nachwachsende Rohstoffe oder Altpapierverwertung – Papier ist ein Wegwerfprodukt, das nicht endlos recycelt werden kann. Denn auch die Effizienzgewinne durch einen höheren Einsatz von Altpapier werden durch stetiges Mengenwachstum zunichtegemacht. Neben dem Kauf von umweltschonenden Papiersorten aus 100 % Recyclingpapier und konsequentem Recycling daheim und im Büro, kann man als Einzelperson also nur eines tun: Papier sparen, wo es nur geht.
ÜBER MONDI
Mondi ist ein global führendes Verpackungs- und Papierunternehmen, das entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig ist – von der Bewirtschaftung von Wäldern über die Produktion von Zellstoff, Papier und Kunststofffolien bis hin zur Entwicklung und Herstellung von effizienten Industrie- und Konsumgüterverpackungen.
Das international operierende und auch in Österreich ansässige Unternehmen erhielt im Jahr 2020 von EcoVadis ein Platin-CSR-Rating. Damit gehört Mondi zu den top 1 % der Unternehmen in seinem Sektor für Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Bereichen Umwelt, Arbeit, Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung. Im Jahr 2020 erzielte Mondi einen Umsatz von 6,66 Milliarden Euro.