Baustoff Holz

Jetzt mischt Holz die Baubranche auf!

Einer der nachhaltigsten Rohstoffe unseres Landes ist: Holz! Und derzeit macht der Baustoff Holz herkömmlichen Materialien mächtig Konkurrenz. Der Grund: modernste Technik, neue Strategien und ein neues Bewusstsein in der Bevölkerung.

Auf den ersten Blick wirkt die Situation durchaus paradox: Bloß, weil wir draufkommen, dass unsere Umwelt etwas mehr Achtsamkeit verdient hat, entsinnen wir uns des wohl ältesten aller Baumaterialien – der Baustoff Holz. Fast hat es den Anschein, als müssten wir heute das neu verstehen, was der Menschheit bis zur Erfindung von Beton und Ziegeln bereits völlig geläufig war. Und kommen erst dadurch drauf, dass dieser Baustoff nicht nur umweltschonend ist, sondern auch noch jede Menge andere Vorteile mit sich bringt!

Baustoff Holz wird neu entdeckt

Tatsächlich sind wir gerade dabei, Holz neu zu entdecken, betont auch Martin Aichholzer. Der Wiener ist Studiengangsleiter auf der FH Campus Wien für „Architektur Green Building“ und hat sich mit seinem Architekturbüro MAGK aichholzer | klein ZTOG ganz dem Thema Holzbau verschrieben. Gerne erzählt er von den unterschiedlichen Lebenszyklen, die der Baustoff Holz eben hat. Dass man selbst aus 600 Jahre alten Dachstühlen noch Möbel zimmern kann, jedenfalls aber aus diesen später immer noch Brennholz wird.

Martin Aichholzer
Der Wiener Architekt Martin Aichholzer hat sich früh auf Holzbau spezialisiert. Heute gilt er als Pionier.Foto: MAGK architektur aichholzer klein

Und er postuliert: „In unseren Breiten gibt es keinen besseren Baustoff als Holz. Er wächst in gigantischen Mengen direkt vor unserer Tür. Wir sollten also, verdammt noch mal, auch mit Holz bauen!“ Stellt sich also einfach die Frage: Warum hat man das bis dato nicht gemacht?

Warum setzt sich der Baustoff Holz erst jetzt durch?

Die Sache ist genauso simpel wie auch traurig: weil es sich einfach nicht ausgezahlt hat. „Die Idee, ein Holzhaus zu entwickeln, haben wir schon lange“, berichtet etwa Martin Löcker, COO der UBM Development AG in Wien. Allein: Bis vor wenigen Jahren ist man als ImmobilienentwicklerIn schlichtweg an den Kosten, aber auch an der Skepsis potenzieller InvestorInnen gescheitert.

Martin Löcker
Bei UBM Development ist COO Martin Löcker für das Thema Green Building verantwortlich.Foto: UBM Development AG | Philipp Horak

Doch diese Zeiten gehören laut Löcker nun endlich der Vergangenheit an. Eine Behauptung, die er aktuell mit einem eindrucksvollen Musterprojekt untermauern kann: Die UBM Development baut das erste Holzbaubüro in der Office-Metropole Frankfurt! Direkt neben dem ebenfalls von UBM Development realisierten F.A.Z. Tower wird dieses Büro „neuen Typs“, wie es heißt, auf acht Geschoßen und mit einer Bruttogrundfläche von 17.500 Quadratmetern errichtet werden.

Neue Strategien dank neuer Möglichkeiten

Ein Projekt, das tatsächlich den Anfang einer strategischen Neuausrichtung des Immobilienentwicklers UBM Development markiert, wie CEO Thomas G. Winkler hinzufügt:  „Teil unserer Neuerfindung ist eine radikale Umstellung auf Green Building und Smart Office. Wir reden nicht nur darüber, sondern machen es auch. “ Daher hat die UBM auch ihren Claim adaptiert: „green. smart. and more“ schwingt ab jetzt stets mit dem Unternehmenslogo mit.

Baustoff Holz
Eines der Häuser des Projekts Baranygasse 7 in Wien wird aus Holz errichtet.Foto: UBM Development AG/Eleven Visualisation
In Zukunft wird dabei unter anderem evaluiert, wie sich das auf das Wohngefühl auswirkt.Foto: UBM Development AG/Eleven Visualisation

Die Kompetenzen für diesen Schritt kommen freilich nicht aus heiterem Himmel. Vielmehr hat man bei der UBM unter anderem ein in Fachkreisen intensiv beachtetes Projekt realisiert, um den modernen Holzbau besser verstehen zu lernen. Bei einer Siedlung in der Wiener Baranygasse 7 wurde eines von mehreren Gebäuden nicht konventionell, sondern ident, aber aus Holz errichtet. Ein derartiges Vergleichsprojekt ist bis dato einzigartig und wird auch nach seiner Fertigstellung noch spannende Daten für zukünftige Holzbauten liefern, ist man sich bei UBM sicher. Detailfragen über das Leben im Holzraum werden besonders interessant sein.

Familienbetrieb kann auf alte Wurzeln bauen

Realisiert wurde dieses Konzept übrigens von einem österreichischen Unternehmen, dessen Grundfeste auf dem Holzbau ruhen: Handler Bau GmbH. Das Familienunternehmen wurde 1862, also vor fünf Generationen, als regionale Zimmerei gegründet und hat sich seither sukzessive weiterentwickelt.

Markus Handler
Markus Handler leitet in fünfter Generation die Handler Bau GmbH. Er hat sein Unternehmen ganz auf Holzbau und Nachhaltigkeit eingenordet.Foto: Handler Bau GmbH

Der heutige Chef Markus Handler hat jedoch in den vergangenen Jahren den modernen Holzbau forciert und gleichzeitig seinen 500-Mann-Betrieb besonders nachhaltig positioniert. „Die Idee unserer Unternehmensgruppe stellt Nachhaltigkeit in den Vordergrund“, sagt er. Denn: „Wir müssen uns der Verantwortung gegenüber unserer nächsten Generation bewusst sein. Das bedeutet, dass wir unseren Planeten und seine Rohstoffe wertschätzend verwenden, ihren Lebenszyklus wertschätzend betrachten.“

Die kann nur klappen, wenn das Unternehmen auch wirtschaftlich funktioniert. Und dass dies inzwischen auch im Bereich des Holzbaus möglich ist, hat laut Handler jedoch nicht nur technische Hintergründe: „Es ist schön zu sehen, dass die Aufklärungsarbeit der vergangenen Jahre, die von vielen Seiten betrieben wird, nun Früchte trägt. Dass die Bewohner und Bewohnerinnen von Lebensräumen heute selbstbewusst hinterfragen, aus welchen Werkstoffen Häuser warum und in welcher Umgebung gebaut werden.“

Aus dem Baustoff Holz gefertigte Wohnräume machen glücklicher

Zudem würden immer mehr Menschen begreifen, dass ein aus dem Baustoff Holz gefertigter Wohnraum das Wohlbefinden positiv beeinflusst. Handler: „Bauphysikalisch hat Holz sehr viele Vorteile. Es kann etwa die Raumluftfeuchtigkeit aufnehmen und sie später in wohl dosierter Form wieder an die Raumluft abgeben. Das sorgt es für ein besonders gutes Raumklima.“

Wir müssen uns der Verantwortung gegenüber unserer nächsten Generation bewusst sein. Das bedeutet, dass wir unseren Planeten und seine Rohstoffe wertschätzend verwenden, ihren Lebenszyklus wertschätzend betrachten.

Markus Handler, CEO Handler Bau GmbH

Ein weiterer Aspekt befeuert den Höhenflug des alten neuen Baustoffs allerdings in besonderem Maße: Holz lässt sich ideal unter standardisierten Bedingungen vorfertigen. Somit können ganze Bauelemente nach höchsten Qualitätsstandards in der geschützten Umgebung einer Fertigungshalle gebaut werden. Diese müssen dann an der Baustelle nur noch montiert werden. Das spart nicht nur Zeit und Geld – sondern auch jede Menge CO2, das sonst durch unzählige LKW-Fahrten in die Atmosphäre gepulvert würde.

Viele Faktoren führen zum hözernen Glück

Aufgrund dieser durchaus unterschiedlichen, aber ineinander verzahnten Faktoren bekommt das Wohnen in einem Holzbau plötzlich einen ganz neuen Stellenwert. Handler: „Es geht darum, dass Wohnen nicht nur nachhaltig wird, sondern auch preiswert.“

Genau das gelingt nun endlich. Holz sei Dank.

Fazit:

Sowohl ImmobilienentwicklerInnen als auch ArchitektInnen und BauunternehmerInnen sind sich darin einig: Holz ist zu einer spannenden Alternative gegenüber anderen Baustoffen geworden. Selbst InvestorInnen stehen mit dem Werkstoff Holz nicht mehr auf Kriegsfuß.

Das könnte dich auch interessieren

Lichtblick

Dir gefällt, was du hier liest?

Einfach "Fakt & Faktor" als Newsletter abonnieren!

Jetzt abonnieren