Laura Rupp Käse

Käse von der Alm und für Ölscheichs

Österreichs zweitkleinstes Bundesland Vorarlberg ist eine internationale Käsegroßmacht. So exportiert von Hörbranz aus einer der führenden Schmelzkäseproduzenten Europas bis in die USA und nach Dubai.

Milchprodukt mit fünf Buchstaben? Ein Kreuzworträtselklassiker. K-A-E-S-E. Die dazugehörigen Gedanken malen Bilder im Kopf, die eine einsame Alm zeigen. Eine saftige Blumenwiese. Eine grasende Kuh. Eine volle Milchkanne. Fertig ist das alpenländische Idyll.

Die Vorarlberger Privatkäserei Rupp bricht mit diesem tradierten Klischee. Sie hat eine Käsealternative auf den Markt gebracht, die ohne Alm, Wiese, Kuh und Milch auskommt. Stattdessen liefert Kokosfett die Basis der neuen veganen Produktkategorie. Der geriebene Käse (zum Belegen von Pizzen und Gratinieren) und zwei Brotaufstriche kommen nicht nur ohne Milch aus, sondern sind auch frei von Soja, Nüssen, Gluten und Palmöl. Mehr Zeitgeist passt auf kein Brot.

Pionier mit Expansionsdrang

„Immer mehr Österreicher:innen drücken in ihrer Ernährung ab und an den Pausenknopf und wollen etwa auf Fleisch und Milch verzichten. Darauf haben wir mit unserer neuen ,Veinschmecker Kategorie‘ reagiert“, heißt es bei Rupp. Es ist die jüngste Innovation in der 115-jährigen Unternehmensgeschichte. Sie beginnt 1908. „Mein Großvater hat sein erstes verdientes Geld in den Besuch einer Schweizer Sennerschule investiert“, erinnert sich Josef Rupp. Tatsächlich hat der Stammvater der Käsedynastie daraufhin als erster Österreicher begonnen, Emmentalerkäse nach Schweizer Art herzustellen.

Schon ab 1930 wird von Vorarlberg aus Käse bis in die USA exportiert. 1935 startet die Schmelzkäseproduktion, 1955 bringt Rupp die erste Vakuumverpackung Österreichs auf den Markt, 1972 beginnt man mit der Scheibenkäseproduktion. Ab dem 100-Jahr-Jubiläum wird das internationale Unternehmenswachstum durch Übernahmen vorangetrieben: 2008 übernimmt man die Marke Alma, 2013 ein Schmelzkäsewerk in Frankreich, ein Jahr später einen Schneide- und Abpackbetrieb für Naturkäse in Deutschland. 

Käse-Export trotz Brexit

2021 kommt ein spanisch-italienischer Käsepulverhersteller dazu und vor einem Jahr das irische Unternehmen Ingredient Solutions. Im Jahr 2000 gegründet, gehört es mit einer jährlichen Produktionsmenge von rund 12.000 Tonnen zu den führenden Käseunternehmen des Landes. Neben der ergänzenden Produktpalette und dem Know-how-Transfer bringt dieser Expansionsschritt Rupp vor allem ein strategisches Asset: Ingredient Solutions hat auch einen Standort im Vereinigten Königreich. Das hilft nach dem Brexit bei der Erschließung des britischen Markts.

„GRÜNER“ KÄSE

  • Seit 2020 nutzt Rupp eine 5.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage zur Energieproduktion. So konnten mit Kraft der Sonne bereits 595 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden, was 17.763 gepflanzten Bäumen entspricht.
  • Zudem setzt man auf nachhaltiges Ressourcenmanagement. So werden sämtliche Verpackungsabfälle im Unternehmen systematisch getrennt gesammelt und recycelt. So konnten im Jahr 2022 über 150 Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht circa 1,77 Millionen PKW-Kilometern.

Die Entwicklung des Exportgeschäftes verlaufe insgesamt „sehr zufriedenstellend und wir konnten die Exportquote mittlerweile auf 94 Prozent steigern“, sagt Vorstand Daniel Marte. Einen wichtigen Beitrag hierzu leiste das Vertriebsbüro in Dubai, in dem mittlerweile fünf Personen arbeiten und die unterschiedlichsten Märkte vor Ort betreuen.

Wachablöse an der Spitze

Die aktuelle Marktsituation sei durch steigende Energiepreise und den allgemeinen Inflationsdruck aber „sehr herausfordernd“. Marte: „Die Entwicklung verschiedenster Einflussfaktoren ist weiterhin sehr volatil und dadurch schwer abschätzbar.“ Dies mache zeitnahe Anpassungen an die Marktgegebenheiten unbedingt erforderlich. „Nur mit einem sehr guten und eingespielten Team ist es möglich, agil zu arbeiten und schnell zu reagieren“, so Marte. Er ist Teil der fünfköpfigen Unternehmensführung, in der neben Josef Rupp III. mit Laura Rupp auch bereits die vierte Generation der Gründerfamilie vertreten ist.

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Josef Rupp III.: Seit 40 Jahren im Familienunternehmen, seit 23 Jahren an dessen Spitze des Käse-Herstellers, zieht sich mit Jahresende zurück.Foto: Rupp

Josef Rupps Mandat hat allerdings ein Ablaufdatum. Er verabschiedet sich nach mehr als 40 Jahren Tätigkeit Ende 2023 Richtung Ruhestand. Unter ihm wuchs das Familienunternehmen zu einem der führenden europäischen Hersteller von Schmelzkäse. Schon mit 1. Juli ist als Vorstandsvorsitzender John Broekmans von der deutschen Unternehmensgruppe Theo Müller nach Hörbranz gewechselt.

Laura Rupp
Mit Laura Rupp ist die vierte Generation der Gründerfamilie in der Unternehmensführung. Sie lenkt 930 Mitarbeiter:innen. Foto: Rupp

Käse für Muslime

Er steigt damit in das größte Familienunternehmen der österreichischen Milchwirtschaft ein. Rupp produziert pro Jahr 74.000 Tonnen Käse für den Einzelhandel und die Gastronomie. Das Sortiment umfasst Schmelz-, Natur- und Frischkäse, pflanzliche Alternativen und Produkte aus Milchderivaten (Milchpulver) für die Industrie. Produziert wird nach traditionellen Rezepturen, aber auch den muslimischen Halal-Kriterien entsprechend und seit Kurzem eben auch vegan. Geliefert wird der Käse in Blöcken, Bechern, Stücken, Laiben oder als Soße, gerieben, getrocknet oder geschnitten.

Weiterhin wird aber auch Vorarlberger Bergkäse nach traditioneller Art produziert, der unter anderem von vier eigenen kleinen Bergsennereien stammt. Dort findet auch das Bild im Kopf mit den saftigen Almwiesen und grasenden Kühen seine Entsprechung in der Realität.

GUT ZU WISSEN

  • Die 1908 gegründete Privatkäserei Rupp ist das größte Familienunternehmen der österreichischen Milchwirtschaft und bietet unter den Marken Rupp und Alma Schmelz- sowie Naturkäsespezialitäten an.
  • Mit über 930 Mitarbeiter:innen erwirtschaftete man 2022 einen Umsatz von 330 Millionen Euro in 65 Verkaufsländern. Das Stammwerk liegt in Hörbranz und wurde 2008 in Betrieb genommen.
Credits Artikelbild: Rupp
Lichtblick

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