König

König der Bäckereimaschinen: 45.000 Semmeln pro Stunde

König produziert Bäckereimaschinen für indisches Fladenbrot, amerikanische Burger, österreichische Semmeln, italienische Pizzas, französische Croissants – und alles dazwischen. Mit hoher Innovationskraft revolutioniert der Weltmarktführer die Branche.

In Äquatorialguinea und im Kongo sind bereits welche im Einsatz. Jetzt kommt Tansania dazu. Bäckereimaschinen von König werden dort, im Schatten des Kilimandscharos, gerade in einer Schau-Backstube installiert. Es sind längst nicht die einzigen Auslandsprojekte für die Grazer Profis. Bei einer Exportquote von 93 Prozent spannt sich die Präsenz der Anlagen von Asien über Indien und Europa bis nach Nord- und Lateinamerika – und über die Weltmeere dazwischen. Denn auch auf Kreuzfahrtschiffen wird mithilfe von König-Maschinen frisches Brot und Gebäck hergestellt.

Das Geschäft floriert. Seit 2013 konnte der Umsatz von 50 auf aktuell rund 90 Millionen Euro gesteigert werden. In ein bis zwei Jahren will König 100 Millionen Euro erreichen. Wieder erreichen. Denn durch die Corona-Pandemie musste man zuletzt ein Minus von 15 Prozent hinnehmen und rutschte wieder unter die schon einmal übersprungene 100 Millionen Euro-Mauer.

„Die Situation ist sehr kritisch“ 

Die Verwerfungen durch die Krise waren mehrfach spürbar: Lieferzeiten verlängerten sich von normalerweise drei bis sechs Wochen auf drei bis sechs Monate, manche Teile waren gar nicht mehr verfügbar. Rohstoffpreise zogen empfindlich an – bei Edelstahl beispielsweise seit Jahresbeginn um 30 Prozent. Flüge von Geschäftsreisen wurden abgesagt, einzelne Zielländer schlossen für AusländerInnen überhaupt ihre Grenzen. „Die Berechenbarkeit fehlt, die Projektzeiten verlängern sich, die Situation ist sehr kritisch“, beschreibt König-Geschäftsführer Wolfgang Staufer die turbulenten letzten Monate.

König Bäckereimaschinen
Ob Schwarzbrot, indisches Fladenbrot, Burger Buns für Fastfood-Ketten oder Donuts: König entwickelt und produziert Backanlagen für Kunden auf der ganzen Welt. Foto: König

Bei König hat man schnell reagiert – und teilweise auf „Selbstversorgung“ umgeschaltet. Ein Vorteil der hohen Fertigungstiefe, die man über die Jahre innerhalb des Unternehmens aufgebaut hat. So konnte über die 2018 übernommene Gießerei im weststeirischen Lieboch der Eigenbedarf an Spezialkomponenten abgesichert werden. Am Standort in Ungarn erfolgen Blechbearbeitung, Laserzuschnitt und Montage. Bei Geschäftsverhandlungen, Montagen, Reparatur- und Wartungsarbeiten gab es auch bei König den viel zitierten Digitalisierungsschub. „Wir waren durch die Veränderungen zu Innovation gezwungen, mussten teilweise schneller reagieren als ursprünglich geplant“, sagt Staufer.

Vier Tonnen Teig pro Stunde

Aber Innovation ist in die DNA des 1966 gegründeten Unternehmens seit Beginn eingewoben. Helmut König baut damals die erste Semmeldrück-Maschine, um die Arbeit von BäckerInnen zu erleichtern. Ihr Produktname „Rex“ leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für König ab. Drei Jahre später – die Bäckereibranche befindet sich gerade am Übergang zur Automatisierung – entwickelt König dazu passend eine Technik, bei der nicht mehr Öl, sondern Mehl als Trennmittel der Teigportionen verwendet wird. Diese 1971 patentierte Weiterentwicklung ist Grundstein für das heutige Headquarter. König übersiedelt nämlich aus Platzgründen von einer Werkstatt in der Stadt an die nördliche Peripherie und stellt die ersten drei Mitarbeiter ein.

Heute beschäftigt König 700 MitarbeiterInnen, darunter 20 Lehrlinge, und gilt im Segment der Maschinen für Kleingebäck als Weltmarktführer. Was das in Zahlen bedeutet? Die von König konstruierten und errichteten Maschinen für die zwischen 200 und 250 Gramm leichten Teigportionen verarbeiten auf 400 Quadratmeter Backfläche bis zu vier Tonnen Teig pro Stunde und schaffen einen stündlichen Ausstoß von bis zu 45.000 Semmeln. Es sind kompakte Fertigungsstraßen, in denen gemischt, geknetet, geformt, gegärt, gerastet, gebacken, gekühlt, dekoriert und verpackt wird.

Kunden aus Indien und Lateinamerika

Während der Teig entweder klein portioniert oder als meterlanges Band sichtbar über Walzen, Fließbänder, durch Stempeldrucker, Tunnelöfen und Kühlzonen läuft, bleibt die komplexe Technologie dahinter unsichtbar. An ihr wird in der hauseigenen Entwicklungsabteilung gleich neben dem 2010 errichteten Kundenvorführzentrum gearbeitet.

Hier geht es Spezialbrote, deren Teigstruktur trotz Massenproduktion in Höchstgeschwindigkeit nicht zerstört werden darf. Es geht um die spezifischen Eigenschaften regionaler Mehlsorten – wo für Testzwecke schon einmal tonnenweise Mehl aus Indien oder Südamerika nach Graz gebracht wird, um die Anlagen für dort beliebte Brotsorten abzustimmen. Und es geht um Antworten auf wachsende Hygienestandards, Qualitäts- und Effizienzansprüche.

König-Geschäftsführer Wolfgang Staufer
König-Geschäftsführer Wolfgang Staufer: Neue Technologie der Vakuum-Konditionierung revolutioniert die Branche. Foto: König

Hier geht es aber auch darum, schnell auf sich permanent veränderte Kundenansprüche zu reagieren. So wurde für die gerade hoch nachgefragten Mini-Donuts eine teigsparende und mittlerweile international patentierte Produktionstechnik entwickelt. In bekannten Fast Food-Ketten stellt man Backmaschinen gerade für die Produktion höherwertigerer Burger-Weckerl (Buns) um. Zudem gilt König als Pionier der sogenannte Vakuum-Konditionierung zum Kühlen und Stabilisieren von Teigwaren.

Neue Vakuum-Technologie

Diese Innovation hat das Potenzial zu einer tiefgreifenden Veränderung der Wertschöpfungskette. Indem das Wasser in den Vakuum-Kammern verdunstet, kühlt der Teig nämlich schneller aus – was die Gefahr von Keimbildungen reduziert. Außerdem schafft es leichtere, flaumigere und auch gesündere Teigstrukturen. Das Croissant bleibt formstabil. Zum anderen sinkt der Platz- und Zeitbedarf sowohl in der Produktion als auch im Handel. Denn das Fertigbacken im Geschäft fällt deutlich kürzer aus oder entfällt bei bereits fertiggebackenen, vakuumkonditionierten und tiefgekühlten Produkten völlig.

Teigband
Kleingebäck, hoch dosiert: Meterlange Teigbänder laufen vollautomatisiert über die Fertigungsstraßen.Foto: König

Im Geschäft ist damit kein Ladenbackofen mehr notwendig. Das spart Energie für Kühlung und Backen, bringt mehr Flexibilität und damit eine völlig veränderte Logistik. Die einzige Konstante bleibt das Ergebnis: eine knusprig frische Frühstückssemmel.

GUT ZU WISSEN

  • König wird 1966 in Graz von Helmut König gegründet. Heute hat das Unternehmen 700 Beschäftigte.
  • König betreibt neben dem Headquarter in Graz noch Standorte in Italien, Deutschland, Ungarn, Russland, den Niederlanden und USA.
  • Bei einer Exportquote von 93 Prozent wurde zuletzt ein Umsatz von 90 Millionen Euro erwirtschaftet.
  • Die Forschungs- und Entwicklungsquote liegt bei sechs Prozent.

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