Der Tiroler Lackhersteller Adler kann – allen Krisen zum Trotz – auf äußerst erfolgreiche Geschäftsjahre zurückblicken. Doch viel mehr als die Vergangenheit beschäftigt das Familienunternehmen die Zukunft. Ihr widmet Adler gleich eine ganze Fabrik.
Im Westen von Graz entsteht auf den Reininghausgründen gerade ein völlig neuer Stadtteil, der rund 10.000 Menschen Platz bieten soll. In der Seestadt Aspern in Wien wurde das Projekt Sirius in Holzbauweise realisiert. Und in der Hamburger Hafencity baut man derzeit das höchste Holzhochhaus Deutschlands. Drei Vorzeigeprojekte in Sachen Holzbau. Und alle drei greifen auf Holzschutzprodukte und Lasuren von Österreichs führendem Lackhersteller Adler zurück. Rund 22.000 Tonnen Lack stellt das Tiroler Familienunternehmen jedes Jahr her, Kernkompetenz sind Holzbeschichtungen. Dementsprechend positiv wirkt sich der aktuelle Holzboom auf die Verkaufszahlen aus. 2022 konnte Adler den Umsatz – allen Krisen zum Trotz – auf 160 Millionen Euro steigern.
Zurück in die Zukunft
Doch Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, bleibt nicht. Längst ist der Blick wieder nach vorne gerichtet. So ist man am Produktionsstandort in Schwaz in Tirol gerade mit einem großangelegten Modernisierungs- und Erweiterungsprojekt beschäftigt, das den vielversprechenden Namen „Fabrik der Zukunft“ trägt. „Damit schaffen wir zusätzliche Produktionskapazitäten und entwickeln unsere Produktionsprozessein Richtung Digitalisierung, Effizienz und Nachhaltigkeit weiter“, erklärt die geschäftsführende Gesellschafterin Andrea Berghofer.
In einer ersten Baustufe entsteht eine moderne Rohstofflogistik mit einem vollautomatischen Hochregallager und einer digital ausgestatteten Vorkommissionierhalle. Dort stellen die Mitarbeiter:innen die Rohstoffe zusammen, die für jede Produktions-Charge benötigt werden. Danach soll eine dritte Produktionshalle für Wasserlacke hinzukommen, um die Produkte noch effizienter herstellen, abfüllen und etikettieren zu können. Im letzten Schritt wird die bestehende Produktion modernisiert und technisch aufgerüstet. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf rund 100 Millionen Euro.
Mitarbeiter:innen finden und binden
Durch den Ausbau werden in Schwaz auch zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen, die es zu besetzen gilt. Angesichts des Fachkräftemangels kein leichtes Unterfangen. Bei Adler kooperiert man deshalb mit verschiedenen Bildungseinrichtungen, lädt Schüler:innengruppen ins Werk ein, bietet Studierenden Praktika an oder lässt sie ihre Abschlussarbeiten bei Adler schreiben. Großen Wert lege man aber auch auf interne Aus- und Weiterbildungsprogramme, sagt die Geschäftsführerin, angefangen von der Lehrlingsausbildung in drei technischen Berufen bis hin zur Lackfacharbeiter:innenausbildung für die Produktionsmitarbeiter:innen. Wobei es nicht damit getan sei, Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Man müsse diese auch langfristig im Team halten können. Bei Adler gelingt dies unter anderem durch Benefits, darunter ein kostenloses Fitnessstudio, das angenehme Arbeitsklima und – nicht zuletzt – ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet.
Adler in Zahlen
- Mitarbeiter:innen: 720
- Mitarbeiter:innen in Entwicklung und Anwendungstechnik: 120
- Jahresproduktion: 22.000 Tonnen
- Exportanteil: 70 Prozent, exportiert wird unter anderem nach Deutschland, Italien, Polen, Tschechien, Rumänien, Frankreich, Russland, Slowenien, Griechenland, Kroatien, Ungarn, Israel sowie in die Schweiz, Slowakei, Ukraine und Niederlande.
- Anteil der Produkte auf Wasserbasis: 65 Prozent
Schön, smart und feuerfest
Besonders spannend ist, was sich im Bereich „smart coatings“ tut. Denn hier besteht die große Herausforderung darin, Beschichtungen mit sinnvollen Zusatzfunktionen auszustatten, ohne ihre Hauptaufgaben – also den Schutz und die Veredelung von Oberflächen – zu beeinträchtigen. Noch dieses Jahr wird Adler eine neuartige Technologie vorstellen, die Leben retten kann. „Das Beschichtungssystem Pyrolan Expand ist mit einer speziellen Substanz ausgestattet, die unter Hitzeeinwirkung eine Art festen Schaum bildet, der sich über die Oberfläche legt und so das Feuer quasi erstickt. Dadurch ist ein effektiver Brandschutz für Holzoberflächen im Innenbereich gewährleistet“, erklärt Andrea Berghofer.
Gibt es ein Leben danach?
Ambitioniert ist man aber nicht nur, wenn es darum geht, neue Produkte zu entwickeln, sondern auch in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, wie zahlreiche Auszeichnungen und Zertifizierungen eindrucksvoll beweisen. So ist Bluefin Unistar von ADLER zum Beispiel der erste Möbellack, der das österreichische Umweltzeichen tragen darf. Mehr als die aktuellen Erfolge beschäftigt das Tiroler Familienunternehmen jedoch das Leben danach. Stichwort: Recycling. Immerhin sind die meisten Produkte für die Beschichtungen von Fenstern, Möbeln, Fassaden oder Türen aus Holz gedacht. Und Holz lässt sich bekanntermaßen optimal über mehrere Stufen weiterverwerten.
Man spricht hier von der sogenannten Kaskadennutzung. „Im Recyclingprozess können aus einem Vollholzmöbel Spanplatten hergestellt werden, aus Spanplatten Dämmmaterialien, und in einem letzten Schritt kann Holz schließlich thermisch verwertet werden. Unser Ziel ist es, dass unsere Beschichtungen die sogenannte Kaskadennutzung des Holzes nicht beeinträchtigen bzw. im optimalen Fall sogar einen Zusatznutzen bringen“, sagt Andrea Berghofer und verrät weiter, dass man gemeinsam mit der Universität Innsbruck bereits an einer weiteren Innovation arbeite. „Wir forschen nebenbei an neuen Technologien für ablösbare Lacke – damit könnte das Lackmaterial optimal recycelt werden.“
Über Adler:
- Kernkompetenz von Adler sind zwar Holzbeschichtungen, in den ersten Corona-Wochen begann man jedoch mit der Produktion von Desinfektionsmitteln und konnte dadurch Kurzarbeit vermeiden.
- Die Ausgangssperren während der Corona-Pandemie führten zu einem Heimwerker-Boom. Dadurch konnte Adler die Absatzrückgänge in anderen Bereichen erfolgreich kompensieren.
- Langfristig will man bei Adler vollständig CO2-neutral wirtschaften. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das Unternehmen zahlreiche Maßnahmen – von der Elektrifizierung der PKW-Flotte über effiziente Beleuchtungs- und Heizsysteme bis hin zur Schulung der Mitarbeiter:innen.
- Der Schleifroboter Abramotion von Adler wurde 2021 mit dem Tiroler Innovationspreis Dabei handelt es sich um eine technologische Lösung speziell für Fensterhersteller. Der Schleifroboter ist mit einem sensitiven Schleifkopf ausgestattet, der sich automatisch dem Untergrund anpasst.