Das große Nuckeln! Was Babys wirklich wollen

Babys stecken alles in den Mund, angefangen von Kieselsteinen bis hin zu Regenwürmern. Wenn es jedoch um Schnuller, Beißringe oder Babyflaschen geht, achten Eltern ganz genau darauf, woran der Nachwuchs nuckelt. Der österreichische Babyartikelhersteller MAM zählt weltweit zu den Marktführern und legt nicht nur Wert auf die Qualität und das Design der Produkte, sondern auch auf Nachhaltigkeit.

Auf den ersten Blick wirken sie harmlos. Ja, sogar freundlich und entgegenkommend. Doch sie können auch anders. Neigen zu Stimmungsschwankungen und Wutausbrüchen, werfen gerne mit Dingen um sich oder krabbeln kommentarlos davon. Es ist keine einfache Zielgruppe, der MAM-Gründer Peter Röhrig sich vor nunmehr 45 Jahren verschrieben hat. Was nicht gefällt, wird gnadenlos ausgespuckt. Was den Erwartungen der Eltern nicht entspricht, gar nicht erst hineingesteckt. Nirgends sind die Kriterien so streng wie bei Babyartikeln. Deshalb müssen MAM-Schnuller auch 40 verschiedene Tests durchlaufen, bevor sie in den Regalen landen. Bei den Babyflaschen sind es immerhin noch 28. Insgesamt fließen bei MAM jedes Jahr rund 12.000 Arbeitsstunden allein in die Qualitätssicherung und Produktprüfung von Schnullern und Fläschchen.

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MAM-Gründer Peter Röhrig und Mitglied der MAM-Geschäftsleitung Sandra Chini stehen hinter der Weltmarke aus Österreich.Foto: Adrian Almasan

Es zählen nicht nur die inneren Werte

Wobei es bei den Produkten nicht allein auf die Qualität und Sicherheit ankommt, sondern auch auf das Design. Und genau das scheint das Erfolgsrezept des Wieners zu sein. Denn als er Mitte der 70er-Jahre beschloss, ein Unternehmen zu gründen und Schnuller zu produzieren, fiel ihm sofort auf, dass eben dieses fehlte. Schnuller waren damals nicht mehr als Stoppel, die man den Kindern in den Mund steckte, um sie zum Schweigen zu bringen. Meist in Elfenbein gehalten und viel zu groß für die kleinen Gesichter. Der HTL-Absolvent und Jungvater bezog deshalb bei der Entwicklung seiner Produkte neben ÄrztInnen auch DesignerInnen der Wiener Universität für Angewandte Kunst mit ein und revolutionierte so den Schnullermarkt.

MAM in aller Munde

45 Jahre sind mittlerweile vergangen, seit Peter Röhrig seinen ersten Schnuller verkauft hat. Heute beschäftigt das Familienunternehmen weltweit fast 1.000 MitarbeiterInnen, verfügt über Produktionsstätten in Ungarn und Thailand und verkauft jährlich rund 100 Millionen Produkte in 60 verschiedenen Ländern. Im Schnuller- und Babyflaschensektor ist MAM Marktführer in Österreich, aber auch in Ländern wie Schweden oder den USA. Das Sortiment umfasst unter anderem Babyflaschen, die Koliken reduzieren und sich selbst sterilisieren, Schnuller, die das Risiko einer Zahnfehlstellung minimieren oder nichtquietschende Beißringe aus Naturlatex. Und das Produktportfolio wächst, genau wie die kleinen KundInnen, ständig weiter.

  • Die Artikel des österreichischen Babyartikelherstellers MAM sehen nicht nur herzig aus.Foto: MAM
  • Dem heimischen Unternehmen ist besonders wichtig, dass die verwendeten Materialien sicher, qualitativ hochwertig und auch umweltschonend sind.Foto: MAM

Neues Baby für Babyartikelhersteller

Dazu braucht es aber ein entsprechendes Forschungslabor. Dieses war 20 Jahre lang in der alten Zuckerfabrik in Siegendorf im Burgenland untergebracht. Da der Platz dort jedoch knapp wurde, beschloss man, in Großhöflein ein hochmodernes „Health & Innovation Center“ zu errichten. Seit Kurzem ist die neue Forschungszentrale bezugsfertig, die ersten MitarbeiterInnen sind bereits übersiedelt. Künftig werden hier Prototypen mit 3D-Druckern hergestellt, Schnuller auf ihre Kochfestigkeit getestet oder Verpackungen entwickelt. Aber auch jene, deren Urteil am meisten zählt, nämlich Babys, Kleinkinder sowie deren Eltern, sollen einen eigenen Raum bekommen, in dem sie die Produkte auf Herz und Nieren prüfen können.

Insgesamt hat der Neubau rund elf Millionen Euro gekostet. Das neue „Baby“ des Babyartikelherstellers erstreckt sich über eine Fläche von 5.800 Quadratmetern, in der Anfangsphase werden 42 MitarbeiterInnen dort arbeiten. Doch das Zentrum, das aus drei zylinderförmigen Baukörpern besteht und optisch an die biologische Zellteilung angelehnt ist, soll über die Jahre weiterwachsen und noch mehr Raum und noch mehr Arbeitsplätze bieten. Besonders an dem Gebäude ist auch, dass es mit einem energieeffizienten Geothermie-System verknüpft ist. Sprich: Die notwendige Heiz- und Kühlenergie wird über 20 Sonderbohrungen, die jeweils 120 Meter tief sind, umweltschonend aus der Erde bezogen. Auf fossile Energieträger und Brennstoffe wird vollends verzichtet.

Klimaneutral für die Generation von morgen

Damit möchte der Babyartikelhersteller seinem Ziel, klimaneutral zu produzieren, noch ein Stück näherkommen. Dass in diesem Bereich bereits viel geschehen ist, zeigt der aktuelle MAM-Nachhaltigkeitsbericht für den Zeitraum 2019 und 2020. So ist es dem Wiener Unternehmen gelungen, den Energie-pro-Materialeinsatz um 45 Prozent zu reduzieren. Außerdem bezieht MAM 97 Prozent der Produktkomponenten von österreichischen LieferantInnen. Dadurch erspart man sich lange Transportwege und unterstützt gleichzeitig heimische Unternehmen. Ein weiterer Erfolg: Viele der Schnullerkomponenten werden mittlerweile zu 100 Prozent „angusslos“ hergestellt. Darunter versteht man eine spezielle Produktionstechnik, die mit weniger Energie und Material auskommt. So konnte MAM bereits mehr als zehn Tonnen Kunststoff einsparen.

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Im hochmodernen „Health & Innovation Center“ in Großhöflein wird an den Babyartikeln der Zukunft geforscht.Foto: Adrian Almasan

MAMas an die Macht

Angehoben wurde hingegen der Frauenanteil im Top-Level-Management. Seit 2018 ist dieser um elf Prozent gestiegen. Damit sind heute mehr als die Hälfte der MitarbeiterInnen in der Geschäftsführung weiblich. Auf Familie sollen sie deswegen aber nicht verzichten müssen. Unterschiedliche Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitregelungen oder Homeoffice sollen dabei helfen, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen.

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Michaela Reisenbichler (Chief Operating Officer) und Sandra Chini (Chief People and Organization Officer) sind beide in der der Geschäftsführung für die Geschicke von MAM mitverantwortlich.Foto: MAM

Das gilt aber auch für die Väter innerhalb des Betriebs, die dazu ermutigt werden, in Elternteilzeit zu gehen. Immerhin versteht MAM sich als Familienunternehmen, und das auf allen Ebenen. Und es kann bestimmt nicht schaden, wenn die Belegschaft sich auch in ihrer Freizeit freiwillig mit der komplexen Zielgruppe beschäftigt.

Über MAM:

1976 gründete Peter Röhrig in Wien die MAM Gesellschaft. Noch im selben Jahr kam der erste MAM-Schnuller auf den Markt. Heute beschäftigt der Babyartikelhersteller weltweit rund 1.000 MitarbeiterInnen. In vielen Ländern ist MAM heute Marktfüher, zum Teil mit bis zu 90 Prozent Marktanteil. Seit Jahrzehnten gestaltet Peter Röhrig in der EU-Kommission auch jene Normen mit, denen Schnuller unterliegen. 2019 wurde MAM mit dem EU-Preis für Produktsicherheit ausgezeichnet.

Credits Artikelbild: MAM

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