Digitale Fitness

Alarmierend: Unsere digitale Fitness ist mangelhaft!

Wie steht es um die digitale Fitness der Österreicherinnen und Österreicher? Und wie beeinflusst diese die Arbeitswelt von morgen? Heimische Expertinnen und Experten sind sich jedenfalls einig: Nur wer mit digitalen Skills punkten kann, ist für den zukünftigen Arbeitsmarkt richtig aufgestellt.

Homeoffice. Hybrides Arbeiten. Virtuelle Teammeetings. In Zeiten der Pandemie noch als Notlösung gehandelt, entpuppen sich diese Lösungen in den letzten Monaten als Bausteine der sogenannten „New Work“. Sie formen eine neue Arbeitswelt. Eine Welt, in der vor allem die Fähigkeit, mit digitaler Technologie umzugehen und diese auch zu verstehen, gefragt ist. Dazu zählt aber eben nicht nur das Einloggen ins nächste Zoom-Meeting, sondern vielmehr ein Verständnis für Cybersicherheit oder grundlegende Kompetenz in Sachen künstlicher Intelligenz. Denn genau diese Faktoren sind schon heute für den zukünftigen Erfolg eines Unternehmens mitverantwortlich. Doch wie schafft man es, die digitale Fitness von Jung und Alt zu verbessern? Die Antwort: mit lebenslangem Lernen.

Was ist lebenslanges Lernen?

Lebenslanges Lernen ist ein Bildungskonzept aus den Erziehungswissenschaften. Der Kerngedanke dabei: Menschen werden dazu befähigt, über ihr gesamtes Leben hinweg zu lernen, um die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen im Hinblick auf persönliche, bürgerliche, soziale oder beschäftigungsbezogene Perspektiven zu verbessern. Ganz getreu dem Motto: „Man lernt nie aus.“

Ein Leben lang lernen

Zugegeben, der Begriff „Lernen“ löst vermutlich nicht unbedingt bei jedem Menschen schiere Freude aus. Als Kinder noch wissbegierig, verbinden im Alter viele damit Anstrengungen, Ausdauer und teilweise auch Langeweile. Dass das Lernen aber nach Schule, Ausbildung, Studium und dem Einstieg ins Berufsleben nicht plötzlich aufhört, sondern auch Bestandteil des täglichen Arbeitslebens ist, ist vielen nicht bewusst. „Früher haben wir gelernt, um zu arbeiten, jetzt ist Lernen gleich Arbeit“, bringt es der Direktor für Bildung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, beim Kongress zu digitaler Transformation der Industriellenvereinigung auf den Punkt. Wichtig sei es dem Bildungsexperten zufolge, sich weg von der Einstellung zu bewegen, dass etwas nur für die spätere Karriere angelernt wird und man beim Ziel angekommen wäre, sobald man im studierten Feld arbeite.

Digitale Fitness
Die digitale Fitness ist keine Frage des Alters. Mit lebenslangem Lernen soll diese von Jung und Alt verbessert werden.Foto: adobe stock | luciano

Die Zukunft ist multitalentiert

Wer für die Arbeitswelt von morgen gewappnet sein möchte, muss sich also stets mit seinen eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten auseinandersetzen. Doch genau hier besteht Aufholbedarf: Laut einer Untersuchung der OECD 2021 nehmen in den Mitgliedsstaaten nur sechs von zehn Menschen am Lernen als Erwachsener teil – und planen es auch nicht. Sich auf dem eigenen Fachgebiet ständig weiterzubilden, heißt aber auch, neue Erfolge erzielen zu können. Vor allem in Bezug auf die Digitalisierung müssen weitreichende Kompetenzen angelernt werden. Schließlich nutzen Unternehmen immer häufiger digitale Tools und Plattformen und verwenden smarte Technologien, um etwa die Effizienz zu messen oder Produkte zielgenau zu positionieren.

Digital Skills – der Schlüssel der Zukunft?

So etwa können mit smarten Technologien für Cybersicherheit Kriminelle abgewehrt, mit bestimmten Tools der Klimawandel und Naturkatastrophen vorhergesagt und Produktionsprozesse dank Künstlicher Intelligenz effizienter gestaltet werden. Dass die Digitalisierung auch gleichzeitig zu einem stärkeren Beschäftigungswachstum führt, weiß Staatssekretär Florian Tursky: „Gerade in einer wirtschaftlich fordernden Zeit müssen wir die Chancen der Digitalisierung für Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Lebensqualität offensiv nutzen. Digitales Wissen ist in jeder Hinsicht der Treibstoff für die Zukunft. Deshalb rate ich jedem zu einem digitalen Workout.“

Lebenslanges Lernen – die acht Schlüsselkompetenzen:

  • muttersprachliche Kompetenz
  • fremdsprachliche Kompetenz
  • mathematische und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz
  • Computerkompetenz
  • Lernkompetenz
  • interkulturelle, soziale und Bürgerkompetenz
  • Eigeninitiative und unternehmerische Kompetenz
  • Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit

Wie fit ist Österreich tatsächlich?

Doch wie steht es nun um die digitale Fitness heimischer Arbeitskräfte? Schlecht. Das zeigt das von fit4internet gemeinsame mit Accenture und dem Staatssekretariat für Digitalisierung und Telekommunikation im Bundesministerium für Finanzen geschaffene „Digital Skills Barometer“. Die aktuelle Online-Befragung von 4.000 Personen ab 16 Jahren zeigt: Der digitale Wissensstand der Österreicher ist nicht besonders gut. „Die Erkenntnisse des Barometers zeigen, dass die durchschnittliche digitale Fitness der Österreicherinnen und Österreicher ab 16 Jahren nur bei rund 41 Prozent liegt. Um sich in der digitalen Welt sicher und kompetent zu bewegen, bedarf es jedoch mindestens einer digitalen Fitness von 60 bis 80 Prozent“, erklärt Tursky. Jetzt seien Unternehmen gefordert, um die in Zukunft benötigten Kompetenzen in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung aufzubauen und zu stärken.

Der Arbeitsplatz als Klassenzimmer?

Mit effektiven und bedarfsgerechten Maßnahmen müssen Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen bei ihrer individuellen  beruflichen Entwicklung unterstützen. Zeitgemäße Trainings und Schulungen bereiten den Weg in eine digitale Zukunft. Die Förderung von Digital Skills muss allerdings schon in der Schulzeit beginnen: „Wir müssen jetzt bei der Ausbildung Gas geben“, sagt Therese Niss, Abgeordnete zum Nationalrat und Bereichssprecherin Forschung, Innovation und Digitalisierung, ÖVP.

Digitales Wissen ist in jeder Hinsicht der Treibstoff für die Zukunft. Deshalb rate ich jedem zu einem digitalen Workout.

Florian Tursky, Staatssekretär

Lehrkräfte sollten Lehrbegleiter:innen werden. Und Fächer wie etwa Mathematik so lehren, dass sie auch spannend bleiben und als Teil der realen Welt verstanden werden. Ein Lernen außerhalb der Schule, also Unternehmensführungen oder Besuche von Museen, sollen dabei helfen, lebensnahe Beispiele von Technologien zu erleben. Denn wer nur im Klassenzimmer lernt, kann sich nicht so schnell für komplexere Themen begeistern. Und genau diese Begeisterung ist aber der Grundstein für ein erfolgreiches, lebenslanges Lernen.

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