Digitalisierung

Mehr Umsatz und Jobs durch Digitalisierung

Unternehmen mit hohem Digitalisierungsgrad haben ein größeres Umsatzplus und ein stärkeres Beschäftigungswachstum. Das ergibt eine aktuelle Untersuchung.

Schnelle Frage: QR-Codes – sicher schon verwendet, oder? Es ist eines der im Alltag sichtbarsten Anwendungsbeispiele für die Digitalisierung. Aber wofür steht die Abkürzung „QR“ eigentlich? Antwort: Quick Response, weil sich in den kleinen Quadraten mit den schwarz-weißen Mustercodes „schnelle Antworten“ verbergen. Für Unternehmen kann dahinter auch ein Wachstumsbeschleuniger stecken.

„Die Digitalisierung wird auf Jahrzehnte hinaus treibende Kraft für eine neue wirtschaftliche Prosperität sein können. Analog zur Globalisierung seit den 1990er Jahren eröffnet sie die Perspektive eines enormen Zuwachses an Welteinkommen“, erklärt Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung.

Digitalisierung: Blind oder autonom?

Eine aktuelle Studie bestätigt diese Prognose. Dabei gilt die einfache Schlussrechnung: Je mehr Digitalisierung, desto höher ist das Wachstum. Zu diesem Ergebnis kommt die Untersuchung „Digitale Dividende 2022“ von Accenture und Industriellenvereinigung.

Befragt wurden Unternehmen verschiedener Größen und Branchen, insbesondere aus der Metallindustrie, dem Maschinenbau, der chemischen Industrie sowie der Bauwirtschaft. Sie wurden in vier Kategorien eingeteilt. „Digitales Reifegradmodell“ nennen es die StudienautorInnen.

„Digital blind“: Unternehmen, bei denen Datenspeicherung und Informationsübermittlung noch großteils papierbasiert passiert.
„Digital abbilden“: Informations- und Kommunikationstechnik wird bei Arbeits- und Hilfsmitteln eingesetzt.
„Digital agieren“: Diese Betriebe nutzen ihre Daten und verfügen über eine digitale Prozessoptimierung, aber die Entscheidungen liegen noch beim Menschen.
„Digital autonom“: Es werden datenbasierte Produkte und Dienstleistungen verkauft, Prozesse sind automatisiert und datengestützt, Entscheidungen können auch automatisiert getroffen werden. Bei dieser Stufe wird zudem Künstliche Intelligenz eingesetzt und es stehen digitale Geschäftsmodelle im Fokus. Kurz: Es handelt sich um digitale Profis.

Je digitaler, desto mehr Umsatzplus

Pro Digitalisierungsstufe kann eine statistisch nachweisbare Umsatzsteigerung von acht Prozent festgestellt werden. Die letzte Kategorie – also jene mit dem höchsten Digitalisierungsgrad – erweist sich dabei als Wachstumssieger. Ihre „digitale Dividende“ fällt am höchsten aus.

So legten sie zwischen 2016 und 2019 beim Umsatz um 14 Prozent zu, während gering digitalisierte Unternehmen auf nur 12,6 Prozent kamen. Auch das durchschnittliche Produktivitätswachstum ist bei den digitalen Champions mit vier Prozent vergleichsweise höher als bei den gering digitalisierten Unternehmen mit 2,3 Prozent. Dies gilt auch für das Beschäftigungswachstum, wo Digitalisierungsprofis auf ein Plus von 14,6 Prozent kommen.

Mehr Jobs durch Digitalisierung

Eine weitere Erkenntnis aus der Studie „Digitale Dividende 2022“: Es kommt nicht auf die Größe an – und auch nicht auf das Alter oder die Branche des Unternehmens. „Die Digitalisierung wirkt sich bei allen Unternehmen – unabhängig von der Branche, der Größe, der Struktur oder dem Alter – positiv auf den Geschäftserfolg und das Beschäftigungswachstum aus“, betont Philipp Krabb von Accenture Österreich.

Tatsächlich bringt die Digitalisierung von Unternehmen einen spürbaren Impuls auf dem Arbeitsmarkt. Immer stärker gesucht sind qualifizierte IT-TechnikerInnen, Change-Manager und InstruktorInnen. Wenn das Geschäftsmodell Big-Data-Analysen und Künstliche Intelligenz vorsieht, sind zudem Data-Scientists gefragt.

Mit Datenbrille und Gestensteuerung

Die Unterscheidung zwischen Old und New Economy ist dabei eine künstliche. „Wir sehen Unternehmen sozusagen aus der Oldest Economy – zum Beispiel der Holz- und der Steinindustrie –, die genauso Innovations- und Strukturwandeltreiber sind wie Unternehmen aus der Informationstechnologie“, so Ökonom Christian Helmenstein.

Als besonders lohnend hat sich dabei für die Unternehmen der Einsatz von Datentechnologien wie Cloud Computing beziehungsweise die automatische Datenspeicherung und -analyse herausgestellt. Auch interaktive Geräte (Augmented und Virtual Reality, Gestensteuerung) wirken als Wachstumsdünger. Die „digital Autonomen“ wissen auch um die Sicherheitsvorteile und setzen mehr als andere auf Datenverschlüsselung und QR-Codes. Noch weniger genutzt wird dagegen Machine Learning, also der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).

Daten – der ungenutzte Schatz

Österreich befindet sich damit derzeit, was die Digitalisierung angeht, im europäischen Mittelfeld und belegt nur Platz zehn im diesjährigen Digital Economy and Society-Index der Europäischen Kommission. Insbesondere bei KI und der Nutzung von Big Data wird Österreich Aufholbedarf gegenüber den Vorreitern bescheinigt. Um aufholen zu können, ist für den Standort Künstliche Intelligenz von höchster Relevanz. Simulationsrechnungen zeigen, dass der Einsatz von KI bis 2035 zu einem zusätzlichen jährlichen Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent führen kann.

Grundlage dafür ist eine gezielte „Daten-Bewirtschaftung“, bilden sie doch eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung von KI-Lösungen. Das gelingt derzeit nur bedingt. Laut dem deutschen Kommunikationstechnologieunternehmen T-Systems werden 55 Prozent der globalen Betriebsdaten nicht analysiert. Als sogenannte „Dark Data“ bleiben sie ein kaum genutztes Potenzial.

Richtig eingesetzte Daten ermöglichen dagegen die Entwicklung neuer digitaler Produkte und Dienstleistungen und schaffen neue Ansätze in der Produktion, in der Mobilität, im Gesundheitswesen sowie insbesondere im Bereich des Klimaschutzes.

Credits Artikelbild: adobe stock | amorn

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