ATS Labor Metaversum

Metaversum als ein Wachstumstreiber für AT&S

Der Leiterplattenhersteller AT&S sucht für seinen milliardenschweren Investitionskurs in den kommenden drei Jahren 10.000 MitarbeiterInnen. Befeuert wird das Wachstum unter anderem durch das Metaversum.

Kann Erfolg Routine werden – auch in wackeligen Zeiten? Dem steirischen Leiterplattenhersteller AT&S scheinen die zahlreichen aktuellen Krisen jedenfalls wenig anhaben zu können. Trotz Coronapandemie, Krieg in der Ukraine und damit verbundenen hohen Energiepreisen fährt der Konzern einen ungebrochenen Wachstumskurs. Eine Rekordbilanz folgt der nächsten.

Erst Mitte Mai konnte AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer ein Umsatzplus im abgelaufenen Geschäftsjahr von 34 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro vermelden, heuer sollen es zwei Milliarden werden. Zum Vergleich: 2010 lag dieser Wert noch bei 360 Millionen Euro. In vier bis fünf Jahren peilt man einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro an. Basis dafür ist ein intensiver Ausbau der Produktionskapazitäten und -standorte.

Investitionspaket von drei Milliarden Euro

So errichtet der Mikroelektronikhersteller gerade zwei neue Werke in Kulim in Malaysia. Dieses Investment beläuft sich auf insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Darüber hinaus wird die chinesische Fabrik in Chongqing um in Summe 1,2 Milliarden Euro ausgebaut. Und am heimischen Headquarter in Leoben investiert das Unternehmen 500 Millionen Euro in eine Erweiterung. Dazu kommen jährliche Investitionen von 150 Millionen Euro, die in Updates bestehender Fabriken fließen.

AT&S Chongqing
AT&S-Werk in Chongqing (China). Nach dem Ausbau wird diese Fabrik 2024 im Vollbetrieb laufen.Foto: AT&S

Ähnlich rasant wächst die Belegschaft. Hatte man 2019 noch knapp über 10.000 MitarbeiterInnen, sind es aktuell rund 13.000. Bis 2025 sucht man weitere 10.000 – 700 bis 800 davon für die österreichischen Standorte in Leoben und Fehring, der Rest für die expandierenden Produktionsstandorte in Malaysia und China.

Metaversum als Wachstumsraum

Gerade in Österreich gestaltet sich die Personalsuche aber als „eine große Herausforderung“, gesteht Gerstenmayer. Der Fachkräftemangel wirkt massiv. So ist es – abgesehen vom Ingenieursbereich – seit zwei Jahren auch zunehmend schwer, FacharbeiterInnen und Hilfskräfte zu finden. Und wenn doch, brauche es „aufwendige Qualifizierungsprozesse“ (Gerstenmayer).

Der Ausbau der Standorte und Aufbau von MitarbeiterInnen sind der stabil wachsenden Nachfrage und dem technologischen Fortschritt geschuldet. „Wir sind mit den richtigen Produkten in den richtigen Märkten und für die großen Zukunftstrends gewappnet“, sagt Gerstenmayer. Egal, ob bei Smartphones, bei Autos, in der Unterhaltungselektronik – Stichwort Virtual Reality und Augmented Reality – oder in der Industrie: Überall wachsen Serverlandschaften. Auch in der Grenzregion zwischen analoger und digitaler Welt.

Türen zur virtuellen Welt

Metaversum heißt das entsprechende Phänomen, das weit mehr ist als ein Nachfolger des mobilen Internets, ein neuer App-Store oder das Upgrade eines virtuellen Spiels, nämlich eine digitale Parallelwelt. Es ist die Synthese aus physikalischer Wirklichkeit, erweiterter Realität und künstlich-virtueller Welt. Im Metaversum ist das Virtuelle nicht länger ein Bestandteil der realen Welt. Vielmehr wird die reale Welt Bestandteil eines unendlichen digitalen Raumes.

Das Metaversum hat keinen Ausschaltknopf, keine Pausetaste, es gibt kein Login und Logout. Es ist ein Echtzeit-Erleben, das für jede/n überall dort existiert, so es vernetzte Geräte gibt. Das katapultiert den Bedarf an Datenvolumen noch einmal in neue Höhen. „Wir sehen hier exponentielles Wachstum. Das Datenvolumen, das es braucht, ist atemberaubend“, so AT&S-Vertriebsvorstand Peter Schneider.

Leiterplatten für High-End-Smartphones

Um diese steigenden Datenvolumina verarbeiten zu können, braucht es Hochleistungschips. AT&S gehört diesbezüglich zu den führenden Produzenten. Gefertigt werden beispielsweise sogenannte IC-Substrate. Dabei handelt es sich um hochminiaturisierte Leiterplatten und Schnittstellen für Mikrochips, wie sie in Mobiltelefonen, Laptops oder Servern verbaut sind.

CEO-Andreas-Gerstenmayer
CEO-Andreas Gerstenmayer: „Der Fachkräftemangel weiter sich aus.“Foto: AT&S

Ein Einbrechen der Nachfrage erwartet man bei AT&S nicht. Im High-End-Bereich, für den AT&S produziert, ist der Bedarf ungebremst. Grund ist, dass 5G-Funktechnologie und neue Kameras beziehungsweise Smartwatches und Kopfhörer eigene kleine Leiterplatten beziehungsweise Substrate benötigen. Sie werden vor allem im Werk in Kulim produziert. Zum anderen ist das KonsumentInnenverhalten in diesem Segment ungebrochen und die Nachfrage nach teuren Smartphones hoch. Ähnliches gelte im Automotive-Bereich, wo AT&S-Teile in Radarsystemen verbaut sind.

Lockdown, Erdgas & Alternativen

Auch von steigenden Energiepreisen in Europa ist AT&S verhältnismäßig wenig betroffen, da die energieintensiven Standorte in Asien stehen (wodurch aber wiederum Währungsschwankungen bilanztechnisch wirksamer sind). Selbst den strengen Lockdown in China samt Schließung des Hafens in Shanghai habe man durch großen Einsatz und Ausweichen auf andere Lieferrouten bisher ohne Produktionsstopp bewältigt.

Aktuell laufe die Kapazität auf 75 Prozent. Parallel hat man für die beiden Standorte in der Steiermark vorgesorgt. In Fehring kann laut Gerstenmayer binnen eines Tages auf andere, lokale Energiequellen anstelle von Erdgas umgestellt werden, in Leoben würde es zwei Tage brauchen, bis ein Dieselaggregat den relativ niedrigen Gasbedarf ersetzen könnte.

GUT ZU WISSEN

  • AT&S ist ein führender Hersteller von hochwertigen Leiterplatten sowie IC-Substraten und produziert für den Elektronik-, Automotive-, Industrie- und Medizintechnikbereich.
  • Vom Headquarter in Leoben aus werden Produktionsstandorte in Österreich (Fehring) sowie Werke in Indien (Nanjangud), China (Shanghai, Chongqing), Malaysia (Kulim) und Korea (Ansan nahe Seoul) gelenkt.
  • Bis 2025 will man rund drei Milliarden Euro in den Ausbau der Standorte in Malaysia, China und Österreich investieren.
  • AT&S hat 1994 mit 939 MitarbeiterInnen gestartet und beschäftigt aktuell weltweit rund 13.000 Personen.
Credits Artikelbild: AT&S

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