Boehringer Ingelheim Labor

Milliardenprojekt von Boehringer Ingelheim schafft 800 neue Jobs

Niederösterreich: Boehringer Ingelheim investiert 1,2 Milliarden Euro in einen Produktionsstandort in Bruck an der Leitha. Mehr als 800 Arbeitsplätze entstehen.

In Niederösterreich freut man sich dieser Tage über die größte Einzelinvestition eines Unternehmens in der Geschichte des Bundeslandes. Verantwortlich dafür ist Boehringer Ingelheim. Das Pharmaunternehmen errichtet in Bruck an der Leitha einen neuen Produktionsstandort. 

Rund 1,2 Milliarden Euro investiert Boehringer Ingelheim in den Bau einer Anlage für biopharmazeutisch hergestellte Arzneimittel. Diese hochkomplexen Medikamente kommen unter anderem bei Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt, zur Anwendung. Es handelt sich um das am stärksten wachsende Medikamentensegment.

Boehringer Ingelheim: Österreich-Offensive

„Biopharmazeutika werden in Zukunft noch breiter eingesetzt werden. Die Nachfrage wächst von Jahr zu Jahr“, so Philipp von Lattorff, Generaldirektor von Boehringer Ingelheim RCV (Regional Center Vienna). Durch die Kapazitätserweiterung am neuen niederösterreichischen Standort entstehen 800 Arbeitsplätze. „Innerhalb weniger Jahre konnten wir die Konzernleitung davon überzeugen, zwei Mega-Investitionen in Österreich zu tätigen“, ist Lattorff stolz. Er wertet es als „Bestätigung für die Attraktivität des Industriestandorts Österreich.“

Erst im vergangenen Oktober hatte Boehringer Ingelheim in Wien nach vier Jahren Bauzeit eine neue Biotechanlage eröffnet. Mehr als 700 Millionen Euro wurden am Standort Wien Meidling investiert, rund 500 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Schon damals war das die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens und die größte Firmeninvestition in Wien seit der Errichtung des General-Motors- Werks in Aspern 1979. In der Anlage werden biopharmazeutische Arzneimittel mithilfe von Zellkulturen hergestellt.

Nur klimaneutrale Energiequellen

Beim Neubau in Bruck an der Leitha liegt ein wesentlicher Fokus auf Nachhaltigkeit. Bodenverbrauch und -versiegelung werden minimiert, Dachflächen begrünt und Parkplätze mit Versickerungsflächen ausgestattet. Die Energieversorgung erfolgt über ein Biomassekraftwerk am Werksgelände. Die Anbindung an einen angrenzenden Windpark sowie eine nahegelegene Biogasanlage sorgen zusammen mit einer Photovoltaikanlage dafür, dass die neue Produktionsstätte vom ersten Tag an ausschließlich aus klimaneutralen Energiequellen versorgt wird.

BI neues Werk
Noch existiert der neue Standort von Boehringer Ingelheim in Bruck an der Leitha nur als Computeranimation. Der Spatenstich soll Anfang 2023 erfolgen. Foto: Boehringer Ingelheim

Der Spatenstich ist für das erste Quartal 2023 geplant. Insgesamt will Boehringer Ingelheim im ecoplus-Wirtschaftspark bis zu sieben Gebäude errichten. Neben dem Produktionsgebäude entstehen unter anderem ein Komplex für die Qualitätssicherung, eine Energiezentrale, ein Logistikzentrum, ein Seminarzentrum sowie ein Eingangs- und Kantinengebäude. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant.

50.000 Mitarbeiter weltweit

Boehringer Ingelheim zählt zu den zwanzig führenden Pharmaunternehmen weltweit. Die Schwerpunkte des 1885 gegründeten Unternehmens in Familienbesitz sind die Arzneimittelforschung sowie die Entwicklung, Produktion und der Vertrieb neuer Medikamente mit hohem therapeutischem Nutzen für die Humanmedizin und die Tiergesundheit. Mit Hauptsitz in Ingelheim (Deutschland) ist der Konzern Arbeitgeber von mehr als 50.000 MitarbeiterInnen weltweit, 2.400 davon in Österreich. 

Die Gründung der österreichischen Niederlassung im Jahr 1948 war der erste Schritt zur Internationalisierung von Boehringer Ingelheim. Heute ist man in 146 Ländern mit Produkten vertreten. Allein das Regional Center Vienna trägt die Geschäftsverantwortung für 33 Länder in Mittel- und Osteuropa sowie in Zentralasien. Zudem ist der Wiener Standort seit zwei Jahrzehnten das Krebsforschungszentrum von Boehringer Ingelheim. Jährlich investiert man rund 200 Millionen Euro in die Forschung.

Künstliche Intelligenz zur Seuchenbekämpfung

Im Bereich der Tiergesundheit ist man beispielsweise im vergangenen Jahr eine strategische Partnerschaft mit Lifebit eingegangen. Das Ziel der Kooperation mit dem britischen biomedizinischen Unternehmen: Künstliche Intelligenz (KI) zu nutzen, um wissenschaftliche und andere Quellen in Echtzeit zu überwachen, zu interpretieren und Tierkrankheiten verfolgen zu können.

WissenschafterInnen kombinieren dafür Real-World-Evidence (RWE)-Daten mit neuesten KI-Algorithmen. So will man Ausbrüche von Infektionskrankheiten frühzeitig erkennen und entsprechend reagieren können. Bedeutend ist das vor allem bei der grenzüberschreitenden Ausbreitung von Krankheiten oder dem Auftreten neuer Erreger wie SARS-CoV-2. Es wird nämlich davon ausgegangen, dass mindestens 75 Prozent aller entstehenden Infektionskrankheiten beim Menschen tierischen Ursprungs sind.

GUT ZU WISSEN

  • Boehringer Ingelheim ist der zweitgrößte deutsche Pharmakonzern. Seit 1948 gibt es einen Standort in Wien.
  • Vom Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna (RCV) wird heute die Geschäftstätigkeit des deutschen Konzerns für über 30 Länder in Mittel- und Osteuropa sowie in Zentralasien gesteuert.
  • Die österreichische pharmazeutische Industrie bietet derzeit etwa 18.000 direkte Arbeitsplätze, indirekt sind es 63.000.
Credits Artikelbild: Boehringer Ingelheim

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