MINT-Paradoxon

Preisfrage: Was bitte ist ein MINT-Paradoxon?

Ganz egal ob es darum geht, lebensrettende Impfstoffe zu entwickeln, den Klimawandel zu bekämpfen oder künstliche Intelligenz verantwortungsvoll einzusetzen – unsere Welt braucht die MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Warum aber fehlt es eben an diesen Schlüsselstellen? Jetzt sind neue Strategien gefragt!

Essen bei Kerzenschein im Lieblingsrestaurant. Nicht nur der Romantik wegen, sondern auch, um Strom zu sparen. „Dinner in the Dark“ einmal anders. Auch im Nachbarort verzichtet das China-Restaurant auf künstliche Beleuchtung. Und in der Schule zieht das Kind die Jacke gar nicht erst aus, weil die Heizung heruntergedreht wurde. Noch vor einem Jahr hätte niemand damit gerechnet, dass die Strom- und Gaspreise einmal derart explodieren würden. Und wie es weitergehen wird, lässt sich auch nicht vorhersagen. So wie vieles, das seit 2020 passiert ist.

MINT löst viele Probleme

Doch auch wenn wir nicht wissen, welchen Herausforderungen wir uns in Zukunft stellen müssen, so steht eines fest: Einen wesentlichen Teil zur Lösung der Probleme werden Technik und Technik-Talente beitragen. Sogenannte MINT-Fachkräfte, die eine technisch-wissenschaftliche Ausbildung absolviert haben. Tatsache ist aber auch, dass mehr als 80 Prozent  der österreichischen Betriebe Schwierigkeiten haben, offene MINT-Stellen zu besetzen. Und das trotz der steigenden Nachfrage, bester Karrierechancen und einer überdurchschnittlichen Bezahlung.

Gerade für Mädchen und Frauen ist MINT eine große Chance: sie werden unabhängiger und bekommen den Zugang zu erfüllenden und gut bezahlten Jobs mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung.

Therese Niss, Vorstand der MINTality-Stiftung

Man spricht hier vom MINT-Paradoxon, das speziell bei jungen Frauen besonders stark ausgeprägt ist. Der Grund dafür ist aber nicht etwa fehlendes Talent wie Studien zeigen. Vielmehr liegt es an stereotypen Berufsvorstellungen und veralteten Rollenbildern, die aufgebrochen werden müssen. Das Land Oberösterreich hat daher gemeinsam mit Institutionen wie der MINTality-Stiftung, der Industriellenvereinigung Oberösterreich und der Johannes Kepler Universität Linz eine Reihe von Bildungsinitiativen gestartet, um aufzuzeigen, was mit MINT alles möglich ist.

Lernen auf fremden Planeten

Dazu zählt auch das digitale MINT-Lernspiel „Robitopia“, das für Schüler:innen der dritten bis fünften Schulstufe konzipiert ist. Gestartet wurde im Sommersemester in Oberösterreich, mittlerweile stellt die MINTality-Stiftung das Spiel aber Schulen im ganzen Land kostenlos zur Verfügung. Die Kinder reisen dabei mit ihrem Avatar von Planet zu Planet, sehen sich Videos an, lesen Texte und müssen verschiedene Aufgaben lösen.

Jeder der vier Fantasieplaneten hat einen anderen thematischen Schwerpunkt. Auf Sportopia etwa liegt der Fokus auf Mathematik, Technik und dem Selbstbewusstsein. Auf Blutopia wird hingegen spielerisch Wissen in den Bereichen Medizin und Robotertechnik vermittelt. Gespielt wird über einen Zeitraum von vier Wochen für ungefähr zehn Minuten pro Schultag. Idealerweise während des Unterrichts, sofern ein Tablet oder größeres Smartphone sowie ein Internetzugang vorhanden sind. „Robitopia“ kann aber auch zuhause gespielt werden.

MINT-Paradoxon
Was ist dran am MINT-Paradoxon? Therese Niss, Vorstand der MINTality-Stiftung ist sich jedenfalls sicher: „Die Antworten auf Herausforderungen wie z.B. den Klimawandel werden aus dem MINT-Bereich kommen.“Foto: IV OÖ/Roland Pelzl

Mehr MINT- Mädchen braucht das Land

Ziel des Spiels ist es, Kindern und insbesondere Mädchen MINT-Berufe frei von stereotypen Rollenbildern näherzubringen und ihr Interesse an MINT zu fördern. „Gerade für Mädchen und Frauen ist MINT eine große Chance: sie werden unabhängiger und bekommen den Zugang zu erfüllenden und gut bezahlten Jobs mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Die Antworten auf Herausforderungen wie z.B. den Klimawandel werden aus dem MINT-Bereich kommen“, sagt Therese Niss, Vorstand der MINTality-Stiftung.

Mittlerweile hat „Robitopia“ bereits zahlreiche Auszeichnungen gewonnen. Viel wichtiger jedoch ist, dass das Spiel zu halten scheint, was es verspricht. Denn wie eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) zeigt, konnte das MINT-Interesse speziell bei Mädchen schon nach vier Wochen signifikant gesteigert werden. Ebenso wie das Vertrauen in die eigenen MINT-Fähigkeiten. Außerdem wurde mithilfe von Gamification-Elementen das „Growth Mindset“ gefördert, also das Wissen, dass man die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Lernen und Übung verbessern kann.

Mathematik – vom Angstgegner zum Freund

Die Möglichkeit, sich auch außerhalb der Schule mit Mathematik zu beschäftigen, bietet die Initiative „Mathematik macht Freu(n)de Oberösterreich“ der JKU und der IV Oberrösterreich. Was für manche wie eine Drohung klingen mag, soll Schüler:innen die Scheu vor einem der meistgehassten Unterrichtsfächer nehmen und im Idealfall sogar Spaß machen. So findet jede Woche ein Mathe-Treff an der JKU statt, bei dem Schüler:innen der 5. und 6. Schulstufen sich unter anderem mit Fragen wie „Was hat Origami mit Mathematik zu tun?“ oder „Wie viel Mathematik steckt in Zaubertricks?“ beschäftigen.

MINT-Paradoxon
Angst vor Mathe? Beim sogenannten Mathe-Treff an der JKU sollen Schüler:innen der 5. und 6. Schulstufen sehen, wie viel Spaß Mathematik tatsächlich macht.Foto: JKU

Jeden Monat können sich Mathematik-Interessierte aus ganz Österreich außerdem online der „Aufgabe des Monats“ stellen. Und auch die „Mathe-Night“, die mehrmals im Jahr organisiert wird, ist weit spannender, als es der Name vermuten lässt. Schüler:innen der 6. Schulstufe werden dabei zu einer Mathematik-Schnitzeljagd am Campus eingeladen und müssen an mehreren Stationen Codes knacken und Aufgaben lösen, um am Ende einen Schatz zu finden. Die Erkenntnis, dass Mathematik weit mehr als nur Rechnen ist und unseren Alltag bestimmt, gibt’s obendrein dazu. Der Termin für die nächste Mathe-Night ist übrigens am 14. Februar 2023.

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