Kühlen im Supermarkt

Mit „grüner Kälte“ im Kühlregal an die Weltspitze 

AHT beliefert den Lebensmittelhandel sowie die Eiscreme- und Getränkeindustrie mit energiesparenden Kühlregalen. Der steirische Weltmarktführer setzt dabei auf „coole“ Innovationen.

Würde man zu Hause auch eher nicht machen: zum Kühlen der Wohnung die Kühlschranktüre offenhalten. In den Supermärkten des Landes passiert das aber – sogar ohne dem Ziel, das Einkaufen für die Kund:innen zum „extracoolen“ Abenteuer zu machen. Vielmehr geht es um eine barrierefreie Griffweite. Deshalb beherbergen die Kühlregale für Milchprodukte, Getränke oder Fleisch zwar ein enormes Angebot, besitzen aber meist keine Türen. Das sorgt zwangsläufig für abstrahlende Kälte, aber vor allem für einen hohen Energieverbrauch

Gerade bei Supermärkten und Discountern, die ihren Kund:innen traditionell eine große Auswahl in langen Kühlregalwänden bieten, besteht zwischen Butter, Milch und Käse ein enormes Einsparungspotenzial. Immerhin entfallen rund 40 bis 45 Prozent des Gesamtenergiebedarfs eines Supermarktes auf den Bereich der Kühlung. Das müsste aber nicht sein.

Kühlregale als Heizung

Laut den Expert:innen von AHT Cooling Systems könnte man mit Türen an den Kühlregalen 50 bis 60 Prozent Energie einsparen. Bei AHT weiß man wovon, man spricht: Das Unternehmen gilt als Weltmarktführer für Kühl- und Tiefkühlgeräte, die – so heißt das in der Branche – „steckerfertig“ sind, also nach der Lieferung nur noch ans Stromnetz angeschlossen werden müssen, um betriebsbereit zu sein.

Entwickelt und produziert werden die Kühlgeräte am Unternehmenshauptsitz im steirischen Rottenmann. Für Lebensmittelgeschäfte hat man beispielsweise energieeffiziente Kühlvitrinen mit Glastüren im Portfolio. Außerdem kann die von den Kühlgeräten produzierte Abwärme zum Heizen der Räumlichkeiten genutzt werden. Kälte einsparen – Wärme einspeisen, lautet die betriebswirtschaftliche Rechnung.

30 Prozent Einsparung

Abseits der Hardware ist man bei AHT aber auch Energieeinsparpotenzialen bei flüssigen Produkten auf der Spur. So arbeitet die 75-köpfige AHT Forschungs- und Entwicklungsabteilung bereits seit 1995 an nachhaltigen Kältemitteln. Seit 2005 ist ein entsprechend energiesparendes Produkt mit dem Namen „R290 Propan“ am Markt. Mittlerweile sind zwei Millionen Einheiten für Kunden aus der ganzen Welt produziert worden.

AHT Kühlregal
Türen statt offene Regale: Energiesparendes Kühlsystem für den Lebensmittelhandel.

Was dieses, laut AHT „grüne“, Kühlmittel auszeichnet? Es ist nicht ozonschädlich und besitzt ähnliche Drucklagen wie herkömmliche Kältemittel – was Einfluss auf die Größe der einzusetzenden Bauteile und Rohrleitungen hat – und zeigt vergleichbare Kälteübertragungsleistungen. Das bringt eine hohe Energieeffizienz und sehr gute thermodynamische beziehungsweise kältetechnische Eigenschaften. Das Einsparungspotenzial gegenüber anderen Kältemitteln liegt demnach zwischen neun und 30 Prozent, rechnet man bei AHT vor.

Fachkräftemangel schlägt durch

Das Firmenkürzel AHT stand einst, als man 1983 aus dem Hauptproduktionsstandort von Bauknecht zum eigenständigen Unternehmen wurde, für „Austria Haustechnik“. Seit 2019 firmiert man unter AHT Cooling Systems und ist mittlerweile Teil der japanischen Daikin-Gruppe, die das steirische Unternehmen um 881 Millionen Euro übernommen hat. Als Konstante blieb in den letzten Jahren – abgesehen von einer coronabedingten Kurzarbeitsdelle – ein strammer Expansionskurs. Zuletzt wurde das Betriebsgelände erweitert und der Personalstand erhöht. 

Letzteres ist keine leichte Übung. Auch bei AHT spürt man den Fachkräftemangel. Seit Jahren setzt man daher intensiv auf Lehrlingsausbildung. Außerdem hat man vor eineinhalb Jahren knapp über einhundert Leiharbeiter:innen in die fixe Belegschaft übernommen.

Dach als Energiequelle

Auf dem Weg Richtung grüner Zukunft ist man aber auch selbst. So liefert eine neue Photovoltaikanlage auf den Dächern der AHT-Produktionshallen in Rottenmann bis zu 20 Prozent des eigenen Energiebedarfs. Der ohnehin weniger wird, weil durch den Einbau von energieeffizienter LED-Beleuchtungstechnologie der jährliche Strombedarf um 13 Prozent gesenkt werden konnte.

Photovoltaik AHT
Bei AHT nutzt man Sonnenenergie statt Gas für die Produktion von Kühlgeräten.

Als weitsichtig angesichts der aktuellen Entwicklungen am Energiemarkt hat sich zudem die Installation einer Wärmepumpe erwiesen. Damit konnte Gas als Energiequelle durch Strom ersetzt werden, der entweder aus der Eigenproduktion oder in Kürze nur noch als „grüner Strom“ zugekauft wird.

GUT ZU WISSEN

  • AHT Cooling Systems betreibt vier Werke weltweit (Österreich, China, Brasilien, USA). Das Headquarter steht in Rottenmann, wo 1.600 der 1.900 Mitarbeiter:innen beschäftigt sind.
  • 1983 gegründet, wurde man 2013 von Bridgepoint übernommen, seit 2019 ist das Unternehmen Teil der japanischen Daikin Industries.
  • Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro, die Exportquote liegt bei 98 Prozent.
  • 95,9 Prozent der österreichischen Haushalte geben an, im Jahr 2022 zumindest einmal ins Kühlregal gegriffen und Tiefkühlprodukte eingekauft zu haben. Aus diesem Konsumverhalten ergeben sich 92.422 Tonnen jährlich verkaufte Tiefkühlware (exklusive Pizza, Eis und Torten).
Credits Artikelbild: adobe stock | littlewolf1989

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